Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

HIERONYMUS BOSCH

Replik aulgetaucht zu Aranjuez? (die Flügel im Prado und im Es-
curial), die an Qualität kaum zurücksteht hinter dem als Ganzes im
Escurial befindlichen Exemplar. Von den Darstellungen des 'Jüngsten
Gerichtes' hat immer noch das Triptychon der Wiener Akademie am
ehesten Anspruch darauf, als Original zu gelten.
Vier unscheinbar gewordene schmale Tafeln der venezianischen
Akademie, die aus dem Dogenpalast stammen sollen, mit Seligen und
Verdammten, Flügel einer Gerichtsdarstellung, sind Originale (zwei
davon von Dülberg publiziert 'Schule d. H. B.' Frühholländer in
Italien Tf. VIII. IX).
Ein Extrem ist im 'Garten der Lüste' gegeben. Hier bietet das Mit-
teilungsbedürfnis des Illustrators einen Haufen formal gleichwertiger
Glieder statt einer Komposition.
Bosch steht mit seiner Gestaltungsweise im 15. Jahrhundert allein.
Seine Landschaftsauffassung scheint befruchtend gewirkt zu haben —
namentlich auf Patinir und direkt oder mittelbar auf andere. Kopiert
wurde im 16. Jahrhundert sehr viel nach Bosch, doch kam es den
Kopisten nur auf das Gegenständliche an, auf das Unterhaltende,
Erschreckende, Moralisierende. Die Neigung, das Bedürfnis nach
diesem Bilderstoff dauerte bis tief in das 16. Jahrhundert an. Kupfer-
stiche nach Boschs Erfindungen gab namentlich Hieronymus Cock
heraus. Und dieser Verleger scheint den alten Pieter Bruegel um 1550
auf Boschs Vorbild geführt zu haben. Namentlich in seiner früheren
Zeit erscheint Bruegel zuweilen als Nachahmer und Fortsetzer Boschs.
Für die Qualitäten der Boschschen Originale hatte man wenig
Verständnis bis in die allerjüngste Zeit. Was erhalten ist, verdanken
wir zum großen Teil der Vorliebe Philipps II. von Spanien, der im
Escurial, was er irgend bekommen konnte, von dem Meister, zusam-
menzog, ähnlich wie spätere habsburgische Fürsten, Rudolph II. und
der Erzherzog Leopold Wilhelm, sich um Pieter Bruegel bemühten.

? Jetzt im Prado zu Madrid.
 
Annotationen