Metadaten

Miller, Alexandra von; Kerschner, Michael; Betina, Lisa
Archaische Siedlungsbefunde in Ephesos: Stratigrafie, Bauphasen, Keramik und Kleinfunde aus den Grabungen unter der Tetragonos Agora : archaische Keramikfunde aus dem Theater und von den nordwestlichen Ausläufern des Panayirdağ (Band 13,3: Textband): Textband — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2019

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51985#0333
License: Creative Commons - Attribution

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
332

2.B Geometrische und archaische Keramik vom nordwestlichen Ausläufer des Panayirdag

für Vogelkotylen weniger belegt, während sie vor allem die Kotylen mit ornamental verzier-
ten Bildmetopen kennzeichnen. Dazu passt auch die lokal ephesische Verortung der Kotylen
Kat. 2120 und Kat. 2124 in der Herkunftsgruppe I. Eine Metopengliederung ist zumindest für
Kat. 2123 mit dem Ansatz eines vertikalen Balkens neben dem Henkelansatz gesichert, wäh-
rend für Kat. 2124 auch eine Reifenkotyle als ursprüngliches Ganzgefäß in Frage kommt. Die
Wandfragmente Kat. 2125-Kat. 2128 zeichnen sich durch mehrfache Reifen in der Sockelzone
aus. Zwar ist dieses Gestaltungsdetail innerhalb der mit Kammbürstendekor versehenen Rand-
falzkotylen sehr populär; die kleinen Proportionen der Gefäße verweisen gemeinsam mit ihrer
Zugehörigkeit zu der Vogelschalenwerkstatt aber darauf, dass hier eher mit Vogelkotylen vom
Typ 6a zu rechnen ist. Bei Kat. 2126, wo sich der Ansatz des dunkel gefirnissten Henkelfeldes
erhalten hat, vermögen die beiden erkennbaren Sockellinien außerdem nicht auszuschließen, dass
darüber ursprünglich ein ornamentaler Sockelfries angebracht gewesen sein könnte.
Das Wandfragment Kat. 2144 gehört einer Variante ohne Metopengliederung in der Dekor-
zone an. Stattdessen schmückt das Gefäß ein mehrteilig geführtes, hohes Zickzackband über
umlaufenden Reifen in der Sockelzone1171. In Ephesos sind bislang noch keine Zickzackband-
kotylen nachgewiesen worden, während Vertreter des Typs aus Milet, Klazomenai und Smyrna
bekannt sind1172. Kat. 2144 unterscheidet sich von diesen durch die ineinander verschränkte
Linienführung des dreiteiligen Zickzackbandes.
Das Wandfragment Kat. 2477 mit Zickzackfries oberhalb mehrerer umlaufender Reifen war
möglicherweise einer Ornamentbahnenkotyle zugehörig1173. Zwar kennzeichnen vergleichbare
Zickzackfriese auch die Vogelkotylen der Typen 6 und 7, doch beschränkt sich die Friesrahmung
dort üblicherweise auf maximal zwei rahmende Linien. Das Randfragment Kat. 2378 gehört
ebenfalls zu einer Ornamentbahnenkotyle. Das Gefäß findet in dem schräg schraffierten Mäander-
haken und der gerahmten Gitterraute Gemeinsamkeiten mit den Vogelkotylen vom Typ 3; die im
Verhältnis zu dem Mäanderhaken verkleinerte Raute ist hingegen für die Ornamentbahnenkotylen
bezeugt, unter denen Kat. 2378 auch in seiner bauchigen Form eine unmittelbare Parallele in
Klazomenai findet1174. Wie die Zickzackbandkotylen sind auch die Ornamentbahnenkotylen in
Ephesos anders als in Milet und Klazomenai bislang unbekannt1175. Beide Kotylen, Kat. 2477
und Kat. 2378, lassen sich keiner der in Ephesos bekannten Herkunftsgruppen zuordnen.
Die Kotylen mit Kammbürstendekor vom Nordwestabhang des Panayirdag erweitern das
Variationsspektrum, das aus den archaischen Siedlungsbefunden unter der Tetragonos Agora
bekannt ist. Mit Kat. 2346 begegnet erstmals eine Kotyle mit Winkelmotiven in den Bildmetopen
ähnlich dem Krater Kat. 2352, wobei die lokal hergestellte Kotyle Kat. 2346 eine einfache Win-
kelreihe mit einer Reihe Sigmata in einem Bildfeld kombiniert. Die nächsten Vergleichsbeispiele
hierzu finden sich in Samos und Smyrna1176. Ähnlich verhält es sich mit den Wellenmetopenko-
tylen1177 Kat. 2145, Kat. 2146 und Kat. 2478, die zwar aus ephesischen Befunden bislang nicht
bekannt sind, dafür aber in Smyrna in beiden hier vertretenen Varianten Typ A mit mehrteiligem
Wellenbündel (Kat. 2145. Kat. 2478) und Typ B mit nur einem breiten Wellenband (Kat. 2146)
gut belegt sind. C. Özgünel geht in diesem Zusammenhang von einer lokalen Produktion der

1171 Vgl. zum Typus Kerschiier 1995, 9 Abb. 5-7.
1172 Zu Milet s. Kleiner 1959/1960, 94 Nr. 7a-c Abb. 2 Taf. 79; zu Klazomenai Ersoy 2004, 47 Abb. 4 d. 5 d; 50 Abb.
6 d; zu Smyrna s. Özgünel 1978, 23 Abb. 26 Taf. 3; Abb. 27-29 Taf. 4; Özgünel 2003, 85 Abb. 5 Taf. 12; Abb. 16.
17 Taf. 17; Abb. 1-7 Taf. 18. Hinzu kommen die Gefäße Inv. SM.KG.ll. SM.KG.l 12. SM.KG.Taf.6.9. SM.KG.
Taf. 12.9. SM.KG.Taf. 12.1 aus den Grabungen J. Keils in Smyrna.
1173 Vgl. dazu Kerschner 1995, 8 f. Abb. 3. 4. 106.
1174 Vgl. dazu Ersoy 2004, 50 Abb. 6 a; Kerschner 1995, Abb. 4.
1175 Zu Milet vgl. Kerschner 1995, Abb. 106; zu Klazomenai s. Ersoy 2004, 50 Abb. 6 a. e.
1176 Vgl. zu Samos Walter 1968, 105 Nr. 239 Taf. 42; zu Smyrna s. Inv. SM.KG.Taf.4.1 aus den Grabungen J. Keils
in Smyrna.
1177 Dazu Kerschner 1995, 9 f. Abb. 8-10.
 
Annotationen