Auch ein Jubilar.
In H. starb kürzlich der älteste Auskultator Preußens,
der Baron ö. P., in einem Alter von 79 Jahren, nachdem
er sieben Jahre früher sein fünfzigjähriges Auskultator-Jubi-
läum gefeiert hatte. Er hat in seinem Leben nur einen
Prozeß zu Ende gebracht und zwar in einer Art, die ihm
alle Lust zu weiteren Amtshandlungen benahm. Die Sache
verhielt sich nämlich so: Dem Bauer Kunze tvar sein Huhn
über die Planke geflogen und von dem Nachbar Hinze ein-
gefangen worden. Hinze weigerte unter Läugnen dieses Fakti
die Herausgabe und es kam zu einem Prozesse, den v. P. ,
instruiren sollte. Die Parteien erschienen zur bestimmten
Stunde und v. P. begann unter Entwickelung seiner ganzen
Beredsamkeit einen Sühneversuch, der indes; total fehl schlug.
Nun war guter Rath theuer. Die Gründe des Einen über-
zeugten ihn ebenso wie die des Andern; verlegen rückte er
auf dem Stuhle hin und her und kaute an der Feder. Plötzlich
lief ein Freudenstrahl über sein Gesicht hin und er wendete
sich schnell an den Kläger mit der Frage: was denn das
Huhn wohl Werth gewesen sei? „Mindestens einen Gulden",
war die Antwort. „Nun", sprach P., „so werde ich den
Schaden aus meiner Tasche ersetzen. Seid Ihr damit zu-
frieden?" — „Nein!" riefen Beide wie aus einem Munde.
„Wer soll denn die Prozeßkosten tragen?" Verblüfft sah P.
seine Quäler an, bis er endlich kleinlaut sagte: „Nun, ich
werde auch diese zahlen, aber nun geht, Kinder!" — „Noch
nicht I" erwiderten die Bauern. „Wir haben vom Torfe
hereinkommen müssen, versäumen einen halben Tag Arbeit,
tvas ivir auf mindestens einen halben Gulden pro Mann an-
schlagen müssen. Wenn uns das nicht ersetzt wird, kann aus
der ganzen Einigkeit Nichts werden!"
Herr v. P., welcher einmal A und B. gesagt hatte,
mußte nun auch C sagen und zahlte das Huhn, die Gerichts-
kosten und die Versäumniß der Parteien. An demselben
Tage aber noch bat er um seinen Abschied unter Beibehaltung
seines Titels. Beides wurde ihm gerne und schnell gewährt
und so ward er Senior aller Auskultatoren.
Ordonnanzmäßiger Erbschaftsantritt.
Soldat. „Herr Hauptmann erlauben, daß ich heute
von der Menage wegbleibe, ich bin aus das Gericht vorge-
laden, um eine Erbschaft anzutreten."
Haupt mann. „So, Er kann gehen, aber gebe Er
Obacht, daß Er mit dem linken Fuß antritt, sonst blamirt
Er sich vor dein Civil."
Ein gefährlicher Miethcr.
Miethcr (zum Wirth). „Herr Myops, Sie haben mir
das Logis gekündigt und verweigern mir den Grund süi >Gr
Verfahren anzugeben, aber ich weiche nicht von der stelle,
bevor Sie mir reinen Wein eingeschenkt haben! .
Wirt h (lakonisch). „Das wäre unnvthig, «ie schenken
sich so schon mehr als zuviel selbst ein, mein Grund ist, wenn
Sie ihn doch durchaus wissen wollen: ich fürchte Feuersgefahr!"
Ein gefährlicher Miethcr. 207
Miethcr. „Wie so? ich begreife das nicht!"
Wirth. „Nun, dann schauen Sie doch in Ihren Spie-
gel, Ihre Nase glüht täglich mehr!"
Das verfehlte Portrait.
„Was haben Sic gethan?" fuhr eine Dame zornig den
Maler au, der ihr Portrait gemacht hatte, „ich habe ja im
Bilde ganz das Gesicht meines Mopses!"
„Verzeihen, gnädige Frau", sagte der Maler, „ich bin
i unschuldig, ich habe Sie sprechend getroffen, auch sehen Sie
durchaus nicht Ihrem Mopse ähnlich, der Mops hat nur
die Ehre Ihnen ähnlich zu sehen."
In H. starb kürzlich der älteste Auskultator Preußens,
der Baron ö. P., in einem Alter von 79 Jahren, nachdem
er sieben Jahre früher sein fünfzigjähriges Auskultator-Jubi-
läum gefeiert hatte. Er hat in seinem Leben nur einen
Prozeß zu Ende gebracht und zwar in einer Art, die ihm
alle Lust zu weiteren Amtshandlungen benahm. Die Sache
verhielt sich nämlich so: Dem Bauer Kunze tvar sein Huhn
über die Planke geflogen und von dem Nachbar Hinze ein-
gefangen worden. Hinze weigerte unter Läugnen dieses Fakti
die Herausgabe und es kam zu einem Prozesse, den v. P. ,
instruiren sollte. Die Parteien erschienen zur bestimmten
Stunde und v. P. begann unter Entwickelung seiner ganzen
Beredsamkeit einen Sühneversuch, der indes; total fehl schlug.
Nun war guter Rath theuer. Die Gründe des Einen über-
zeugten ihn ebenso wie die des Andern; verlegen rückte er
auf dem Stuhle hin und her und kaute an der Feder. Plötzlich
lief ein Freudenstrahl über sein Gesicht hin und er wendete
sich schnell an den Kläger mit der Frage: was denn das
Huhn wohl Werth gewesen sei? „Mindestens einen Gulden",
war die Antwort. „Nun", sprach P., „so werde ich den
Schaden aus meiner Tasche ersetzen. Seid Ihr damit zu-
frieden?" — „Nein!" riefen Beide wie aus einem Munde.
„Wer soll denn die Prozeßkosten tragen?" Verblüfft sah P.
seine Quäler an, bis er endlich kleinlaut sagte: „Nun, ich
werde auch diese zahlen, aber nun geht, Kinder!" — „Noch
nicht I" erwiderten die Bauern. „Wir haben vom Torfe
hereinkommen müssen, versäumen einen halben Tag Arbeit,
tvas ivir auf mindestens einen halben Gulden pro Mann an-
schlagen müssen. Wenn uns das nicht ersetzt wird, kann aus
der ganzen Einigkeit Nichts werden!"
Herr v. P., welcher einmal A und B. gesagt hatte,
mußte nun auch C sagen und zahlte das Huhn, die Gerichts-
kosten und die Versäumniß der Parteien. An demselben
Tage aber noch bat er um seinen Abschied unter Beibehaltung
seines Titels. Beides wurde ihm gerne und schnell gewährt
und so ward er Senior aller Auskultatoren.
Ordonnanzmäßiger Erbschaftsantritt.
Soldat. „Herr Hauptmann erlauben, daß ich heute
von der Menage wegbleibe, ich bin aus das Gericht vorge-
laden, um eine Erbschaft anzutreten."
Haupt mann. „So, Er kann gehen, aber gebe Er
Obacht, daß Er mit dem linken Fuß antritt, sonst blamirt
Er sich vor dein Civil."
Ein gefährlicher Miethcr.
Miethcr (zum Wirth). „Herr Myops, Sie haben mir
das Logis gekündigt und verweigern mir den Grund süi >Gr
Verfahren anzugeben, aber ich weiche nicht von der stelle,
bevor Sie mir reinen Wein eingeschenkt haben! .
Wirt h (lakonisch). „Das wäre unnvthig, «ie schenken
sich so schon mehr als zuviel selbst ein, mein Grund ist, wenn
Sie ihn doch durchaus wissen wollen: ich fürchte Feuersgefahr!"
Ein gefährlicher Miethcr. 207
Miethcr. „Wie so? ich begreife das nicht!"
Wirth. „Nun, dann schauen Sie doch in Ihren Spie-
gel, Ihre Nase glüht täglich mehr!"
Das verfehlte Portrait.
„Was haben Sic gethan?" fuhr eine Dame zornig den
Maler au, der ihr Portrait gemacht hatte, „ich habe ja im
Bilde ganz das Gesicht meines Mopses!"
„Verzeihen, gnädige Frau", sagte der Maler, „ich bin
i unschuldig, ich habe Sie sprechend getroffen, auch sehen Sie
durchaus nicht Ihrem Mopse ähnlich, der Mops hat nur
die Ehre Ihnen ähnlich zu sehen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein gefährlicher Miether" "Das verfehlte Portrait"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 28.1858, Nr. 678, S. 207
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg