Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
202

Dramatische Scenen

Die Hausfrau (prüfend sich umsehend.)

Was seh' ich, Riecke? Soll das Ordnung heißen,

Wenn früh um zehn Uhr noch die Küche nicht
Ist aufgeräumt, gescheuert und gefegt?

Riecke.

Madame, ich mußte —

Hausfrau.

Ruhig! Still geschwiegen!

Du mußtest auf der Treppe doch wohl stehen
Und mit der Nachbarn Mägde endlos plaudern,

Wie dieß gewöhnlich Dir so eigen ist.

(Riecke will sprechen.)

Kein Wort! Du weißt ich hasse Widerspruch
Und kannst Du Dich nicht ändern, nun so mußt
Mein Haus am nächsten Ersten Du verlassen,

Da überhaupt ich in der jüngsten Zeit
Niel Ursach hatte, über Dich zu klagen.

Riecke (bei Seite.)

Daran ist Franz und meine Lieb' nur Schuld!

(laut) Madame, ich werde eifrig danach trachten,

Daß Ihre Klagen sich nicht wiederholen,

Doch war die Zeit daher ich oft nicht wohl;

Ein scharfer Schmerz hier auf der linken Seite
Hat mich gequält. Ich fühlte oft mich krank.
Hausfrau.

Die linke Scitenkrankhcit ist nicht schlimm
Und heißt mit einem Worte: Grenadier!

Denn oft schon sah ich an der Hausthür Dich
Des Abends jetzt mit dem Soldaten steh'n.

Ich hoffe, daß dich künftig unterbleibe.

Versuchen will ich's ein Mal noch mit Dir.

Doch besserst Du Dich nicht, bist Du entlassen.

Jetzt rasch zur Sache. Meines lieben Mannes
Geburtstag, der just heute fällt, möcht' ich
Durch eines seiner Leibgerichte feiern.

Dampfnudeln, sagt er, liebt er über Alles,

Doch Hab' ich dies Gebäck noch nie versucht.

Weißt Du vielleicht cs zu bereiten, Riecke?

Ri e ckc.

Auch ich versteh' cs nicht, es ist ein bayrisch' Essen
Und ich bin Preußin, wie Sie wissen werden.
Hausfrau.

Daß Du es auch nicht wüßtest, sagte mir
Schon eine dunkle aber ernste Ahuung,

D'rum Hab' ein Kochbuch hier ich mitgebracht,

Das alle Zweifel gründlich lösen soll.

Merk' auf, damit kein Wort Dir jetzt entgeht.

Hier hcißt's: Man nehme von recht seinem Mehle
Ein halbes Pfund, ein wenig Salz dazu,

Von guten Hefen dann der Löffel drei,

Ein ganzes Ei und außerdem vier Dotter,

Zerlass'ne Butter mehr nicht als vier Loth
Und gute Milch, den Teig damit zu machen,

aus dem Alltagsleben.

Den aber wirke man gehörig durch
Und lasse ihn am warmen Ofen gehen.

(Riecke holt während dieser Zeit die verlangten Ingredienzen.)
Hausfrau (entrüstet).

Jst's möglich? Jene Schüssel, die doch erst
Ich kaum gekauft, hat schon solch einen Riß,

Daß man den Teig darin nicht machen kann?

Du hast zerbrochen sie, wie Alles Du zerbrichst.
Riecke.

Madame, nicht ich, die Katze hat's gethan.

Hausfrau.

Und hier der Zucker — ist das noch der Rest
Von jenem Stück, was gestern ich dir gab?

Auch mit der Butter ist's derselbe Fall.

Sag' Mädchen, wo dieß Alles hingeschwuuden?
Riecke.

Madame, die Katze —

Hausfrau.

Schweig mir von der Katze.

Auch Eier fehlen hier in großer Menge.

Hat die etwa die Katze auch gefressen?

Riecke.

Gefressen nicht, zerbrochen aber viele.

Hausfrau.

Für Alles findest Du gleich einen Grund,

Wär's eine Lüg' auch nur, doch wehe Dir,

Wenn Du die arme Katze falsch beschuldigt;

Ich würde streng' Gericht dann mit Dir halten.
Riecke.

Ich bin so schuldlos wie das Sonnenlicht.

H a u s f r a u.

Schon gut, wir sprechen mehr davon. Jetzt treibt
Es in der Schüssel mächt'ge Blasen auf;

Die Wärme bringt den Teig zum raschen Steigen.
Wir dürfen bald zu formen ihn beginnen.

In jenem Tiegel schmelze Butter nun
Und gieße noch auch Rahm etwas hinzu.

Wenn's aber dann im Tiegel zischend siedet,

Dann bilde Kugeln aus dem Teig' und wirf
Sie° in die Butter, bis schön braun sie backen.

Hast Du begriffen, was ich Dir gesagt?

Riecke.

Ein jedes Wort!

Hausfrau.

Wohlan, so werd' ich gehn
Und Dir des Werks Vollendung überlassen.

Doch wehe Dir, kehr' ich zurück und finde
Nicht Alles fertig und im besten Zustand. (Ab.)
Riecke (allein.)

Ja, geh' nur hin, Du Drachenweib und tobe!

Es ist wahrhaftig nicht mehr auszuhalten;

Die Nase steckt sic gleich in jeden Topf,

Weiß wie viel Eier sie und wie viel Butter
Und Zucker sic mir übergeben hat,
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen