11. Durchbruch und Neuromantik in Norwegen
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nale Kunst gleichsam zu unlöslich verwobenen Vorstellungen zu-
sammenwuchsen, gewann der Naturalismus in Norwegen eine be-
sondere Wurzelfestigkeit; eine Zeitlang bildete er geradezu eine
Art Glaubensbekenntnis, dem alle anderen Bestrebungen verdächtig
waren, und selbst als neue Strömungen Raum gewannen, konnte
er doch immer eine Stellung in der norwegischen Kunst behaupten.
Christian Krohg und Fritz Thaulow waren die ersten, die (um
1880) ihr Schaffen nach Norwegen selbst verlegten, aber seit etwa
1883 waren bereits die bedeutendsten Kräfte der jungen Malerei
in Christiania versammelt und entschlossen, der Kunst im Lande
eine Heimstätte zu bereiten. Damit setzte auch in Norwegen der
Kampf um das freie Lebensrecht der modernen Kunst ein. Der
Widerstand einer überalterten Akademie blieb ihr freilich erspart;
aber der Kunstverein in Christiania, das einflußreichste Organ des
Kunstlebens, hielt hartnäckig zum Publikumsgeschmacke und
suchte die neue Richtung durch Vernachlässigung ihrer Vertreter
bei seinen Ankäufen und durch Ausschluß ihrer Werke von den
Ausstellungen lahmzulegen. Den Kampf eröffnete Otto Sinding,
dann griff Thaulow ein, aber vor allem war Werenskiold der Führer
der nationalkünstlerischen Bewegung der achtziger Jahre. 1882
veranstalteten die Modernen eine eigene Kunstausstellung, und 1884
setzten sie beim Storthing eine Neuorganisation des norwegischen
Kunstlebens durch, die den Künstlern Selbstverwaltung und Jahres-
ausstellungen mit freigewählter Jury sicherte. Diese Kampfjahre
haben dem norwegischen Volke zum ersten Male die Kunst als
eine nationale und kulturelle Angelegenheit höchsten Ranges zum
Bewußtsein gebracht, und indem das leicht erregbare Nationalge-
fühl in den Dienst des Kunstinteresses gezogen wurde, gelang es
einer mit beharrlichem Eifer von Künstlern und Schriftstellern
durchgeführten Aufklärungs- und Werbearbeit, der Kunst die An-
erkennung als ebenbürtigem nationalen Kulturfaktor neben Dich-
tung und Musik zu erringen.
Unter den Münchener Norwegern war Eilif Peterssen (geb. 1852),
eine reiche, schwung- und phantasievolle Künstlernatur, das un-
bestrittene Haupt. Schon nach Jahresfrist errang sich der Diez-
Schüler mit dem „Todesurteil Torben Okses“ die Anerkennung als
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nale Kunst gleichsam zu unlöslich verwobenen Vorstellungen zu-
sammenwuchsen, gewann der Naturalismus in Norwegen eine be-
sondere Wurzelfestigkeit; eine Zeitlang bildete er geradezu eine
Art Glaubensbekenntnis, dem alle anderen Bestrebungen verdächtig
waren, und selbst als neue Strömungen Raum gewannen, konnte
er doch immer eine Stellung in der norwegischen Kunst behaupten.
Christian Krohg und Fritz Thaulow waren die ersten, die (um
1880) ihr Schaffen nach Norwegen selbst verlegten, aber seit etwa
1883 waren bereits die bedeutendsten Kräfte der jungen Malerei
in Christiania versammelt und entschlossen, der Kunst im Lande
eine Heimstätte zu bereiten. Damit setzte auch in Norwegen der
Kampf um das freie Lebensrecht der modernen Kunst ein. Der
Widerstand einer überalterten Akademie blieb ihr freilich erspart;
aber der Kunstverein in Christiania, das einflußreichste Organ des
Kunstlebens, hielt hartnäckig zum Publikumsgeschmacke und
suchte die neue Richtung durch Vernachlässigung ihrer Vertreter
bei seinen Ankäufen und durch Ausschluß ihrer Werke von den
Ausstellungen lahmzulegen. Den Kampf eröffnete Otto Sinding,
dann griff Thaulow ein, aber vor allem war Werenskiold der Führer
der nationalkünstlerischen Bewegung der achtziger Jahre. 1882
veranstalteten die Modernen eine eigene Kunstausstellung, und 1884
setzten sie beim Storthing eine Neuorganisation des norwegischen
Kunstlebens durch, die den Künstlern Selbstverwaltung und Jahres-
ausstellungen mit freigewählter Jury sicherte. Diese Kampfjahre
haben dem norwegischen Volke zum ersten Male die Kunst als
eine nationale und kulturelle Angelegenheit höchsten Ranges zum
Bewußtsein gebracht, und indem das leicht erregbare Nationalge-
fühl in den Dienst des Kunstinteresses gezogen wurde, gelang es
einer mit beharrlichem Eifer von Künstlern und Schriftstellern
durchgeführten Aufklärungs- und Werbearbeit, der Kunst die An-
erkennung als ebenbürtigem nationalen Kulturfaktor neben Dich-
tung und Musik zu erringen.
Unter den Münchener Norwegern war Eilif Peterssen (geb. 1852),
eine reiche, schwung- und phantasievolle Künstlernatur, das un-
bestrittene Haupt. Schon nach Jahresfrist errang sich der Diez-
Schüler mit dem „Todesurteil Torben Okses“ die Anerkennung als