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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 1.1922

DOI Artikel:
Goessler, Peter: Zum 50jährigen Bestehen des Württembergischen Anthropologischen Vereins
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43772#0011
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Zum 50jährigen Bestehen des Württembergischen
Anthropologischen Vereins.
Ende 1871 forderte der Geologe Oskar Eraas, Konservator an
der »Stuttgarter Naturaliensammlung, öffentlich zur Gründung eines würt-
tembergischen Tochtervereins der im Jahre 1870 ins heben gerufenen
und nach dem Krieg endgültig organisierten Deutschen Anthropo-
logischen Gesellschaft auf. Aeußerer Anlaß dazu war, daß
die erste, im September 1871 veranstaltete, Generalversammlung dieser
für die nächste Tagung Stuttgart gewählt hatte. Um Uebernahme des Lokal-
vorsitzes hatte sie Eraas gebeten. Seit Jahren als Erforscher unserer Höhlen
und ihrer Eauna tätig, hatte er 1866 das Glück gehabt, anläßlich der
Tieferlegung der Schussenquelle bei Schussenried, in nordisches Moos und
Sand eingebettet eine Abfallgrube von Remitierjägern, die dort auf der
Endmoräne des Rheintalgletschers saßen, und darin neben reichlich Knochen
und Knochensplittern von nordischen Tieren, vor allem des Ren, zahlreiche
aus Feuerstein und Bein gearbeitete Werkzeuge zu finden. Das war der
erste archäologische Erweis des Eiszeitmenschen in Deutschland, und zwar
erbracht durch Gleichzeitigkeit der Fauna und einer Kulturhinterlassenschaft,
die nur von Menschen herrühren konnte. Am 19. Februar 1872 gründete
sich alsdann unter seinem Vorsitz der WürttembergischeAnthro-
pologische Verein. Den 2. Vorsitz übernahm der Botaniker an der
Hochschule, Ahles, dem 1873 bereits der Mann folgte, dem nächst Fraas
das Hauptverdienst an dem Aufschwung unserer anthropologischen Landes-
forschung gebührt, der Arzt Hermann Holder, der sich längst durch
eindringende Arbeiten und Sammlungen auf dem Gebiet der schwäbischen
Schädelforschung einen weithin angesehenen Namen gemacht hatte. Sofort
meldeten sich 135 Mitglieder zum Beitritt, darunter fast alle einheimischen
Altertumsforscher; genannt seien Ganzhorn, im Unterland tätig; Haakh,
Inspektor der 1862 gegründeten Staatssammlung vaterländischer Alter-
tümer; dann deren Gründer und 1. Vorstand, der Landeskonservator Haßler;
der Historienmaler Häberlin; der Vorstand des Württembergischen Ge-
schichts- und Altertumsvereins, Freiherr v. Hayn; der Topograph und
Archäologe Ed. Paulus d. Ae. und Ed. Paulus d. Sohn, nachheriger Landes-
konservator; Freiherr von Tröltsch, der damals mit urgeschichtlich topo-
graphischen Studien am Bodensee begann; Valet, der um Schussenried
sammelte; endlich als einziger jetzt noch Lebender, der Geologe, Archäologe
und Geograph Prof. Konrad Miller, der in Oberschwaben damals forschte.
Im März 1872 begann der Verein sein Dasein mit einem Vortrag von Holder
über schwäbische Schädelformen und hat von da an all die langen Jahre
hindurch bis heute in je 4—5 Wintervorträgen und Diskussionen das Hauptfeld
seiner Tätigkeit gefunden. Die Vorträge waren von jeher den drei Haupt-
gebieten, die die Deutsche Anthropologische Gesellschaft pflegt, entnommen:
der Anthropologie im engeren Sinn, der Ethnologie und der Urgeschichte.
Selbstverständlich haben sich die vom Verein und seinen wissenschaftlich
 
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