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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0064

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56

Kammergräber

auch in späterer Zeit zu Bestattungen benutzt wurden,
zeigt die spätmykenische Larnax in der Höhle von
Tachir bei Gurnia. Unweit der Akropolis des alten
Krane auf Kephallenia lag hoch über dem Meer eine
Höhle mit 10 mykenischen Bestattungen.

Qrabform, für die sich bald feste

Abb. 46. Grabtypen. 1 : 200.
a. ManikabeiChalkis. b. Phylakopi.
c. Manikabei Chalkis. d. ZaferPapura.

c

Die bequeme Bergung der Leichen in Höhlen
führte dazu, zunächst kleinere Grabstätten, dann große
Kammern aus dem Felsen künstlich herauszuhauen.
Derartige kleinere künstliche Felshöhlen verschiedener
Form gibt es z.B. bei Phylakopi aus der Zeit der I. und
II. Stadt; größere Kammern sind später überall ver-
breitet. Wo nur weicher, leicht auszuhöhlender Stein
vorhanden war, wählte man mit großer Vorliebe diese
Typen herausbildeten. Eine Reihe von Vorstufen zu

dem nachher allein herrschenden Typus der Kammer mit engem Dromos gibt die vor-
mykenische Nekropole von Manika nördlich von Chalkis; die Gräber haben alle einen
kleinen Eingangsraum, ein kurzes Stomion und einen eigentlichen Grabraum, dessen Grund-
riß rechteckig, trapezförmig oder rund ist, und dessen Decke in der Regel gewölbt ist. Da
der Hügelhang sehr wenig steil ist, mußte der kurze Eingangsraum schon verhältnismäßig
tief sein; er hat daher mehr die Form eines Schachtes als die eines Dromos; oft führen
einige Stufen hinab. Die Eingänge waren stets mit Steinen verschlossen (Abb. 46).

Ein gewöhnliches spätmykenisches Kammergrab, das aus dem weichen Stein heraus-
gehauen ist, besteht aus einem langen, schmalen Dromos, der gegen das Grab zu breiter
wird, aber sich nach oben verengt, einem kurzen, engen Stomion, das leicht verschließbar
ist, und einer geräumigen Grabkammer, meistens viereckiger, aber auch runder oder halb-
runder Form, deren Decke in der Regel etwas gewölbt, aber selten kuppeiförmig ist. Diese
Grabform ist besonders in spätmykenischer Zeit in allen Teilen des Kulturgebiets so häufig,
daß ich mich mit einigen Beispielen und lokalen Varianten begnügen muß.

In Kreta gibt es derartige Kammergräber z. B. in Paläkastro, Milatos, Artsa, Zafer
Papura und Chania; die Gräber von Liliana und Kalyvia haben fast alle eine halbkreisför-
mige Rückwand; oft sind in ihnen besondere Gruben für die Bestattung, manchmal auch
Bänke angebracht; in die Kammern von Ligortyno läuft der Dromos ohne Stomion ein.

Auch in Milet und in verschiedenen Nekropolen auf Rhodos (Ialysos, Kameiros, Batoi,
Apollakia) kehrt dieselbe Grabform wieder. Auf Euböa ist nahe bei Chalkis eine Anzahl
von Kammergräbern gefunden worden, deren Dromoi in dem dort sehr weichen Stein nicht
mehr kenntlich waren. In den Kammergräbern von Masarakata im Gebiet von Livatho auf
Kephallenia sind wie in Kalyvia und Liliana sehr oft Gruben angebracht.

In der Peloponnes gibt es Kammergräber bei Amyklä, am Palamidi bei Nauplia, in
Epidauros und ein wahrscheinlich mykenisches auch auf Porös; in größter Zahl sind sie in
Mykenä aufgedeckt worden, die meisten hier wie auch sonst mit besonderen Gruben für
Bestattungen; ferner liegen zwei rundgewölbte beim Heraion von Argos und eine kleine Ne-
kropole in Argos selbst. Einige Gräber dieser Nekropole haben wieder Gruben, eins eine
Nische und einen Nebenraum, und dieses selbe scheint ein aus Ziegeln gebautes Eingangs-
 
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