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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,2): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Berlin, 1878

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Reber, Franz von: Anton Raphael Mengs: geb. zu Aussig 12. Mai 1728, gest. zu Rom 29. Juni 1779
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https://doi.org/10.11588/diglit.34542#0467

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Anton Raphael Mengs.
Geb. zu Aufbg 12. Mai 1728, geft. zu Rom 29. Juni 1779.
Die grofse Leiftung der Carracciften, jenes eklektifche Zufammenfaffen der
Vorzüge des Cinquecento unter theilweifem Rückgänge auf die Antike, war zu
Anfang des 18. Jahrhunderts zu einem Schattenbild geworden. Der fchale Me-
chanismus, unvermeidlich durch das hundertjährige Nachtreten einer an lieh
immerhin achtbaren, aber im Grunde doch nur formalen Theorie, hatte durch
den Zuzug der mehr felbftändigen Richtungen, wie he bis zum Ende des 1/. Jahr-
hunderts in Spanien, in den Niederlanden und felbft noch in Italien blühten,
wenig Lebenskraft, fondern höchftens einige Localfärbung gewonnen. Im
18. Jahrhundert aber war in hilbildender Selbftändigkeit nur eine Nation, bisher
im Wefentlichen ohne folche, auf dem Schauplatze geblieben, nämlich Frank-
reich. Die übrigen Länder zehrten von den verwichenen Zeiten. Hatte näm-
lich auch in Frankreich die monumentale Kunft in die ausgefahrenen Geleife
eingelenkt und damit ebenfo allen felbftändigen Werth verloren, fo war es dort
wenigftens die Cabinetskunft, die wie vorher in der Landfchaft nun im idyllifchen
Genre einen eigenartigen Ton anfehlug. Wie das Rococo in der Architektur,
fo fprach auch feine Cabinetsmalerei den Charakter jener Zeit und damit vorab
Dichten und Trachten des franzöhfchen Hofes in einer Urfprünglichkeit und
Wahrheit aus, welcher man, fo ungefund auch das Vorbild, die Anerkennung
nicht verfagen kann. Allein diefe einzige Kunft der erften Hälfte des 18. Jahr-
hunderts fand wenig Ausbreitung oder vielmehr kein Talent mehr, das fich mit
dem Haupte der Richtung (A. Watteau) hätte meffen können, und war auch
 
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