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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0063

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Lage der Gräber 55

Abb. 45. Kuppelgräber in Pylos-Kakovatos.

Die Schachtgräber in Mykenä scheinen ursprünglich außerhalb der Burgmauer gelegen
zu haben, wurden dann aber bewußt in das Burggebiet einbezogen. Ebenso lagen in der
ganzen Unterstadt von Mykenä innerhalb und außerhalb des Stadtmauerrings Gruppen von
Gräbern, die zum Teil bis in spätmykenische Zeit hineinreichen. Die Sitte der Bestattung in
und zwischen den Wohnungen ist also nicht auf die ältesten Kulturphasen beschränkt, kann
andererseits aber keineswegs als allgemein üblich betrachtet werden, denn an weitaus den
meisten Orten, wo wir die Lage von Siedlung und Gräbern kennen, liegen die letzteren in
einiger Entfernung, die kürzer oder länger ist, je nachdem; wo das Gelände die Anlage einer
Nekropole gestattete. Speziell für die großen Kuppel- und Kammergräber suchte man ge-
eigneten Boden. Während in Orchomenos und Thorikos die Kuppelgräber in den Stadtberg
selbst eingeschnitten sind, legte man sie in Tiryns und Kakovatos-Pylos (Abb. 45) z. B. in
benachbarte Hügel. Recht weite Entfernungen (bis zu 3 km) haben die Nekropolen von
Zafer Papura und Isopata bei Knossos und Siva bei Phästos, während in Hagia Triada
wieder Gräber in unmittelbarer Nähe des Palastes liegen. Im allgemeinen scheint man in
der Wahl der Pläße der Gräber mehr durch praktische als durch kultliche Rücksichten be-
stimmt worden zu sein.

Natürliche Felsspalten und Höhlen waren zur Bergung der Toten noch mehr geeignet,
als daß sie primitiven Siedlern zu Wohnstätten dienten. Besonders in Kreta sind sehr häufig
Bestattungen in natürlichen Felshöhlungen gefunden worden, aus neolithischer Zeit in Ma-
gasa, aus frühminoischer in Epano Zakro, in H. Nikolaos bei Paläkastro, in Mochlos, in Hagia
Photia und eine ganze Reihe arn Nordende des Stadtberges von Gurnia. Daß Höhlen aber
 
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