Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 1.1922

DOI issue:
Mittelalter
DOI article:
Schumacher, Karl: Die Besiedlung des untern Taubertals
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.43772#0125
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
119

dieses bandkeramischen Volkes auch weiter südlich von der Altmühl und
Wörnitz her nach dem mittleren Neckartal und nach der Rheinebene gezogen
sein, wo in den größeren Lößgebieten ihr Kulturniederschlag deutlicher in
die Erscheinung tritt, so gibt jene nördliche Abzweigung doch eine Vor-
stellung von ihrem allmählichen Vorwärtsschieben in mehreren Seiten-
abteilungen, veranlaßt durch die Richtung des Tauber- und Maintals und
das Vorhandensein von Löß. Die Talsiedlungen der Schnurkeramiker, die
nur Jäger und Viehzüchter waren, werden angekündigt durch Hockergräber
in der Nähe des Bahnhofs T auberbischofsheim (Wagner S. 453),
vielleicht auch durch Steinbeilfunde an der Karlsquelle bei Mergent-
heim (Fundb. XXI, S. 21, Abb. 7), während Höhensiedlungen durch Stein-
beile bei N a s s i g (Wagner S. 460), Sachsenhausen (ebenda S. 461),
D a i n b a c li (S. 446), Assamstadt (3 Steinbeile aus dem Stöckig-
wald, eines in der Sammlung zu Boxberg, 2 in Privatbesitz) und sicherer
noch durch die Grabhügel bei Messelliausen (Wagner S. 452) an-
gedeutet sind. Die Wanderrichtung dieser Schnurkeramiker ging von Norden
nach Süden bezw. Südosten und ist sowohl im Maintal als im mittleren und
oberen Taubertal durch mannigfache Lunde belegt (besonders Tauber-
rettersheim). Natürlich fanden diese entgegengesetzten Wanderzüge
nicht gleichzeitig statt, sondern nur nacheinander, und zwar die der Schnur-
keramiker später als die der Bandkeramiker.
Aus der Bronzezeit liegen bis jetzt nur wenige greifbare Anhalts-
punkte vor. Der Depotfund von Sicheln bei D i e t e 11 h a n (Wagner S. 459),
ein Bronzebeil von der Vockenroter Steige bei Wertheim (Wagner
S. 462), eine spätbronzezeitliche Schwertklinge von Sachsenhausen
(Wagner S. 461), neuerliche Grabhügelfunde bei Tauberbischofsheim, die
von Hertlein geschilderten interessanten Hüttenstellen nahe der Mineral-
quelle von Mergentheim, wo auch ein Grab der Urnenfelderleute
festgestellt ist (Fundb. XXI S. 15 f.), ein Bronzebeil von N e u s e s s
(Frankenland I S. 396), einige Spuren bei Niederstetten bilden
den bis jetzt bekannten schwachen Niederschlag dieser Kulturperiode.
Die Radnadel und verzierte Keramik von Mergentheim bieten einen sicheren
Beweis für die Anwesenheit der ihre Toten bestattenden Hügelgräber-
bevölkerung, während das mit reicher Keramik ausgestattete, über den
Ruinen jener Wohnstätten gefundene Urnengrab das Erscheinen dieser aus
südlicher Richtung kommenden Ackerbauer verrät, die stärker im Neckar-,
Kocher- und Jagsttal bis weit über den Main hinüber vertreten sind. Ueber
der eigentlichen Heimat jener Jäger und Hirten der mittleren und älteren
Bronzezeit breitet sich noch ziemliches Dunkel aus.
Etwas reichlichere Funde stehen für die Hallstattzeit zu Gebote.
Einerseits sind es ausgedehnte Talsiedlungen bei Tauberbischofs-
heim (Wagner S. 453 f.), Königshofen (Wagner S. 451), vielleicht
auch bei Wertheim (Kienitz S. 15 Anm.), sicher bei Mergentheim
(Frankenland I S. 395), vielleicht auch bei Niederstetten, anderer-
seits sind es Grabhügelgruppen auf den Höhen beiderseits des Tals, so bei
Messeihausen (Wagner S. 452), Ahornhof (S. 445), D a i n b a c h
(S. 446), Simmringen (Frankenland I S. 396, Wagengrab) und zahl-
reiche andere, die wohl bekannt sind, aber noch keine nähere Untersuchung
erfahren haben. Die Talsiedlungen rühren von ihre Toten verbrennenden
Ackerbauern her, wie Urnen mit Totenasche von Wertheim und Königs-
hofen sowie die Gefäßformen bekunden, Nachfolgern jener Urnenfelder-
leute, die während der ganzen Hallstattzeit als Bauern ihre Scholle
behaupteten, an manchen Orten auch noch in der Späthallstattzeit, als
 
Annotationen