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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 1.1922

DOI issue:
Mittelalter
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Schumacher, Karl: Die Besiedlung des untern Taubertals
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https://doi.org/10.11588/diglit.43772#0124
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118 —

Die Besiedelung des untern Taubertals1).
Von Karl Schumacher.
In dem Landstrich zwischen Rheinebene und Main, der vom Odenwald
und Bauland eingenommen wird, steigert sich die Siedlungsdichte, je weiter
man nach Osten kommt, einstmals wie heute, entsprechend der zunehmenden
Bodenfruchtbarkeit und dem milder werdenden Klima. Auf den kargen
Sandsteinböden des Odenwalds fehlen vorrömische Siedlungsspuren außer an
den Rändern fast völlig, da die gelegentlich im Innern auftauchenden Steinbeile
wohl in neueren Zeiten für abergläubische Zwecke oder aus andern Gründen
eingeführt wurden. Erst vom Seckach- und Kirnachtal an mehren sie sich
auf den ergiebigeren Kalkböden, die gelegentlich auch mit Löß bedeckt sind,
zusehends, um beiderseits des sonnigen, schon rebenbepflanzten Taubertals
zu ziemlicher Dichte anzuwachsen. Die römische Besetzung hat zwar durch
die innere und äußere Limeslinie dieses Bild etwas verändert, aber im ganzen
doch nur vorübergehend, da nach dem Sturze der römischen Herrschaft sich
beinahe der alte Zustand in alamannischer und fränkischer Zeit wieder einstellte.
Indessen beruht die schon von der neolithischen Periode ab ziemlich
ansehnliche Besiedlung des untern Taubertals keineswegs allein auf den
Vorzügen des Bodens, sondern sie hängt auch mit gewissen historischen
Vorgängen und Wanderzügen zusammen, die das zwischen Donau, Main
und Rhein vermittelnde Taubertal benutzten. Um dies zu beweisen, müssen
wir die hauptsächlichen Fundgruppen der einzelnen Perioden kurz durch-
mustern.
In der neolithischen Zeit finden sich Siedlungen der Band-
und der Schnurkeramik, beide sowohl in den Talauen als auf den Hoch-
flächen. Durchbohrte Steinbeile von Höhefeld und W aide n hausen
bei Wertheim (Wagner S. 460—61), deutlicher noch Wohngruben mit Spiral-
keramik aus der lößbedeckten ,,Au“ südwestlich von Mergentheim
(Fundb. XXII/XXIV, 1914/16, S. 6, Frankenland I [1914] S. 393 f.), eben-
solche von Schäftersheim und W aldmannshof en (Fundb. XII
S. 108 f., Frankenland S. 395), wohl auch ein pflugkeilartiges Steinbeil vom
L o h r h o f , verraten die Anwesenheit jener aus dem Donaugebiet kommen-
den Ackerbauer, deren Spuren bekanntlich auch bei Heidi ngsfeld
(bei Würzburg) und Osterburken vorliegen. Wird die Hauptmasse
x) Herrn Oberpostmeister Karl Fleck in Mergentheim, dem besten Kenner dieser
Gegend und ihrer Geschichte, der in seinem prächtigen Führer für Mergentheim und
Umgebung (1922) ein wahres Vorbild für derartige Darstellungen geschaffen hat, sei
auch hier herzlicher Dank ausgesprochen für seine rege Unterstützung und förderliche
Beteiligung bei meinen dortigen Wanderungen und Forschungen sowie für seine Mit-
wirkung bei der Beschaffung des Druckstockes. Auch den Herrn Prof. Dr. Goessler
und Prof. Dr. Hertlein bin ich für mancherlei Auskunft zu Dank verpflichtet. Von
bisherigen Veröffentlichungen über das untere Taubertal seien hervorgehoben: 1. O. Kie-
nitz, Wertheim und seine Umgebung, Beiträge zur Landeskunde, 3 Programme des
Wertheimer Gymnasiums 1911—14; 2. L. Wagner, Fundstätten und Funde im Groß-
herzogtum Baden II (1911), S. 450 f.; 3. P. Goessler, Frankenland I (1914), S. 391 f.
(„Vom ältesten Mergentheim“). Dazu kommen noch das badische Inventarisationswerk
der Kunstdenkmäler, die Oberamtsbeschreibung Mergentheim (1907), die Fundb. aus
Schwaben u. a. m.
 
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