DIE BIBLISCHEN GEMÄLDE
165 Die vier Evangelisten, um 1620 von Christoph Gertner (?). Zustand vor der Restaurierung.
eröffnen die frühchristlichen Handschriften und
eröffnet auch die Lutherbibel von 1534 die Evange-
lien. Jedoch die Vereinigung der vier Autorenbild-
nisse zu einem Bild ist äußerst selten. Beispiele sind
die Zierseite im Aachener Evangeliar (um 810) und
die Predella des Breisacher Hochaltares (um 1525).
Bei der Seltenheit der gemeinsamen Darstellung
der vier schreibenden Evangelisten überrascht es,
165 daß die Wolfenbütteier Marienkirche ein Bild die-
ses Themas besitzt. Es ist ein Geschenk der Erben
der Witwe des 1630 vestorbenen Goldschmiedes
und Bürgermeisters Henning Wiechmann aus dem
Jahr 1653.Thöne schreibt das Bild Christoph
Gertner zu.l0) Das Gemälde benutzt wahrschein-
lich eine graphische Vorlage, einen Stich des Nie-
164 derländers Bartholomäus Dolendo (gest. 1629 in
Leyden) nach einer Zeichnung des Aertgen van
Leyden (gest. 1564).
Der Stich ist ein Ganzfigurenbild mit neutralem
Hintergrund. Die vier Evangelisten sind mit ihren
Symbolen mehr oder weniger vollansichtig darge-
stellt. Die Reihenfolge ist, von links her gesehen,
Lukas, Markus, Johannes, Matthäus. Sie sind in
ihre Niederschrift vertieft oder halten sinnend im
Schreiben inne. Nur Markus hat sein Evangelium
neben sich auf den Tisch gelegt, als ob es bereits
vollendet sei und er mit erhobenem Zeigefinger
seine Nachfolger belehre.
Das Wolfenbütteier Gemälde ist ein Dreiviertel-
figurenbild mit einer antikisierenden Rückwand.
Die Evangelisten sind mit ihren Symbolen in der
Reihenfolge Lukas, Matthäus, Markus, Johannes
um einen kostbaren Tisch versammelt, in Gestalt
und Gewand idealisiert. Ihre Kopfhaltung und ihre
Körperstellung wie ihre Tätigkeiten sind die glei-
chen wie auf dem Stich: Sie schreiben oder halten
sinnend im Schreiben inne, Matthäus vom Engel,
Johannes vom Adler inspiriert. Auch auf dem Ge-
mälde hält Markus das Evangelium aufgeschlagen
in seinen Händen, als ob die Niederschrift bereits
vollendet sei. Unter den Symbolen hat im Gemälde
nur der Engel des Matthäus sein volles Gewicht be-
halten.
185
165 Die vier Evangelisten, um 1620 von Christoph Gertner (?). Zustand vor der Restaurierung.
eröffnen die frühchristlichen Handschriften und
eröffnet auch die Lutherbibel von 1534 die Evange-
lien. Jedoch die Vereinigung der vier Autorenbild-
nisse zu einem Bild ist äußerst selten. Beispiele sind
die Zierseite im Aachener Evangeliar (um 810) und
die Predella des Breisacher Hochaltares (um 1525).
Bei der Seltenheit der gemeinsamen Darstellung
der vier schreibenden Evangelisten überrascht es,
165 daß die Wolfenbütteier Marienkirche ein Bild die-
ses Themas besitzt. Es ist ein Geschenk der Erben
der Witwe des 1630 vestorbenen Goldschmiedes
und Bürgermeisters Henning Wiechmann aus dem
Jahr 1653.Thöne schreibt das Bild Christoph
Gertner zu.l0) Das Gemälde benutzt wahrschein-
lich eine graphische Vorlage, einen Stich des Nie-
164 derländers Bartholomäus Dolendo (gest. 1629 in
Leyden) nach einer Zeichnung des Aertgen van
Leyden (gest. 1564).
Der Stich ist ein Ganzfigurenbild mit neutralem
Hintergrund. Die vier Evangelisten sind mit ihren
Symbolen mehr oder weniger vollansichtig darge-
stellt. Die Reihenfolge ist, von links her gesehen,
Lukas, Markus, Johannes, Matthäus. Sie sind in
ihre Niederschrift vertieft oder halten sinnend im
Schreiben inne. Nur Markus hat sein Evangelium
neben sich auf den Tisch gelegt, als ob es bereits
vollendet sei und er mit erhobenem Zeigefinger
seine Nachfolger belehre.
Das Wolfenbütteier Gemälde ist ein Dreiviertel-
figurenbild mit einer antikisierenden Rückwand.
Die Evangelisten sind mit ihren Symbolen in der
Reihenfolge Lukas, Matthäus, Markus, Johannes
um einen kostbaren Tisch versammelt, in Gestalt
und Gewand idealisiert. Ihre Kopfhaltung und ihre
Körperstellung wie ihre Tätigkeiten sind die glei-
chen wie auf dem Stich: Sie schreiben oder halten
sinnend im Schreiben inne, Matthäus vom Engel,
Johannes vom Adler inspiriert. Auch auf dem Ge-
mälde hält Markus das Evangelium aufgeschlagen
in seinen Händen, als ob die Niederschrift bereits
vollendet sei. Unter den Symbolen hat im Gemälde
nur der Engel des Matthäus sein volles Gewicht be-
halten.
185