DIE BIBLISCHEN GEMÄLDE
161 Prophet Sacharja, um 1645
von Hans Gieseler.
Zustand
vor der Restaurierung.
gegeben ist, kann Herzog August als Stifter zumin-
dest vermutet werden.2' Die Gemälde sind Brust-
bilder mit ausdrucksstarken Gesichtern und Ge-
bärden; stilistisch erinnern sie an die Apostelbilder
des P. P. Rubens von 1603/04. Thöne schreibt mit
Vorbehalt die Apostelbildnisse dem damaligen
Wolfenbütteler Hofmaler Hans Gieseler zu.3'
Die Reihe der 16 Propheten wird mit Moses und
David eröffnet. Moses hält in seinen Händen den
Stab und die Gesetzestafel. Beide empfing er aus
der Hand Gottes: den Stab, mit dem er das Rote
Meer teilte, auf dem Berg Horeb, die Gesetzestafel
auf dem Berg Sinai. Sie erinnern daran, was Gott
ihm auftrug: Das Volk Israel aus Ägypten heraus-
zuführen und es die Gebote Gottes zu lehren.
160 König David ist der Psalmist, dessen Lieder und
Hymnen „auf Saitenspiel vorzusingen“. Die Bild-
nisse des Jesaias und Jeremias zeigen sie in der
Stunde ihrer Berufung. Jesaias sieht den Herrn auf
einem hohen Stuhl sitzen, von Seraphim umgeben.
Jeremias erblickt einen „heißsiedenden Topf von
Mitternacht her, und der Herr sprach zu ihm: Von
Mitternacht wird das Unglück ausbrechen über
alle, die im Lande wohnen“. Beide fühlen sich für
das Prophetenamt nicht würdig genug. Aber Gott
reinigt und segnet ihre Lippen. Ein Engel berührt
den Mund des Jesaias mit einer glühenden Kohle,
daß dessen „Sünde versöhnt sei“. Gottes rechte
Hand rührt den Mund des Jeremias an und spricht:
„Ich lege meine Worte in Deinen Mund“. Das
Hesekiel-Bildnis erinnert an dessen Vision von der
Auferstehung der Toten seines Volkes Israel. Das
Danielbildnis ist für eine Aussage zu schlecht er-
halten. Dasselbe gilt für die Bildnisse des Amos
und des Nahum. Unter den übrigen zehn kleinen
Propheten halten neun ihr prophetisches Buch.
Nur das Jonabildnis hat eine individuelle Note.
Jona, der der Stadt Ninive den Untergang geweis-
sagt hat, sitzt oberhalb der Stadt unter einem
Baum, den Gott als Schattenspender über Nacht
hatte wachsen lassen, und wartet, „was der Stadt
widerfahren würde“.
Die Pfarrkirche BMV in Wolfenbüttel erhielt
ihre Prophetenbilder zwischen 1645 und 1648. Sie
folgte damit dem Beispiel der Celler Schloßkapelle,
die schon ein Jahrhundert früher ihre Emporen mit
Prophetenreliefs geschmückt hatte, und wurde
selbst Beispiel für die Prophetengemälde an den
Emporen in der St. Vincenzkirche in Schöningen
(1658), einem welfischen Witwensitz, und in
der Stadtkirche der welfischen Residenz Celle
(1695/96).4’
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161 Prophet Sacharja, um 1645
von Hans Gieseler.
Zustand
vor der Restaurierung.
gegeben ist, kann Herzog August als Stifter zumin-
dest vermutet werden.2' Die Gemälde sind Brust-
bilder mit ausdrucksstarken Gesichtern und Ge-
bärden; stilistisch erinnern sie an die Apostelbilder
des P. P. Rubens von 1603/04. Thöne schreibt mit
Vorbehalt die Apostelbildnisse dem damaligen
Wolfenbütteler Hofmaler Hans Gieseler zu.3'
Die Reihe der 16 Propheten wird mit Moses und
David eröffnet. Moses hält in seinen Händen den
Stab und die Gesetzestafel. Beide empfing er aus
der Hand Gottes: den Stab, mit dem er das Rote
Meer teilte, auf dem Berg Horeb, die Gesetzestafel
auf dem Berg Sinai. Sie erinnern daran, was Gott
ihm auftrug: Das Volk Israel aus Ägypten heraus-
zuführen und es die Gebote Gottes zu lehren.
160 König David ist der Psalmist, dessen Lieder und
Hymnen „auf Saitenspiel vorzusingen“. Die Bild-
nisse des Jesaias und Jeremias zeigen sie in der
Stunde ihrer Berufung. Jesaias sieht den Herrn auf
einem hohen Stuhl sitzen, von Seraphim umgeben.
Jeremias erblickt einen „heißsiedenden Topf von
Mitternacht her, und der Herr sprach zu ihm: Von
Mitternacht wird das Unglück ausbrechen über
alle, die im Lande wohnen“. Beide fühlen sich für
das Prophetenamt nicht würdig genug. Aber Gott
reinigt und segnet ihre Lippen. Ein Engel berührt
den Mund des Jesaias mit einer glühenden Kohle,
daß dessen „Sünde versöhnt sei“. Gottes rechte
Hand rührt den Mund des Jeremias an und spricht:
„Ich lege meine Worte in Deinen Mund“. Das
Hesekiel-Bildnis erinnert an dessen Vision von der
Auferstehung der Toten seines Volkes Israel. Das
Danielbildnis ist für eine Aussage zu schlecht er-
halten. Dasselbe gilt für die Bildnisse des Amos
und des Nahum. Unter den übrigen zehn kleinen
Propheten halten neun ihr prophetisches Buch.
Nur das Jonabildnis hat eine individuelle Note.
Jona, der der Stadt Ninive den Untergang geweis-
sagt hat, sitzt oberhalb der Stadt unter einem
Baum, den Gott als Schattenspender über Nacht
hatte wachsen lassen, und wartet, „was der Stadt
widerfahren würde“.
Die Pfarrkirche BMV in Wolfenbüttel erhielt
ihre Prophetenbilder zwischen 1645 und 1648. Sie
folgte damit dem Beispiel der Celler Schloßkapelle,
die schon ein Jahrhundert früher ihre Emporen mit
Prophetenreliefs geschmückt hatte, und wurde
selbst Beispiel für die Prophetengemälde an den
Emporen in der St. Vincenzkirche in Schöningen
(1658), einem welfischen Witwensitz, und in
der Stadtkirche der welfischen Residenz Celle
(1695/96).4’
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