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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Schürer, Oskar: Neue Bilder von Georg Kars
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0369

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NEUE BILDER VON GEORG KARS

Die Kunst des Malers G. Kars, der in Paris
lebt, ist heute auf eine Stufe gelangt, da
sie der interpretierenden Worte entbehren kann.
Wir konnten an dieser Stelle im Laufe der Jahre
die verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung
zeigen. Was wir heute abbilden, zeigt große
ruhige Sammlung aller Quellen, die ehedem in
schönem Nebeneinander den Reichtum dieser
Malerei ausmachten. Wenn alle diese Figuren
nun in geruhigem, fast lässigem Gehaben ihr
Sein dem Auge bieten, so ist dieses Motivische
Ausdruck des großen ruhigen Atems, der heute
diese Kunst reif und sicher ausgreifen läßt in
die große Form. Vergleichen wir diese Bilder
der letzten Jahre mit dem früheren Schaffen
des Malers, so fällt uns vor allem das Voll-
und Saftigwerden der Form auf. Sie ist gleich-
sam kondensiert, vertieft sich in sich selbst und
saugt alle kleinliche Unterformung auf zu einer
linearen Verdichtung, die ihrer Wucht gewiß
mit wenigen, aber großen und doch so zarten
Modulationen die Fläche füllt. Demgegenüber
scheint es zunächst, als ob die Farbigkeit im

Gegensinn sich entwickelt hätte. Aus satten,
manchmal bis zur Dumpfheit schweren Tönen
haben sich neuerdings sehr leichte, melodiös auf-
klingende Schichten gelöst, helle Akkorde ver-
binden sich wie zu sanften Spielen, werden von
einem sonoren, doch sparsam verwendeten
Tiefton gehalten und gesammelt. Ist dies ein
Gegensinn ? Ist nicht auch diese malerische
Auf leichterung und Durchtönung Frucht einer
gleichen Reife und Sammlung, der nun in
weichen Stufungen und Entgegnungen die
klarsten Visionen farbigen Reichtums gelingen.
Man sehe in der Gegenüberstellung des Früh-
eren mit dem Heutigen keine Abwertung jenes
Früheren. Es ruhte im Gesetz dieser Entwick-
lung und zeichnete auf seiner Stufe das Wesen
dieses Künstlers. Wir mußten es hier erwähnen,
um im Angesicht des neuesten Schaffens fest-
stellen zu können, wie sinnvoll alle Versprech-
ungen, die im Damaligen angelegt waren, heute
reifen. Kars steigt in kluger Sammlung seines
Lyrismus zur großen Form empor. Wir begleiten
ihn dankbar auf seinem Wege. dr. osk ar schürer.

XXXIII. Marz 1930. 1
 
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