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Der Lprachmeifter.

(Schluß.)

Nach einer langen peinlichen Pause begann ich endlich
damit „in der polnischen Sprache einen zweifachen Dialekt
zu unterscheiden, den älteren und neueren. Obwohl der
ältere nur ivcnig gesprochen würde, so müsse er uns doch
beim Studium der Sprache als Grundlage dienen, um von
ihm zu den allgemeineren, neuen überzugehn."

Auf diese Weise suchte ich einigen Zusammenhang zwi-
schcn Horaz und dem polnischen Buche, das ich nächster Tage
erwartete, herzustellen und begann nun auf dieser Einleitung

fußend, meine Schülerin in dem einzigen, was ich
kannte, im Latein zu unterrichten.

Nie hatte ich einen so dankbaren Zuhörer,
als des Müllers Tochter. Sie schien unter jedem
meiner Worte frisch anfzuleben und wenn sich ihre
Theilnahme Anfangs nur in einer aufmerksamen
Beharrlichkeit äußerte, so wurde sie doch von Stunde
zu Stunde beredter und mannigfaltiger.

Nicht mir war das Verdienst hieran zuzurech-
nen, der Grund lag in den Verhältnissen, unter
denen Anna ausgewachsen war. Wer das liebliche
blonde Kind mit den scelenvollen, blauen Augen
aufmerksam betrachtete, dem konnte ein Zug tiefen
Schmerzes in ihrem Antlitz nicht entgehen. Daß
die Trennung von ihrem Bräutigam hier nicht zu
Grunde lag, daß sie für diesen weder Haß noch
Liebe, und nur die Erinnerung an einen Jngend-
gespielcn hatte, wurde mir bald klar; es war viel-
mehr der Schmerz eines verwaisten Kindes.

Ihre Mutter mußte eine edle Frau und weit über ihren
Stand hinaus gebildet gewesen sein; sie hatte in der Tochter
den Keim alles Schönen und Guten gelegt, hatte sie sorgsam
von dem Einflüsse der verwahrlosten Stadtjugend fern gehalten,
war aber zu einer Zeit gestorben, ivo Anna ihrer am meisten
bedurft hätte. Zn feinfühlend, um an den Vergnügungen
ihrer Altersgenossen Geschmack zu finden, zu unerfahren, um
auf der betretenen Bahn selbstständig fortzuschreiten, stand
das Mädchen ganz allein da, hatte nicht einmal ein Herz,
das ihren Kummer verstanden hätte.


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Sprachmeister"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Sprachlehrer
Tochter <Motiv>
Haus <Motiv>
Abschied
Müller <Motiv>
Karikatur
Garten <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 27.1857, Nr. 639, S. 97
 
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