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O0 Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- f* M Erscheinen wöchentlich ein Mal. SubscriptionS- VVVII

Handlungen, sowie von allen Postämtern und ^ preis für de» Band von 26 Nummern 3 fl. 54 fr.

ZeitungScrpcdiiioncn angenommen. _ oder 2 Nihlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern losten >2 kr. oder 4 Sgr.

Herrn Graf's Neisetagebuch über Hamburg und Helgoland.

(Fortsetzung.)

Aber auch hier that cs uns nicht viel besser gehn, denn
wir suchten nach alle Seiten und fanden nichts, bis wir uns
wieder an einen Mann richteten, der uns nach eine Erhöhung
wies, wo eins sei» sollte, obgleich man von unten gar nichts
sehn that. Wir glimmten also auf den Higel hinauf, sahen.
aber auch blos einige Beime, bis wir uns ganz hinan gear-
beitet hatten, wo man mit vieler Mihe durch dickes Laub einen
sogenannten Owehlisken sahen mit ein einfaches Brustbildniß.
Wenn dieses nun aber ein Freind des Vaterlandes gewesen
I ist, wie auf die Firma an das Denkmal steht, so hätten sic
ihn brauchen auch nicht die alten Beime so nahe auf die
Nase zu setzen, daß man ihn weder von hinten »och von vorne
ein bischen Ansicht absehen kann.

Wenn man sich nun etwas unbefriedigt weiter wenden
thut, so stößt Einen wieder ein Denkmal auf, wo man aber
auch wieder keinen gansc» Menschen, sondern blos einen Rit-
terschacko und einen Schild nebst Säbel hat daraufgesetzt.

Von dieses Denkmal aber geht eine Erzählung in den
Munde des Volkes herum, welche sehr traurig und eichenthiem-
lich ist.

Es war nämlich ein gewisser Herr Graf Adolf, der mit
seinen Familiennamen der Vierte heißen that, welcher vor viele
hundert Fahre die gansc Stadt Hamburg erst richtig auf die
Strimbfc gebracht hat, indem er Alles ordentlich hergestellt
hat, die Bolizei eingerichtet, ein gehcrigtcS Mas für die
Biertöbfchcn gemacht, die Gasbcleichtung eingeführt und vieles
Andre mehr, was aber die dankbare Nachkommenschaft lange
schon vergessen hat.

Erst die neire Zeit zog vor etwa dreißig Jahre diesen
selbigen Adolf aus die Vergessenheit heraus und lies ihn in

Berlin in Guscisen gicsen, weil sie aus die viele Uebung die
scs in Berlin am Besten in der gansen Welt kennen. Er wurde also °
abgebildet alö ein Ritter mit seinen Schacko und Schilde und
Säbel, welche letzteres drcies man jetzt noch liege» sieht. Und
dann stellte man ihn mitten in die Stadt als Statie auf.
Diese Frcide dauerte aber nicht lange, denn der eiserne Herr
Adolf war Jeden im Wege. Wie sie nun wollten die neie
Börse bauen, da hieß es: „Adolf muß sbringen, man kann
sich so in die Stadt schon nicht mehr drehen und wende».
Darum setzt ihn hinaus, da ist die Luft auch gesünder."

Dieses wurde nun auch getha» und Herr Adolf ans die
Bromenade gestellt, welches ihn schon so sehr geärgert hak, daß
er ganz grin geworden ist. Da hat man ihn aber später

noch einmal auf eine andre Stelle getransbordirt. Nun hat
er es aber nicht mehr auShalten können und aus Kram und
Tiefsinnigkeit steigt er in eine stirmische Nacht von sein

Bostamcnt, legt seinen Schacko nebst Schild und Säbel ganz
ordentlich hin, so wie cs noch jetzt liegen thut und dann —
springt er in die Alster, wo er trotz alle Nachforschungen

sburlos verschwunden ist.

Daher kommt cs, daß jetzt blos noch die baar Sache»
auf das Denkmal liegen. Man will auch an das gansc

Bostament jetzt Räder anbringcn, weil man eS doch balde

einmal wieder wo andershin setze» wird. Auch kennte eö dann
gegen ein Billiges wöchentlich an Liebhaber vermicthet werden,
die gern ein Denkmal besitzen wollen, aber nicht beriemt ge
nug sind, »m daß sic selbst ansgehauen werden kennen.

Auf dieselbe Bromenade, nur etwas mehr nach die orien-
talische Morgenscitc findet man noch ein Denkmal, welches
man daS sonderbarste von allen Andern nennen kann. Es

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