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2. Die Kunst der schwedischen Großmachtszeit

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die Witwe Gustav Adolfs, die ihm 1654 die Mittel zu einer Aus-
landsreise gewährte. In Rom eignete er sich unter Pietro da Cor-
tonas Leitung die Formensprache des barocken Akademismus, dazu
aber einen tüchtigen Schulsack voller mythologischer und histo-
rischer Kenntnisse an, wie er für einen „gelehrten“ Maler der Zeit
unentbehrlich war. Nach seiner Heimkehr im Jahre 1661 wußte
der tatkräftige Mann seinen Konkurrenten, den holländischen Bild-
nismaler Abraham Wuchters, wegzubeißen; er wurde Hofmaler und
errang sich als anerkannter Vertreter der „hohen“ Malerei eine fast
monopolartige Stellung von solchem Ansehen, daß ihn Karl XI.
1675 unter dem Namen „von Ehrenstrahl“ in den Adelsstand erhob.
Die Ausschmückung von Drottningholm bot seiner Kunst ein
weites Feld. Hier schuf er eine Art provinziellen Maria von Medici-
Zyklus, indem er die Vermählung und die ferneren Schicksale
Karls X. Gustav und seiner Auftraggeberin Hedwig Eleonora mit
flotter Mache in verschmitzten und schwülstigen Allegorieen dar-
stellte. Wenn er aber die Bildung und die Deklamationen auf sich
beruhen ließ und sich Gegenständen des Lebens zuwandte, dann
kam seine gesunde norddeutsche Natur und seine holländische
Schulung zum Vorschein. Seine besten Bildnisse und seine genre-
artigen Darstellungen, eine Zechergesellschaft, ein Kellner, ein
Mohr mit Papagei und Meerkatze, bekunden frischen Blick für das
Charakteristische und eine breite Kraft in Form und Farbe. Ja,
bei manchen seiner Tierbilder, insonderheit der „Auerhahnbalz“,
muß man über Jahrhunderte hinweg an Liljefors denken. Um ihn
sammelte sich eine Schule, zu deren Erhaltung und Fortführung er
sich etwa 1675 seinen Schwestersohn David Krafft (1655—1724)
aus Hamburg holte. Der durfte zu seiner Ausbildung volle zwölf
Jahre im Auslande verweilen, schulte sich in Rom und Neapel an
Maratta und Luca Giordano, studierte aber doch auch schon zwei
Jahre in Paris, wo er die Kunst Mignards und Rigauds kennen
lernte. Die Wendung der schwedischen Malerei von Italien nach
Frankreich kündigt sich an. Heimgekehrt rückte er nach des
Oheims baldigem Tode in dessen Stellung und Ehren ein, und es
bildeten sich nun in der Ehrenstrahl-Krafftschen Schule die ersten
einheimischen Malertalente aus. Daneben begründete der aus dem
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