Wegröslein.
Singe, wem Gesang gegeben,
In dem deutschen Dichterwald!
Das ist Freude, das ist Leben,
Wenn's von alle» Zweigen schallt.
L. Hhland.
io:i
Von der Wunderzeit des Lenzen,
Von der Zaubermacht des Weines,
Von Musik und frohen Tänzen,
Von der Liebe Hellen Scheines,
Von der schönen Augen Glanzen,
Wie von ernstem hohen Streben,
Ter Geschichte mächt'gem Weben,
Kampf und Sieg und Ehr' und Ruhme,
Gott und seinem Heiligthume . . .
Singe, iv e m Gesang gegeben! —
Und es hallt von allen Enden,
Singt und sagt in jedem Tone,
Alles greift mit kühnen Händen
Nach der stolzen Lorbeerkrone,
Und das Singen ivill nicht etiden.
Das von allen Bergen schallt,
Aus den Gründen wiedcrhallt,
Doch es gibt auch kläglich Zirpen,
Krächzen, Zwitschern, Piepen, Schirpen,
In dem deutschen Dicht er Wald! -
Die ihr singt aus leerem Herzen
Mühevoll in eitlem Triebe,
Ewig reimt von eueren Schmerzen,
„Herzen — Schmerzen, Liebe ----- Triebe"
Glaubt, ihr slammenlosen Kerzen:
„Wem die wahre Kunst gegeben.
Den verborgenen Schatz zu heben,
Strömt von selbst die Macht des Sanges
Wunderbaren Zauberklanges . . .
Das ist Freude, das ist Leben! —"
Singet nur, ihr singt vergebens,
Singel nur, ihr singt dem Winde;
Trotz des mühevollen StrebcnS
Wird vergessen es geschwinde
lind verschwimmt im Strom des Lebens,
Singet, singet, daß cs hallt,
Daß ertönt der ganze Wald!
Tcni Gesang der Nachtigallen
Lauschet dennoch man vor allen,
Wenn's von allen Zweigen schallt!
Heinrich Seidel,
Wegröslein.
Dem Wegeröslein, lieb und hold.
Bi» ich begegnet,
Es war jo frisch im Morgengold,
Und ich so naß geregnet.
Qnartiergeber: „Mein Gott! ^.e haben wohl vcel
mitgemacht, mein Lieber! Wie ist «? N»en denn immer ge- >
gangen - sind Sie ganz durchgekommen '" |
Hält' es genommen gern mit mir
Ans meine Reise —
„Nimmst Du mich mit, was frommt es Dir?"
Flüstert es leise, leise.
„Ter Heimath fern, sterb' ich gar bald —
Lass' hier niich leben,
Zur Lust dem Wandrer, still im Wald
Möcht' Jedem Freude geben!"
Charlie.
Tie Einzngsfcicrlichkeit der vom Feldzug hcimkehrendcn
Truppen ist beendet, der Soldat Riippl befindet sich bereits
bei seinem Lluarliergebcr und dessen zahlreicher Familie bei
Tische. Alles ist nett hergcrichtet, der Tisch gut besetzt, die ;
Küche famos — Maßkrug und Weinflaschen neben Rüppl.
Singe, wem Gesang gegeben,
In dem deutschen Dichterwald!
Das ist Freude, das ist Leben,
Wenn's von alle» Zweigen schallt.
L. Hhland.
io:i
Von der Wunderzeit des Lenzen,
Von der Zaubermacht des Weines,
Von Musik und frohen Tänzen,
Von der Liebe Hellen Scheines,
Von der schönen Augen Glanzen,
Wie von ernstem hohen Streben,
Ter Geschichte mächt'gem Weben,
Kampf und Sieg und Ehr' und Ruhme,
Gott und seinem Heiligthume . . .
Singe, iv e m Gesang gegeben! —
Und es hallt von allen Enden,
Singt und sagt in jedem Tone,
Alles greift mit kühnen Händen
Nach der stolzen Lorbeerkrone,
Und das Singen ivill nicht etiden.
Das von allen Bergen schallt,
Aus den Gründen wiedcrhallt,
Doch es gibt auch kläglich Zirpen,
Krächzen, Zwitschern, Piepen, Schirpen,
In dem deutschen Dicht er Wald! -
Die ihr singt aus leerem Herzen
Mühevoll in eitlem Triebe,
Ewig reimt von eueren Schmerzen,
„Herzen — Schmerzen, Liebe ----- Triebe"
Glaubt, ihr slammenlosen Kerzen:
„Wem die wahre Kunst gegeben.
Den verborgenen Schatz zu heben,
Strömt von selbst die Macht des Sanges
Wunderbaren Zauberklanges . . .
Das ist Freude, das ist Leben! —"
Singet nur, ihr singt vergebens,
Singel nur, ihr singt dem Winde;
Trotz des mühevollen StrebcnS
Wird vergessen es geschwinde
lind verschwimmt im Strom des Lebens,
Singet, singet, daß cs hallt,
Daß ertönt der ganze Wald!
Tcni Gesang der Nachtigallen
Lauschet dennoch man vor allen,
Wenn's von allen Zweigen schallt!
Heinrich Seidel,
Wegröslein.
Dem Wegeröslein, lieb und hold.
Bi» ich begegnet,
Es war jo frisch im Morgengold,
Und ich so naß geregnet.
Qnartiergeber: „Mein Gott! ^.e haben wohl vcel
mitgemacht, mein Lieber! Wie ist «? N»en denn immer ge- >
gangen - sind Sie ganz durchgekommen '" |
Hält' es genommen gern mit mir
Ans meine Reise —
„Nimmst Du mich mit, was frommt es Dir?"
Flüstert es leise, leise.
„Ter Heimath fern, sterb' ich gar bald —
Lass' hier niich leben,
Zur Lust dem Wandrer, still im Wald
Möcht' Jedem Freude geben!"
Charlie.
Tie Einzngsfcicrlichkeit der vom Feldzug hcimkehrendcn
Truppen ist beendet, der Soldat Riippl befindet sich bereits
bei seinem Lluarliergebcr und dessen zahlreicher Familie bei
Tische. Alles ist nett hergcrichtet, der Tisch gut besetzt, die ;
Küche famos — Maßkrug und Weinflaschen neben Rüppl.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wegröslein" "Ein lebhafter Erzähler"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 56.1872, Nr. 1393, S. 103
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg