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Herrn Graf's Neisetagebuch über Hamburg und Helgoland.

(Fortsetzung.)

Gleich nicht weit von die Bricke war ein Hotel, wo hinein
uns ein Kellner cinladen that. Ich schittelte aber wieder mit
dem Kobfe und sagte: Nein, wir möchten mehr nach dem
Mittclbunktum von die Stadt hinein und womöglich an die
Alster vorne heraus.

„Sie meinen wohl an den Rein hinten hinaus," lccheltc
sehr spitzfindig der Kellner.

„Seit wenn liegt denn Hamburg an den Reine?" that
ich nun auch recht lcchcrlich fragen.

„Sie sind ja aber doch nicht in Hamburg", sagte er nun
dagegen wieder.

„Wie? Wir sind nicht in Hamburg?" So thaten wir
nun alle zwei Beide schreien und ließen aus Erschrccklichkcit
unser Reisegcbäck fallen. „Aber wo sind wir denn?

„I nun, Sie sind in Kein am Rein," sagte der
Kellner und lachte dabei ganz hcnisch.

Jetz dachte ich aber doch, es hätte uns ein Donner und
Blitz gcrihrt und wir sollten in die Erde sinken. Statt nach
Hamburg nach Kein! Allein hicrdaran konnte nur der Eisen-
bahnkonduktchcr schuldig sein, welcher sich in die Nacht verfah-
ren hatte und wahrscheinlich ein Bischen knill gewesen war.
Dieses aber kommt davon, wen. man in die stockbcchfinstre
Nacht hineinfehrt und der Lokomitiefführer weiß die Wege
noch nicht ordentlich.

Wir waren nun aber gans withend und kehrten gleich
wieder um, da wir auf das Gclechtcr von den Kellner gar
nicht hören wollten. Nun wußte ich es auch, daß mir vor-
hin diese Stadt so bekannt vorgckommen war, da ich doch
Kein frihcr schon gcsehn hatte. Dahingegen stirzten wir ganz
aufgebracht auf die Eisenbahndirekzion, wo wir den betrunkenen >

Lockemitiessihrer verklagen wollten, der uns verfahren hatte.
— Ich ließ mich gleich auf das Direkthorium fihrcn, wo ich
einen Mordsschkandal ansangen that, und unsre beiden Billetcr nach
Hamburg vorzcigte. Aber dort wurden sie erst recht grob,
und sagten, daß der Fehler nicht an die Eisenbahn, sondern
an uns liegen thäte, weil wir unterwegs nicht auf den andern Zug
nach Hamburg gestiegen wären. Nun sahen wir wohl ein,
daß wir Unrecht hatten und wollten schweigen, allein jetz muß-
ten wir nun für die ganse Dur nach Kein bezahlen, obgleich
wir gar nicht hichcrgewollt hatte». Dieses war eine schöne
Bescherung, aber da hals kein Grobscin gar nichts, denn die
Hcrrens waren noch zehnmal grober wie wir, wie dieses auf
die Eisenbahnen immer der Fall ist.

So standen wir also in Verzweiflung da und hätten uns !
lieber die Haare ausrubfen mögen. Aber dieses hätte doch j

auch nichts nicht geholsen, denn das sind nun einmal die bit- j
terlichten Erfahrungen, die Einer, oder auch Zweie auf der j
Reise machen kennen.

Wir wendeten der alten Stadt natürlich mit einem Flug !
und Verwinschung den Ricke», und fuhren mit die nächste
Dambfgelegcnheit wieder dahin, von woher daß wir gekommen j
waren. Jetz basten wir aber gar sehr auf, daß wir den Ei- j
scnbahnkreizweg nicht wieder vcrseimtcn und erkundigte» uns
auf jede Stazion, ob es hier »ach Hamburg abgchen thäte.
Aber darüber wurden die Herrn Eisenbahnkonduktchrers auch
wieder emfindlich und grob, woraus man sicht, daß sie Einen
immer grob auf die Eisenbahn behandeln, man mag nun gar !
nicht fragen oder auch wenn man immer fragt, ob man rich- \
tig ist.

Nack eine kostspielige und viclmeilige Rickfahrt kamen wir


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