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XXII. Gewebte 5toffe. 181

Die Färberei bediente sich ehedem sehr einfacher Mittel.
Heutzutage sind die Fabrikanten Cheniiker, gewinnen alle
möglichen Farben aus der Kohle, die aber weder dauer-
haft noch harmonisch sind. Wollte man sie dnrch die Sonne
alt werden lassen, so würden sie einfach verschwinden.
Und das augenblickliche Altmachen mit Vitriol kann wohl
Flecke hervorbringen, abcr sonst nichts.

Und sogar bei Anwendung der alten Färbenüttel, der
Cochcnille, des Jndigo, des Campescheholzes, würde der
alte Effekt nicht hervorzubringen sein, weil die jetzige ver-
vollkommnete und ökonomischc Behandlung des vom Cocon
abgcspultcn Scidenfadens diesem etwas von seinem Sam-
metglanz nimmt, sowie der Hauch des Pfirsichs der Be-
rührung durch die Hand weicht. Die rauhe, grobe, un-
gleichmäßige Seide der früheren Zeit giebt es ebcn heute
nicht mehr.

Der Sainmet wird jetzt mit wenig Seide gemacht.
Die alten Satins, welche schwer, dick, sanft und weich an-
zufühlen waren, haben sich in ein Gewebe verwandelt so
dürr und leicht wie indischer Foulard. Die Harmonie der
Farben ist verschwunden, die Töne sind laut und schreiend.

Der Fabrikaut wird mit aller Trene ein Mnster der
Vergangenheit, selbst die Fehler im Gewebe nachahmen,
aber die Natur des Fadens und das Kolorit sind unnach-
ahmlich. Jn Croix-Rvusse*) sind ohne Absicht der Täu-
schung Versuche gemacht worden, von alten Geweben Fac-
similes, Faden für Faden und mit den Faxbentönen, her-

*) Vorstadt von Lpon.
 
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