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Herrn Graf's Reisctagebuch über Hamburg

eine anstcndigte Familie mit acht bis zwelf Köbfe auf die ganse
Woche blos vier Loth und wird dieses schon ein sehr netter
Blimchcnkaffcc. Nun -will ich auch annehmen, daß man soll
ein baar Bohnechen mehr nehmen, wenn einmal auswärtigtc
Fremde als Besuch kommen. Aber dieses macht immer blos
in ei» Jahr zwei bis drei Fund aus eine große Familie. Und
hier soll einer gleich zweitausend Zchntner auf einmal nehmen?
So viel hat ganz Sachsen noch nicht verbraucht, seit die Er-
schaffung von die Welt.

Wenn nun die Börse alle ist, dann wird der sogenannte
Kurschzcttcl gemacht, welches aber auch so eine sonderbare Ge-
schichte ist und von die Keiner nichts versteht, weil es in eine
Art Blumcnsprachc geschrieben ist, die sehr lächerlich klingt.

Da heißt cs also zum Beisbiel:

- Der Zucker hat angezogen und ist angenehm. (Daß er
angchnehm ist, das ist eine alte Sache, aber mit das Anziehen
ist es eine Dummheit, denn wenn er seichte wird, taugt er
gar nichts nicht.)

Kaffee war flau und fand keine Nehmer. (Das glaube
ich, das ihn Keiner nicht nimmt, wenn er schlecht und flau ist.
Und noch dazu wenn sie Einen nicht einmal zwei Fund ablasscn
wollen. Dieses geschieht ihnen schon ganz recht, wenn sic ihn
nicht los werden.)

Sicdsrichte gab es nur einen ganz kleinen Bosten.
(Dieses ist auch eine Lige von so Einen, der damit wahr-
scheinlich spekulieren will, denn an das Alsterbassin habe ich
eine ganse Menge Weiber mit Abfelsiucn und ähnliche Sachen
gesehen. Wenn diese wollten auf die Börse kommen, da thäte
cs gewiß gleich heißen: mit die Siedfrüchtc ging es hcitc einmal
recht lebhaft zu.)

Haare sehr viel am Platze. (Ist auch eine Lige, denn
die meisten Hcrrcns an die Börse hatten gar keine nicht mehr,
sondern waren richtige Plattdeitsche. Vielleicht ist cs hier an
die Börse auch wie in Berlin, wo sie sich immer in die Haare
liegen und wo man bei den Börsenaufseher auch kann Stöcke
zu miethen bekommen, wenn das Geschäft recht lebhaft wird.)

Die übrigen Artikel kann ich gar nicht alle mit hier an-
fihren, weil dieses gar kein Ende nimmt, aber auch blos nur
aus lauter solche Ligen besteht.

und Helgoland.

Alleine wenn auch, ein jeder wahrheitsliebende Mcnschen-
sreind wird es doch gestehn missen, daß cs aus die ganse Welt
nicht noch so etwas gicbt, als wie diese Hamburger Börse.
Einer von die anwesenden Herrn, der Kohle» gleich an seine
Mappe und die laugen Haare es ansah, daß er ein Maler-
meister und Kinstlcr wäre, gab ihn einen Auftrag zu ein großes
Oelgemäldc von die innere Börsenansicht. Wo nun Kohle sich
schon in Voraus aus die Grubben einen sogenannten Kartong
ausgcdacht hat/ wie er hier folgt und welches in bunte Farben
sehr viel E h f e k t machen wird.

Wenn mau sich nun an diese Geld- und Börscnangelegcn-
heiten hat satt geschn, so kann man sich gleich wiesahwie in die
Kunstgemäldegalleric wenden, welches eine licblichte Abwechslung
darbieten thut.

Freilich kann man de»'Kunstgenuß nicht mit so rechter Seelen-
| ruhigkeit genießen, den» es geht ei» bischen gar zu enge zu
und von die meisten Bilder sieht man weiter nichts nicht, als
wie den Rücken von den Beschauer, welcher vor Einen steht.

Da cs mir mehrstentheils nur darum zu thun war, daß
mein Freiud Kohle Alles recht dcitlich sehn sollte, weil er doch
ein Maler und Kunstkenner ist, so nahm ich ihn auf dem Ricken,
wo er nun von das Ganse eine bessere Ncbersicht bekommen that.

Bei einige Bilder nitzte aber auch dieses nicht einmal,
denn diese hatte man ganz hinten an eine finstre Wand gehenkt
und andicke Marmohrstatien davorgestellt. Wenn man also da
so ein Bild genau besehen will, dann muß man zum Beisbiel
seinen Kobs zwischen de» Abolo von Bclwetter seine Beine
hindurchstecken. Welches auch für mich etwas zu unbequem war
und warum ich also eigentlich fast gar nichts gesehen gekonnt
haben that.

Wenn sie aber nun einmal nicht mehr Blatz bekommen
kennen, so sollten sie eine andre Einrichtung treffen, da sie anstatt
ncic Bilde anzuschaffen kennten, die Hinderseite von die alte
bemalen lassen, welches ja auch geht und blos umgedreht zu
werden braucht.

Wie wir nun schon dachten, daß wir nun fertig wären
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herrn Graf's Reisetagebuch über Hamburg und Helgoland"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Plastik <Motiv>
Kunstbetrachtung
Kunst <Motiv>
Besucherverhalten
Kunstausstellung <Motiv>
Börse
Malerei <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Hamburg

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 27.1857, Nr. 649, S. 178
 
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