Metadaten

Nováček, Jan; Scheelen-Nováček, Kristina; Schultz, Michael; Bjørnstad, Gro; Steskal, Martin; Österreichische Akademie der Wissenschaften / Verlag [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Grabhaus 1/08 in der Hafennekropole von Ephesos: Ergebnisse der anthropologischen und paläopathologischen Untersuchung kaiserzeitlich-spätantiker Kollektivgräber — Forschungen in Ephesos, Band 16,1: Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53060#0018
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
17

3 METHODEN
3.1 ERHALTUNGSZUSTAND UND BESTIMMUNG DER INDIVIDUEN
Die Bewertung des Erhaltungszustands der Skelette ist wesentlich für den Gesamtüberblick,
inwiefern die menschlichen Überreste aussagekräftig sind und welche Individuen mit in die
statistische Auswertung einbezogen werden dürfen. Zunächst ist dafür die Vollständigkeit der
Skelette von entscheidender Bedeutung. Besonders für die paläopathologische Untersuchung
spielt jedoch auch die Erhaltung der Oberflächen und die Konsistenz des Gewebes eine entschei-
dende Rolle. Die Auswertung erfolgt in Kategorien, die sich ungefähr am prozentuellen Erhalt der
Skelettüberreste orientieren und eigens für die Verwendung an menschlichem Knochenmaterial
aus archäologischen Ausgrabungen entwickelt wurden (Scheelen - Noväcek - Schultz 2015).
Aufgrund der zum Teil stark gestörten Bestattungen aus den einzelnen Gräbern des Grabhau-
ses 1/08 mussten die Skelette vor der eigentlichen Untersuchung zumeist sortiert werden. Dies
betraf, mit Ausnahme der zwei obersten, sämtlichen Skelette aus Grab 1, sämtliche Skelette aus
Grab 2, alle Kinderskelette aus Grab 3 und die älteren Bestattungen aus Grab 56. Die Sortierung
der Erwachsenenknochen erfolgte auf Grundlage der bilateralen Knochensymmetrie, der Länge
und Robustizität sowie der Kongruenz der Gelenkflächen, der Geschlechts- und Altersbestim-
mung sowie gegebenenfalls mithilfe systemisch auftretender pathologischer Veränderungen. In
einigen Fällen ließen sich die Knochen nicht mit Sicherheit einem Individuum zuordnen. Bei-
spielsweise handelte es sich insbesondere um einzeln vorliegende Wirbel, Rippen sowie Hand-
und Fußknochen. Diese wurden zusammengefasst und statistisch ausgewertet7, da sie, trotz der
nicht gesicherten Individualzuordnung, wertvolle Informationen für die paläopathologische Sta-
tistik beinhalteten. Die Kinderskelette wurden lediglich in den wenigsten Fällen in situ erkannt
(wenige Individuen aus Grab 3 und die Kinderskelette aus Grab 48). Zumeist, insbesondere
bei den großen Gräbern 1 und 3, mussten sie aus einem Konvolut von Kinderknochen sortiert
werden. Auch in diesem Fall erfolgte die Zuordnung hauptsächlich anhand der Größe, bilate-
ralen Symmetrie und der Altersbestimmung der Skelettelemente. Die Knochen, die sich nicht
bestimmten Individuen zuordnen ließen (Fragmente, Wirbel, Rippen, Hand- und Fußknochen),
wurden statistisch erfasst.
3.2 ALTERSBESTIMMUNG
3.2.1 Makroskopische Altersbestimmung
Für die anthropologischen Untersuchungen wurden die empfohlenen Standardmethoden der mak-
roskopischen Altersbestimmung verwendet (Szilvässy 1988; Ferembach et al. 1979; Stloukal et
al. 1999; Herrmann et al. 1990; Sjovold 1988; Rösing et al. 2007). Aufgrund des theoretisch zu
erwartenden Unterschieds zwischen biologischem und chronologischem Lebensalter der Indi-
viduen wurde das Alter grundsätzlich in breiteren Klassen bestimmt.
Bei den Altersklassen von Kindern wurde die Kategorie Infans I (0-5,9 Jahre) den Empfehlun-
gen von M. Schultz folgend (Schultz 1988a) in die beiden Unterkategorien Infans la (0-1,9 Jahre)
und Infans Ib (2-5,9 Jahre) unterteilt. Aufgrund interessanter und ungewöhnlicher Beobachtun-
gen in der demografischen Struktur der Klein- und Kleinstkinder wurden in der Auswertung
auch >Fetus< (bis zu Geburtsreife) und >Neonatus< (ab der Geburtsreife bis zu den Merkmalen
und Maßen eines ca. 3 Monate alten Kindes) gesondert aufgeführt. Diese Altersgruppen wurden
aufgrund der geringen Stichprobe für die statistische und paläodemografische Auswertung jedoch

6 s. Kap. 2 und 5.2.
7 s. Katalog.
8 s. Kap. 5.2.
 
Annotationen