Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick
des bereits Bestehenden, vergewaltigt sie
die vorgefundene Substanz und zerstört die
alte Qualität, ohne gleichwertiges Neues zu
schaffen? Entsteht ein überzeugendes bei
composto oder ein unbefriedigendes Mix-
tum compositum?
Der Schlüssel zur Neubewertung dieser
Bauaufgabe liegt vielleicht in der Wahl ei-
ner angemessenen Terminologie: Ersetzt
man den postumen, von einem Stilbegriff
abgeleiteten und latent pejorativen Begriff
„Barockisierung“ durch den allgemeinen
und wertfreien, damals geläufigen Terminus
„Renovatio“, so wird das durchaus positive,
allen Zeiten gemeinsame und legitime An-
liegen dieser Maßnahme besser verständ-
lich: Die Anpassung alter Bauten an neue,
veränderte Bedürfnisse. Das sich dieser völ-
lig normale Vorgang scheinbar so eng mit
dem Wesen des Barock verbindet, steht in
unmittelbarem Zusammenhang mit dem
Charakter dieser Epoche als „Konfessionel-
les Zeitalter“. In einer Zeit, die mehr als al-
le vorherigen und vermutlich auch alle spä-
teren von einem intensiven Nachdenken
über die „wahre Religion“ und ihre Rolle im
öffentlichen und privaten Leben bestimmt
war, und die zugleich die Manifestation
solcher Positionen in Bildern und Bauten
für selbstverständlich und unverzichtbar
hielt, mußte sich auch das steinerne kirch-
liche Erbe notwendigerweise einer Über-
prüfung, Neubewertung und Revision stel-
len. Dort, wo die Konflikte der drei Kon-
fessionen am dauerhaftesten, schärfsten
und unmittelbarsten spürbar waren, im
südlichen Deutschland, führte dies auch zu
den intensivsten Bemühungen um die ak-
tive Aneignung und Erneuerung des kirch-
lichen Erbes, die Renovatio Ecclesiae.
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des bereits Bestehenden, vergewaltigt sie
die vorgefundene Substanz und zerstört die
alte Qualität, ohne gleichwertiges Neues zu
schaffen? Entsteht ein überzeugendes bei
composto oder ein unbefriedigendes Mix-
tum compositum?
Der Schlüssel zur Neubewertung dieser
Bauaufgabe liegt vielleicht in der Wahl ei-
ner angemessenen Terminologie: Ersetzt
man den postumen, von einem Stilbegriff
abgeleiteten und latent pejorativen Begriff
„Barockisierung“ durch den allgemeinen
und wertfreien, damals geläufigen Terminus
„Renovatio“, so wird das durchaus positive,
allen Zeiten gemeinsame und legitime An-
liegen dieser Maßnahme besser verständ-
lich: Die Anpassung alter Bauten an neue,
veränderte Bedürfnisse. Das sich dieser völ-
lig normale Vorgang scheinbar so eng mit
dem Wesen des Barock verbindet, steht in
unmittelbarem Zusammenhang mit dem
Charakter dieser Epoche als „Konfessionel-
les Zeitalter“. In einer Zeit, die mehr als al-
le vorherigen und vermutlich auch alle spä-
teren von einem intensiven Nachdenken
über die „wahre Religion“ und ihre Rolle im
öffentlichen und privaten Leben bestimmt
war, und die zugleich die Manifestation
solcher Positionen in Bildern und Bauten
für selbstverständlich und unverzichtbar
hielt, mußte sich auch das steinerne kirch-
liche Erbe notwendigerweise einer Über-
prüfung, Neubewertung und Revision stel-
len. Dort, wo die Konflikte der drei Kon-
fessionen am dauerhaftesten, schärfsten
und unmittelbarsten spürbar waren, im
südlichen Deutschland, führte dies auch zu
den intensivsten Bemühungen um die ak-
tive Aneignung und Erneuerung des kirch-
lichen Erbes, die Renovatio Ecclesiae.
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