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Herrn Graf's Reisetagebuch über Hamburg und Helgoland.

Sondern es ist eine sehr schwierigte Sache, wenn Einer
eine Reise machen will, und weiß es selbst nicht, wo daß er
Hinreisen soll.

Und so ist es diesmal auch mir ergangen, denn ich babe
öfters Abends mit meinem treten Freund und Reisegefehrden Kohle
bei ein Glas Waldschleßchen gesessen und ist uns dabei die ganse
Landkarte in den Kobs herum gegangen. Nun war noch dazu
Kohle, der gute Malermeister, sehr niedergedrickl, weil er im
vergangenen Winter viel von ein reihmatimatsches Leiden ge-
plagt gewesen geworden ist, welches den gansen linken Fligel
von seinem Körper eingenommen hatte. Jetz ist er aber
wieder so ziemlich davon gekuhrirt, und nur ein ganz kleines
Bischen in das Gesichte zurückegeblieben, welches man wirklich
als ein Wetterglas betrachten kann. Denn wenn Kohle auf
seine linke Gesichtshelste ein bischen anschwillt und dicke wird,
so tritt bald darauf seichte Witterung ein; wenn aber Kohlen
sein Gesichte wieder dinne wird, so wird auch das Wetter
balde darauf gut. Wir richten uns jetz auch in die ganse
Stadt blos nach Kohlen sein linkes Gesichte, und keiner Haus-
frau wird es einsallen die Wäsche zu waschen zu wollen, wenn
Kohle auch nur ein bischen angeschwellt ist und auch in die
Erntezeit haben sich alle Bauern aus die Umgegend nach dieses
lebendige Wetterglas gerichtet.

Nach langes Hinge- und Hergerede blieben wir endlich
bei dem Entschluß, entweder nach Paris oder nach Hamburg
zu fahren. Aber welches von diese zwei Beiden? Dieses war
auch keine Kleinigkeit nicht, es zu bestimmen.

Für Paris neigten wir uns in Anfang viel mehr hin,
alleine wenn man sich dort die jetzigten bolitischen Zustande
besieht, so kann eö Einen doch auch nicht gans ekahl sein, weil
man gerade alleweile in Paris als Fremder gar so leicht etwas

bei dem Staate werden kann. Denn sie halten Einen entwe- I
der vor einen Russen und dann wird man bei die Wahlen
gleich zu einen Staatsrath oder Staatsminister ausgewählt.
Oder aber wenn sie Einen vor einen auswertigten Jtaliäner
halten, so denken sie gleich, man hat die ganse Tasche voll Vier-
undzwanzigfinder, Dolche, Säbel und andere Schiesgewehre, wo-
mit das man die jetzigte Dienastie und Regierung aus ihr
Siehstem ricken will. Weßhalb sie Einen dann gleich ohne
Sangfaßon zu Staatsgefangenen machen thun. Also kann man
als ein Fremdling in Paris von einer oder die andere Seite
jetzt eine Staatsanstellung gar nicht mehr aus dem Weg
gehen.

Wir entschlossen uns daher nun für Hamburg, weil dieses
weniger gefehrlich ist und es doch auch zu eins von unsere
Vaterländer gehört, wo man also eine deitsche Zunge spricht.
Da nun Kohle seine linke Gesichtsabtheilung schon lange in
ihre gewöhnlichen Grenzen geblieben war, so konnte man aus
freindliches Reisewetter rechne» und wir setzten uns in Beweg-
lichkeit.

Unser erstes Ziel hatten wir uns auf die alte berimte
Stadt Braunschweig gesteckt, welches eine Stadt ist, die noch
aus das greilichste Alterthuin herrihrt und wo man es ihr
schon auf den ersten Augenblick ansieht, daß man diese Heiser
mit Willen hat in einen solchen alten Baustiel erbaut.

Wie alt die Stadt eigentlich ist, das kann Einem gar
keiner nicht sagen, doch haben sich aus Alterthiemlichkeit und
Schwäche schon die meisten Straßen ganz krumm gezogen, so
daß man es ein Laberind nennen kann. Auch ist wohl dieses
die Ursache, daß man sogar am Hellen lichten Tage selten
einen Menschen auf die Straße sieht, weil es immer sehr
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