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Nováček, Jan; Scheelen-Nováček, Kristina; Schultz, Michael; Bjørnstad, Gro; Steskal, Martin; Österreichische Akademie der Wissenschaften / Verlag [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Grabhaus 1/08 in der Hafennekropole von Ephesos: Ergebnisse der anthropologischen und paläopathologischen Untersuchung kaiserzeitlich-spätantiker Kollektivgräber — Forschungen in Ephesos, Band 16,1: Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53060#0036
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5 ERGEBNISSE UND DISKUSSION
5.1 ERHALTUNG UND ÜBERLIEFERUNG DER SKELETTE
Die Knochen aus den Gräbern des Grabhauses 1/08 sind überwiegend gut erhalten. Das Knochen-
gewebe ist zumeist fest, und die Oberflächen sind wenig erodiert. Auch die Kinderknochen sind
überwiegend gut erhalten. Lediglich die vorstehenden Kanten sowie die mit Schwammknochen
gefüllten, nur von einer dünnen Schicht Kompaktknochen umgebenen Knochen (z. B. kurze
Knochen) waren des Öfteren beschädigt, mit zum Teil vollständig abgeschliffenen Oberflächen.
Bezüglich der Konsistenz des Knochengewebes überwiegt deutlich die gute Erhaltung mit fester
Knochenkonsistenz, die bei 143 von 169 Individuen (84,6 % aller Skelette aus Grabhaus 1/08)
überwog. In Grab 1 wiesen 47 Skelette, 23 in Grab 2, 52 in Grab 3, alle 11 in Grab 4 und 10 Ske-
lette in Grab 5 diesen guten Erhaltungszustand auf. Auch die Erosion der Oberflächen, die das
häufigste Hindernis für eine paläopathologische Untersuchung von Skelettüberresten darstellt,
war nur schwach ausgeprägt. Bei insgesamt 120 Individuen ist die Oberflächenerosion als mini-
mal zu bezeichnen (<10 %)33, dies entspricht 71 % aller Skelette. Bei weiteren 65 Individuen
war die Erosion weitgehend auf die vorstehenden Kanten der Gelenkflächen beschränkt; somit
sind auch diese als sehr gut erhalten zu bezeichnen34. Diese sehr gute Oberflächenerhaltung findet
sich bei 49 Skeletten aus Grab 1, 21 Skeletten aus Grab 2, 51 Skeletten aus Grab 3, 4 Skeletten
aus Grab 4 und lediglich einem Skelett aus Grab 5. Wie sich jedoch in der mikroskopischen
Untersuchung bestätigte, kann auch in äußerlich gut erhaltenen Knochen von fester Konsistenz
durch die Einwirkung häufiger Meer- oder Brackwassereinbrüche die Kollagenerhaltung mäßig
bis schlecht sein. Die meisten Dünnschliffpräparate aus den Knochen der Individuen aus Grab-
haus 1/08 weisen bei lichtmikroskopischer Betrachtung eine eher schlechte Kollagenerhaltung
auf35. Wenige Präparate beinhalten fragmentarisch erhaltenes< Kollagen36. Ein genauer Prozent-
satz lässt sich nicht ermitteln, da es nicht erforderlich war, alle Individuen für die mikroskopi-
sche Untersuchung zu beproben. Makroskopisch weniger gut erhaltene Knochen fanden sich
vergleichsweise selten. Aufgrund der Zusammenstellungen vieler Skelette zeigte sich teilweise
ein stark heterogener Erhaltungszustand unterschiedlicher Knochenelemente. Da die Skelette
in den Gräbern durch Wassereinbrüche und zum Teil wohl auch durch den Bestattungsritus (s.
Kap. 4) bereits in der Antike gestört und vermischt worden waren, war die Erhaltung nicht das
wichtigste Kriterium beim Sortieren der Knochen. Primär wurde auf Merkmale wie Lebensalter,
Geschlecht und Robustizität und den Körpertypus geachtet. Bei insgesamt 8 Individuen ist zwar
ein Großteil der Knochen kaum erodiert, einige wenige Skelettelemente weisen jedoch deutlich
stärkere Abriebspuren auf. Mittelstarke Erosionsspuren37 fanden sich bei 15 Individuen; starke bis
sehr starke lediglich bei 14 Individuen (8,3 %). Auch die Konsistenz »brüchig« wiesen lediglich
die Knochen von 5 Skeletten auf. Brüchig bis bröselig waren nur die Knochen von 2 Skelet-
ten aus Grab 5, die besonders stark von Brushitbildung betroffen waren (s. u.). Die restlichen
19 Individuen wiesen aufgrund der Zusammensetzung unterschiedlich erhaltener Knochen eine
unregelmäßige Knochenkonsistenz auf, vorwiegend fest mit einigen brüchigen bis bröseligen
Elementen.
5.2 ANTHROPOLOGISCHE UNTERSUCHUNG DER SKELETTE
Die Untersuchung der Skelette aus Grabhaus 1/08 ergab insgesamt 169 Individuen aller Alters-
klassen. Eine zusammenfassende Darstellung dieser Ergebnisse bietet folgende Aufstellung.

33 Vgl. Scheelen - Noväcek - Schultz 2015.
34 Scheelen - Noväcek - Schultz 2015.
35 »Keine bis geringe« Erhaltung, <30 % nach der Einteilung von Noväcek 2012.
36 30-70 % nach Noväcek 2012.
37 Befriedigend, 50-70 % erhalten, nach Scheelen - Noväcek - Schultz 2015.
 
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