Vom Pathos in der Kunst
:
ENTW: PROF. F. A. BREUHAUS. »STEHLAMPE« IKORA-EDELPATINA
monumentaler Wirkung entscheidend
ist, daß das Dargestellte die Wahl sol-
cher Größenverhältnisse zum mindesten
rechtfertige, sind der Wahl des künst-
lerischen Vorwurfes ganz bestimmte
Grenzen gesetzt, soll sich nicht zwischen
Gegenstand und Darstellung eine Dis-
krepanz ergeben. Aus dieser Forderung
erfließt die Notwendigkeit, den für sol-
che Darstellung untauglichen Normalfall
zum Grenzfall zu steigern. Mit beson-
derer Eindringlichkeit wirkt im Sinne
derMonumentalität das rhythmischeEle-
ment des Kunstwerks, indem etwa die
Bewegungen der einzelnen dargestellten
Personen unter einem einheitlichen Ge-
sichtspunkte zusammengefaßt werden,
so daß sie sich nicht mehr in verschie-
dene kurze rhythmische Wellen auflösen
lassen, sondern alle nur als Bestandteile
eines großen, das ganze Werk beherr-
schenden Rhythmus ins Bewußtsein des
Beschauers dringen. Es ist dies das mu-
sikalische Element der bildenden Kün-
ste, das sie ähnlich verwenden, wie die
Schwesterkunst mit Vergrößerungen und
Verkleinerungen eines Motivs, eines
Rhythmus arbeitet. — Umgekehrt ist wie-
der die Farb wirkung von der Malerei aus
in die Schwesterkünste eingedrungen.
Dagegen ist die Raumverteilung, ein an-
deres der mannigfachen Mittel monu-
mentaler Wirkung, ein spezifisches Aus-
drucksmittel der bildenden Künste, das
natürlich mit der besonderen Art zusam-
menhängt, wie diese den Raum erfüllen.
Die pathetische Kunst spricht eine
deutliche Sprache und ihre Anforde-
rungen an den Beschauer sind nicht miß-
zuverstehen: sie verlangt von ihm Ernst,
innere Sammlung und Tiefe, durch die
erst ihr Ethos richtig zur Geltung kom-
men kann. Die Krise des Kunstgenus-
ses, wie sie die modernen maschinellen
Errungenschaften vornehmlich in der
Musik herbeigeführt hat, hat aber
auch auf die bildenden Künste überge-
griffen. Dazu kommt, daß das Pathos auf
anderem Wege gründlich in Verruf ge-
raten ist. Und so hat man erst eigentlich
entdeckt, daß das Pathos auch seine tech-
nische Seite hat, daß es in gewissem Grade
auch an sich und durch sich zu tragen
geeignet ist, daß es manche Schwäche,
selbst Hohlheit zu überbrücken vermag;
ja daß es in vielen Fällen verfälscht,
indem es manches, was sich vermöge
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ENTW: PROF. F. A. BREUHAUS. »STEHLAMPE« IKORA-EDELPATINA
monumentaler Wirkung entscheidend
ist, daß das Dargestellte die Wahl sol-
cher Größenverhältnisse zum mindesten
rechtfertige, sind der Wahl des künst-
lerischen Vorwurfes ganz bestimmte
Grenzen gesetzt, soll sich nicht zwischen
Gegenstand und Darstellung eine Dis-
krepanz ergeben. Aus dieser Forderung
erfließt die Notwendigkeit, den für sol-
che Darstellung untauglichen Normalfall
zum Grenzfall zu steigern. Mit beson-
derer Eindringlichkeit wirkt im Sinne
derMonumentalität das rhythmischeEle-
ment des Kunstwerks, indem etwa die
Bewegungen der einzelnen dargestellten
Personen unter einem einheitlichen Ge-
sichtspunkte zusammengefaßt werden,
so daß sie sich nicht mehr in verschie-
dene kurze rhythmische Wellen auflösen
lassen, sondern alle nur als Bestandteile
eines großen, das ganze Werk beherr-
schenden Rhythmus ins Bewußtsein des
Beschauers dringen. Es ist dies das mu-
sikalische Element der bildenden Kün-
ste, das sie ähnlich verwenden, wie die
Schwesterkunst mit Vergrößerungen und
Verkleinerungen eines Motivs, eines
Rhythmus arbeitet. — Umgekehrt ist wie-
der die Farb wirkung von der Malerei aus
in die Schwesterkünste eingedrungen.
Dagegen ist die Raumverteilung, ein an-
deres der mannigfachen Mittel monu-
mentaler Wirkung, ein spezifisches Aus-
drucksmittel der bildenden Künste, das
natürlich mit der besonderen Art zusam-
menhängt, wie diese den Raum erfüllen.
Die pathetische Kunst spricht eine
deutliche Sprache und ihre Anforde-
rungen an den Beschauer sind nicht miß-
zuverstehen: sie verlangt von ihm Ernst,
innere Sammlung und Tiefe, durch die
erst ihr Ethos richtig zur Geltung kom-
men kann. Die Krise des Kunstgenus-
ses, wie sie die modernen maschinellen
Errungenschaften vornehmlich in der
Musik herbeigeführt hat, hat aber
auch auf die bildenden Künste überge-
griffen. Dazu kommt, daß das Pathos auf
anderem Wege gründlich in Verruf ge-
raten ist. Und so hat man erst eigentlich
entdeckt, daß das Pathos auch seine tech-
nische Seite hat, daß es in gewissem Grade
auch an sich und durch sich zu tragen
geeignet ist, daß es manche Schwäche,
selbst Hohlheit zu überbrücken vermag;
ja daß es in vielen Fällen verfälscht,
indem es manches, was sich vermöge
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