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112

Master Vorwärts

Master Vorwärts. „Sagt einmal, mein Lieber,
nicht wahr, diese Wiese gehört Euch?"

„Ja, die ist mein."

„Würdet Ihr dieselbe nicht verkaufen, wenn sie Euch
gut bezahlt würde?"

„Ja, wenn sie gut bezahlt würde! warum nicht?"

„Nun, was verlangt Ihr dafür?"

„Für das Grasslcckerl? ja — wenigstens 200 fl."

„Wie, seid Ihr ein Narr, 200 fl.?!"

„Ja, ist denn das zu viel?"

„Macht Ihr Halbpart mit mir, wenn ich es Euch um
2000 fl. verkaufe?"

„Ja freilich — gern — aber wie kann denn das sein?"

„Das will ich Euch genau auseinander setzen — aber
Ihr müßt meine Anordnungen pünktlichst befolgen. Das
schöne kleine Landhaus daneben hat die Prinzessin Zimpfer-
linde von Geroldstein gekauft, um die Sommermonate hier zu-
zubringen. Euer Wiesfleck, >vie Ihr es nennt, liegt gerade
unter ihren Fenstern. Die Planke, die ihr Anwesen von dem
Eurigen trennt, sollt Ihr unterhalten; das müßt Ihr aber
nicht thun, sondern Ihr müßt vielmehr alle Nägel herausziehen,
damit sie ein recht ruinöses Aussehen bekommt; die kleinen
Bäume und Sträucher, die daranstoßen, müßt Ihr verstüm-

meln, aber nicht aus einmal, sondern allmählich, recht schön
nach und nach.

Ferner müßt Ihr quer über die Wiese einen Strick span-
nen und die schmutzigsten, zerissensten Lumpen daraufhängen.
— Weiter müßt Ihr Euere Kinder an keinem anderen Orte
als auf dieser Wiese prügeln, und immer ans dem f f und
zwar zwei- oder dreimal des Tages, wie mehr sie schreien
und wie mehr Ihr flucht, desto besser.

Dann müßt Ihr Euch einen großen Fanghund anschaf-
fen, dem dürft Ihr aber nichts zu fressen geben, damit er
die ganze Nacht heult vor lauter Hunger.

Endlich müßt Ihr alle Tage auf besagte Wiese Dünger
führen und denselben recht ausbreiten und verrühren, aber
das dürft Ihr nicht eher thun, als wenn Ihr seht, daß die
Prinzessin die Fenster aufmacht.

Wenn Ihr meine väterlichen Ermahnungen befolgt und
denselben genau nachkommt, so stehe ich Euch gut dafür, daß
ich in Zeit von drei Wochen das Geschäft gemacht habe —•
und ich bedinge mir keine andere Remuneration, als die Hälfte
der Kaufsumme und zwar durchaus nicht für mich, sondern
lediglich für meine liebe Nichte Crinolinde, für die ich wie
ein Vater zu sorgen gewohnt bin und der ich diese Bagatelle
als Nadelgeld zuwenden möchte."

Redaction: Casp. Braun im» Fr Schneider. München, Verlag von Braun & Schneider.

Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Or. C. Wolf & Sohn in München.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Master Vorwärts"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Braun, Kaspar
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Unternehmer <Motiv>
List
Krinoline
Nichte
Grundstückskauf
Bodenpreis
Persönlicher Rat
Gewinn
Karikatur
Bauer <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Damenmode <Motiv>
Onkel <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Geschäftstüchtigkeit

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 27.1857, Nr. 640, S. 112
 
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