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Master Vorwärts
Master Vorwärts. „Sagt einmal, mein Lieber,
nicht wahr, diese Wiese gehört Euch?"
„Ja, die ist mein."
„Würdet Ihr dieselbe nicht verkaufen, wenn sie Euch
gut bezahlt würde?"
„Ja, wenn sie gut bezahlt würde! warum nicht?"
„Nun, was verlangt Ihr dafür?"
„Für das Grasslcckerl? ja — wenigstens 200 fl."
„Wie, seid Ihr ein Narr, 200 fl.?!"
„Ja, ist denn das zu viel?"
„Macht Ihr Halbpart mit mir, wenn ich es Euch um
2000 fl. verkaufe?"
„Ja freilich — gern — aber wie kann denn das sein?"
„Das will ich Euch genau auseinander setzen — aber
Ihr müßt meine Anordnungen pünktlichst befolgen. Das
schöne kleine Landhaus daneben hat die Prinzessin Zimpfer-
linde von Geroldstein gekauft, um die Sommermonate hier zu-
zubringen. Euer Wiesfleck, >vie Ihr es nennt, liegt gerade
unter ihren Fenstern. Die Planke, die ihr Anwesen von dem
Eurigen trennt, sollt Ihr unterhalten; das müßt Ihr aber
nicht thun, sondern Ihr müßt vielmehr alle Nägel herausziehen,
damit sie ein recht ruinöses Aussehen bekommt; die kleinen
Bäume und Sträucher, die daranstoßen, müßt Ihr verstüm-
meln, aber nicht aus einmal, sondern allmählich, recht schön
nach und nach.
Ferner müßt Ihr quer über die Wiese einen Strick span-
nen und die schmutzigsten, zerissensten Lumpen daraufhängen.
— Weiter müßt Ihr Euere Kinder an keinem anderen Orte
als auf dieser Wiese prügeln, und immer ans dem f f und
zwar zwei- oder dreimal des Tages, wie mehr sie schreien
und wie mehr Ihr flucht, desto besser.
Dann müßt Ihr Euch einen großen Fanghund anschaf-
fen, dem dürft Ihr aber nichts zu fressen geben, damit er
die ganze Nacht heult vor lauter Hunger.
Endlich müßt Ihr alle Tage auf besagte Wiese Dünger
führen und denselben recht ausbreiten und verrühren, aber
das dürft Ihr nicht eher thun, als wenn Ihr seht, daß die
Prinzessin die Fenster aufmacht.
Wenn Ihr meine väterlichen Ermahnungen befolgt und
denselben genau nachkommt, so stehe ich Euch gut dafür, daß
ich in Zeit von drei Wochen das Geschäft gemacht habe —•
und ich bedinge mir keine andere Remuneration, als die Hälfte
der Kaufsumme und zwar durchaus nicht für mich, sondern
lediglich für meine liebe Nichte Crinolinde, für die ich wie
ein Vater zu sorgen gewohnt bin und der ich diese Bagatelle
als Nadelgeld zuwenden möchte."
Redaction: Casp. Braun im» Fr Schneider. München, Verlag von Braun & Schneider.
Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Or. C. Wolf & Sohn in München.
Master Vorwärts
Master Vorwärts. „Sagt einmal, mein Lieber,
nicht wahr, diese Wiese gehört Euch?"
„Ja, die ist mein."
„Würdet Ihr dieselbe nicht verkaufen, wenn sie Euch
gut bezahlt würde?"
„Ja, wenn sie gut bezahlt würde! warum nicht?"
„Nun, was verlangt Ihr dafür?"
„Für das Grasslcckerl? ja — wenigstens 200 fl."
„Wie, seid Ihr ein Narr, 200 fl.?!"
„Ja, ist denn das zu viel?"
„Macht Ihr Halbpart mit mir, wenn ich es Euch um
2000 fl. verkaufe?"
„Ja freilich — gern — aber wie kann denn das sein?"
„Das will ich Euch genau auseinander setzen — aber
Ihr müßt meine Anordnungen pünktlichst befolgen. Das
schöne kleine Landhaus daneben hat die Prinzessin Zimpfer-
linde von Geroldstein gekauft, um die Sommermonate hier zu-
zubringen. Euer Wiesfleck, >vie Ihr es nennt, liegt gerade
unter ihren Fenstern. Die Planke, die ihr Anwesen von dem
Eurigen trennt, sollt Ihr unterhalten; das müßt Ihr aber
nicht thun, sondern Ihr müßt vielmehr alle Nägel herausziehen,
damit sie ein recht ruinöses Aussehen bekommt; die kleinen
Bäume und Sträucher, die daranstoßen, müßt Ihr verstüm-
meln, aber nicht aus einmal, sondern allmählich, recht schön
nach und nach.
Ferner müßt Ihr quer über die Wiese einen Strick span-
nen und die schmutzigsten, zerissensten Lumpen daraufhängen.
— Weiter müßt Ihr Euere Kinder an keinem anderen Orte
als auf dieser Wiese prügeln, und immer ans dem f f und
zwar zwei- oder dreimal des Tages, wie mehr sie schreien
und wie mehr Ihr flucht, desto besser.
Dann müßt Ihr Euch einen großen Fanghund anschaf-
fen, dem dürft Ihr aber nichts zu fressen geben, damit er
die ganze Nacht heult vor lauter Hunger.
Endlich müßt Ihr alle Tage auf besagte Wiese Dünger
führen und denselben recht ausbreiten und verrühren, aber
das dürft Ihr nicht eher thun, als wenn Ihr seht, daß die
Prinzessin die Fenster aufmacht.
Wenn Ihr meine väterlichen Ermahnungen befolgt und
denselben genau nachkommt, so stehe ich Euch gut dafür, daß
ich in Zeit von drei Wochen das Geschäft gemacht habe —•
und ich bedinge mir keine andere Remuneration, als die Hälfte
der Kaufsumme und zwar durchaus nicht für mich, sondern
lediglich für meine liebe Nichte Crinolinde, für die ich wie
ein Vater zu sorgen gewohnt bin und der ich diese Bagatelle
als Nadelgeld zuwenden möchte."
Redaction: Casp. Braun im» Fr Schneider. München, Verlag von Braun & Schneider.
Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Or. C. Wolf & Sohn in München.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Master Vorwärts"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)