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XIX.

Möbel.

^Dnter dem Vorbehalt, daß Ausnahmen die Regel be-
stätigen, kann man im Prinzip den Satz aufstellen, es gebe
keine alten Möbel mehr. Was unter diesem Namen ver-
kauft wird, ist falsch oder greulich reparirt.

Für gothische und Renaissancemöbel hat die Fälschung
Niittel genug an der Hand. Sie kann das Holz alt
machen mit einem Absud von Nußholzrinde oder vonWall-
nußschalen. Mit einem Polirstahl werden die porösen Holz-
teile eingedrückt, mit einer sehr harten Bürste scharfe Kanten
abgestumpft, und geduldiges Behandeln mit Staub und
Straßenschmutz ersetzt den Niederschlag der Jahrhunderte.
Das nennt man ein Möbel abnutzen (avitir).

Von dergleichen Fälschungen aus Batignolles wimmelt
es an deu Seebadeplätzen und zumal beiden Bauern der
Normandie und Bretagne. Die haben vor zwanzig Jahren
ihre alten, durch den Gebrauch mit einer wunderbaren
Politur versehenen Truhen für wenig Geld verkauft und
nehmen nun Rache, indem sie moderne tener verkaufen, frei-
lich für fremde Rechnung.*)

*) Ähnliches ist an dcn deutschen Meeresküsten und noch
mehr in den Gebirgsliindern zu erleben.
 
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