Fliegende Blätter (27.1857 (Nr. 627-652))

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<<-in Brief an den lieben Gott.

Ein wahres Histörchen.

Am äußersten E»dc eines ungarischen Dorfes liegt
ein kleines ärmliches Häuschen, welches aus Lehm gebaut
und mit Rohr gedeckt, das bescheidene Obdach des Hau-
sirerö Abraham bildet, der die Hände tief in seine Hosen-
taschen versenkt, im »»gedielte» Zimmer seufzend ans und
nieder geht. Sein Weib Miriam sitzt am schmalen nied-
rigen Fcnsterchen, den Kopf gesenkt und die Hände gefaltet,
während eine Thräne leise über die einst volle, runde
und blühende Wange rollt, aus welche der Kummer nun
schon allzulesbare Züge hingezeichnet hat.

„Wie soll man da nicht an Allem verzweifeln," so
unterbricht endlich Abraham daö dumpfe Schweige», welches
in der Stube herrschte, „wie soll man da nicht wankend
werden im Glaube», wenn man so vom Glück verlassen
ist! Da habe ich mich seit Wochen geplagt und gemüht,
um ein Paar Gulden zu verdienen, dainit wir dicOstcr-
brode in's Haus schaffen können und nichts will gelingen;
anstatt zu gewinnen habe ich immer noch verloren; die
Stube ist leer geworden, denn ein Stück nach dem andern
ist hinüber gewandert zum reichen Bauer, nur um das
nackte Leben zu fristen; und nun ist das Passahfest schon
vor der Thüre! Wenn der liebe Gott will, daß ich
fromm sein soll, warum giebt er mir nicht die Mittel
dazu?"

„Und eS borgt uns auch leider.Niemand mehr,"
seufzte Miriam auf.

„Borgen? Wer borgt dem Armen? Dem Neichen,
dcr'ö nicht braucht, borgt Jedermann; kurz mir bleibt
keine andere Zuflucht, als unser großer Schöpfer im
Himmel. Ja der reiche Erzvater Abraham, der hat können

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