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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Born, Wolfgang: Franziska Zach - Wien-Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0379

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franziska zach—wien

gemälde »aus dublin«

FRANZISKA ZACH—WIEN^PARIS

von wolfgang born

Der Weg dieser Künstlerin führt aus einem
stillen Winkel Oberösterreichs nach Paris.
Dazwischen liegen schwere Lehr- und Werde-
jahre in Wien. Ein halbes Kind noch, lernt sie
in der Textilschule Musterzeichnen, erkämpft
sich den Zutritt an die Kunstgewerbeschule,
erlebt dort denEinfluß Oskar Strnads, erwirbt bei
Müller-Hoffmann die Beherrschung der maler-
ischen Techniken (besonders des Fresko) und
etabliert sich schließlich als Kunstgewerblerin.
Sie macht farbige Emailbilder, erhält auch auf
der Pariser Kunstausstellung 1925 die goldene
Medaille — aber sie fühlt, daß es noch nicht
das Rechte ist. Endlich kommen Aufträge für
Wandmalerei. Zunächst eine kleine Kirche am
Fuße des Großglockners, wo sie unter Bauern
und für die Bauern malte: eine Aufgabe ganz
nach ihren Sinn. Kurz darauf findet sie auch
in Wien Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zur Kom-
position auf großen Flächen zu entfalten. Sie

schmückt eine Loggia mit Wandgemälden, auf
denen Figuren in wohlabgewogener, rhythmi-
scher Gruppierung zusammengeordnet sind.

Jetzt erst, als die inneren und äußeren Vor-
aussetzungen für freieres Schaffen gegeben sind,
findet sie den Weg zum Tafelbild. Auf einer
Reise nach Südfrankreich klären sich ihre An-
schauungen von Raum und Farbe. Sie stimmt
ihre Palette auf einen ihr gemäßen, herben und
kraftvollen Zusammenklang von erdigem Braun,
kaltem Blauschwarz und Orange, das Ganze von
einem silbrigen Grau zusammengehalten. Vor
der einfachen und großen Natur entwickelt sich
ihr angeborener Sinn für das Wesentliche. Straffe
Tektonik durchsetzt von nun an den Bildraum.
Der in der Werkstatt erworbene Sinn für das
Material hat sich vergeistigt. Die Oberfläche
ihrer Bilder gewinnt eine Noblesse, die in ihrer
gedämpften Kraft an gotische Tapisserien er-
innnert. Ihre Kunst wächst noch. . . . u. b.

XXXIII. März 1930. 2
 
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