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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 1.1922

DOI issue:
Bronzezeit
DOI article:
Bersu, Gerhard: Die Heunenburg (Markung Upflamör, OA. Riedlingen)
DOI issue:
La-Tène-Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.43772#0066
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Südwall der Hauptburg unter Verwendung des Materials der südlichen Um-
fassung des Plateaus in seiner heutigen Form angelegt, so daß die Flankenburg
außerhalb der Befestigung zu liegen kam und so die Hauptburg mit ihren
Mauern und dem tiefen Graben zu einem isolierten gewaltigen Befestigungs-
werk wurde. Wann dies geschah, kann, da zur Datierung geeignete Funde
fehlen, nicht näher bestimmt werden. Die Burg in dieser Gestalt kann in
einem späteren Abschnitt der Hallstatt-D-Epoche oder noch erheblich später
errichtet worden sein. Diese aus starken Trockenmauern aus Holz und Erde
errichteten Wehrbauten bildeten nach ihrem Zerfall die heutigen gewaltigen
Wälle der Hauptburg, deren Reste ebenso wie die zusammengestürzten
Mauern der Vorburg und Flankenburg unverändert bis in die heutige Zeit
auf ragen.
Demnach ist also die in unwegsamem Gelände liegende Heunenburg
während der Hallstatt-C-Epoche eine von einem Dynasten dauernd bewohnte
Befestigung gewesen, die auch genügend Raum zur Aufnahme von Mensch
und Vieh aus den umliegenden offenen Siedlungen bot. In der Hallstatt-D-
Epoche ist sie ebenfalls dauernd besiedelt worden, ohne daß eine besondere
Dynastenwohnung zu erkennen wäre. Schließlich ist sie in der Zeit, als nur
die Hauptburg noch bestand, eine reine Fliehburg gewesen.
Der Bau der Burg hängt sicherlich mit den am Ende der Hallstattzeit,
durch Volksverschiebungen entstandenen unsicheren Verhältnissen zu-
sammen. Diese Zustände hat zuletzt Schumacher im Band I der Siedlungs-
und Kulturgeschichte der Rheinlande, Mainz 1921, in größerem Zusammen-
hänge geschildert. Die auf dem Plateau des nahen Häderswanges liegenden
Grabhügel enthalten die Gräber ihrer Bewohner.
Mit diesen Ergebnissen sind wir in der Erkenntnis der mächtigen Anlage
erheblich weiter gekommen. Die noch offenen Fragen sind nur unter Auf-
wendung erheblicher Mittel zu lösen; auf die Aufklärung derselben muß
in den gegenwärtigen Zeitläufen verzichtet werden.

La-Tene-Zeit.
(Keltisch-gallisch; die Kelten der Griechen nannten die Römer Gallier.)
Siedlungen und Gräber der keltischen Zeit (ca. 400 v. Chr. bis ins
1. Jahrh. n. Chr.) waren in unserem Land bisher noch verhältnismäßig wenige
bekannt geworden. Das konnte in der Ansicht bestärken, daß das rechts-
rheinische Gebiet um Neckar und obere Donau nur dünn besiedelt war. Bei
der gallischen Bestattungsweise ist die Entdeckung von Gräbern ganz vom
Zufall abhängig. Um so wertvoller sind Grabfunde wie die von Gochsen
und von Wiesenbach OA. Gerabronn. Zu den gerade im Hohenlohesclien
sich auffallend mehrenden keltischen Münzen (Regenbogenschüsselchen) sind
damit zwei durch Gräber bezeugte Siedlungsstätten getreten. Weitere dürfen
erwartet werden. Die Umgebung von Mühlacker, die in römischer Zeit dicht
besiedelt war, war schon von den Kelten der mittleren La-Tene-Zeit kultiviert,
wie eine neuentdeckte dorfartige Siedlung, ähnlich der von Kornwestheim,
beweist. Der wichtigste Fortschritt betrifft aber unsere bisher noch recht
mangelhafte Kenntnis der spätesten La-Tene-Zeit, des letzten Jahrhunderts
v. Chr. und weiter bis zur Besetzung des Landes durch die Römer.
Grabungen in einer Anzahl von Viereckschanzen scheinen zu erweisen, daß
diese wohl militärischen Anlagen den Kelten der Zeit um und nach
Christi Geburt zuzuschreiben sind. Es sind Zufluchtsstätten, die bei einer
Häufung wie im Oberamt Riedlingen auf eine verhältnismäßig zahlreiche
 
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