Fliegende Blätter (27.1857 (Nr. 627-652))

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Der Gras von Langsdorf.

nicht das Vergnügen habe», Sie zu empfangen. Ich bin die-
sem Zufalle wirklich sehr dankbar."

Graf. „Bitte ganz untcrthänig."

Baronesse. „Besuchen Sic das Theater fleißig? Wie
gefällt Ihnen die neue Sängerin?"

Graf. „Famos, magnipcrb, nein, wirklich zum Rasend-
werden."

Baronesse (zur Nichte). „Ein charmanter Cavalier,
welcher Anstand, welche Tournüre!"

Graf. „Wird der Herr Baron noch lange ausbleibcn?"

Baronesse. „Langweilen Sic sich bei uns, Gras?"

Graf. „SD, nicht im Geringsten, allein ich fürchte nur,
die Herrschaften zu incommodiren."

Baronesse. „Incommodiren, Graf? Wir schätze» uns
glücklich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu habe», nicht wahr,
ma eliere niece? Doch da kommt ja der Baron."

Baron. „Ah, was Teufel, Graf, wie kommen Sie hichcr?"

Baronesse. „Ich habe mir erlaubt, den Herrn Grafen
den Damen vorzustcllen, Du wirst doch nicht eifersüchtig sein?"

Baron. „Nicht im Geringsten; ich begreife nur nicht
— Folgen Sic mir aus mein Zimmer, Gras!"

Graf. „Sogleich! Meine Damen, Ihr unterthänigster
Diener."

Gräfin Börschling. „Abscheulich, da entführt er uns den
interessanten jungen Mann dou pro mul gre, ich werde Rache
nehmen." (Der Baron kommt zurück.)

Gräfin. „Aber, oller baron, warum haben Sie den !
Grafen so schnell eskamotirt, wir waren im besten Zuge, eine
interessante Conversatio» mit ihm zu entriren?"

Baron. „Bedauere unendlich, meine Damen, der Herr Graf
mußte mir einen neuen Lcibrock zu der morgenden Soiree anmessen."

Baronesse. „Wa—as? Comment wie?"

Baron. „In der That, der Herr Graf ist der erste
Gehilfe meines Schneiders Langsdorf, ein ganz famoser Kerl.
Darum — "

Alle Damen. „Mon dieu! Meine Nerven! Lau de
Lologuo! Li doue! O'est aboininalllo! Lisette, reinigen Sie
sogleich das Zimmer!"

Redaction: <^asp. Braun und Friedr. Schneider. — München, Verlag von Braun Jk Schneider.

Schnellpresse ii druck von C. N. Schurich in München.