95
von Kies schräg zum Schnitt in nordnordwestlicher Richtung parallel zur
Achsenorientierung des Kastells zieht. Dieser Straßenkörper ist bereits in
der Spätzeit des Kastells vorhanden gewesen. Die östlich und westlich an
ihn anschließenden gleichzeitigen Kulturschichten B und E enthielten
Sigillaten und Scherben des I. Jahrhunderts. Diese Kulturschichten gehören
zu Holzbaracken. Dann scheint an dieser Stelle — wie überhaupt in Riß-
tissen — eine stärkere Besiedlungspause eingetreten zu sein. Denn in den
über den älteren Kulturschichten B und E liegenden Schuttmassen A und F
fanden sich nur solche der römischen Spätzeit. Gleichzeitig mit A und F
ist der oberste Teil der Schüttung des Straßenkörpers. In Schicht A sind
nun die „Falschmünzermodel“ gefunden, von denen die Grabung noch einige
weitere zutage brachte. In der sie umgebenden Fundschicht waren zahl-
reicher Barackenlehm, viel Holzkohle und völlig verglaste Dachziegel beiderlei
Form, Hypokausten-Platten, Gefäßscherben und Tierknochen reichlich ver-
treten. Das Ganze macht den Eindruck einer durch Feuer zugrunde ge-
gangenen Baracke, zumal im Schnitt auch ein Trockenmäuerchen gefunden
wurde. Der Fund der stark verglasten Ziegel paßt gut zu den „Falschmünzer-
modeln“. Denn das Schmelzen des Münzmetalls setzt so hohe Temperaturen
voraus, daß die Ziegeln, aus denen der Schmelzofen aufgebaut ist, leicht
verglasen. Ob sich die Werkstatt nun genau an dieser Stelle, an der Straße,
oder etwas nördlicher gefunden hat, ist für die Erkenntnis der Tatsache
gleichgültig, daß der „Falschmünzer“ sein Gewerbe nicht an einem ab-
gelegenen Versteck, sondern an einer offenen Straße in der römischen Zivil-
niederlassung betrieben hat. Da auf dem nördlichen Teile des Grundstückes
in Kürze ein Haus gebaut werden soll, ist weitere Aufklärung der Fund-
verhältnisse zu erwarten.
Unter der Keramik, die hier herauskam, ist wieder besonders erwähnens-
wert die große Menge von sogenannter „barbarischer“. Sie zeigt klar, wie
stark die Bevölkerung der Spätzeit mit nichtrömischen Elementen durch-
setzt wrar. B e r s u.
2. Bei der Neuanlage einer Wasserleitung durch den Gemüsegarten
und Oekonomiehof des Schlosses (P. 7 des Plans Festschr.) stieß man auf
dürftige römische Mauerreste. Im Schutt lagen 1 Döffelchen und Sigillaten.
von Vespasian an.
3. Januar 1919 ergab die Grube eines umgerissenen Nußbaums im
Schloßpark eine römische Kulturschicht: in 1,70 m Tiefe Scherben und 1 Fibel.
4. Hinter dem Haus des Anton Rieber wurden schon früher Fundamente
festgestellt. Siehe Festschrift der Altertümersammlung S. 50 und Plan Nr. 3.
An neuen Funden Schwarz’ vom Frühjahr 1920 kam von diesem Platz.,
in die AS. (A.1061) eine größere Anzahl Scherben verzierter Sigillataschalen,
von denen sich 2 ergänzen ließen; I kleines Schälchen; die Stempel GERMA,
OFIVCVND, VEPICI und 2 nicht sicher lesbare. Ueber die beiden erst-
genannten südgallischen Töpfer siehe Knorr in Festschrift 56 ff. Ferner
4 Münzen (siehe unten S. 105, Nr. 287—290). P.
5. In der Nähe von Nr. 4 wurden Frühjahr 1919 bei einem Kelleranbau
1 gelber Krug von scharfer metallnachahmender Profilierung, überzogen
mit Goldglimmer, und weitere Keramik des 1. Jahrhunderts gefunden.
Ferner 1 Eavezrest und 1 Spät-Ea-Tene-Tiegel.
6. In der Nähe des Töpferofens (Festschr. P. 14) entnahm Schwarz
einer Kellergrube u. a. Traian M. E. (siehe unten S. 105, Nr. 292); spatelartiger
Bronzestift 6,5 cm lang; Reste des Schlosses eines bronzebeschlagenen Holz-
kästchens; Ringchen, Fibelreste, Zierknopf aus Bronze; blauschwarze Glas—
von Kies schräg zum Schnitt in nordnordwestlicher Richtung parallel zur
Achsenorientierung des Kastells zieht. Dieser Straßenkörper ist bereits in
der Spätzeit des Kastells vorhanden gewesen. Die östlich und westlich an
ihn anschließenden gleichzeitigen Kulturschichten B und E enthielten
Sigillaten und Scherben des I. Jahrhunderts. Diese Kulturschichten gehören
zu Holzbaracken. Dann scheint an dieser Stelle — wie überhaupt in Riß-
tissen — eine stärkere Besiedlungspause eingetreten zu sein. Denn in den
über den älteren Kulturschichten B und E liegenden Schuttmassen A und F
fanden sich nur solche der römischen Spätzeit. Gleichzeitig mit A und F
ist der oberste Teil der Schüttung des Straßenkörpers. In Schicht A sind
nun die „Falschmünzermodel“ gefunden, von denen die Grabung noch einige
weitere zutage brachte. In der sie umgebenden Fundschicht waren zahl-
reicher Barackenlehm, viel Holzkohle und völlig verglaste Dachziegel beiderlei
Form, Hypokausten-Platten, Gefäßscherben und Tierknochen reichlich ver-
treten. Das Ganze macht den Eindruck einer durch Feuer zugrunde ge-
gangenen Baracke, zumal im Schnitt auch ein Trockenmäuerchen gefunden
wurde. Der Fund der stark verglasten Ziegel paßt gut zu den „Falschmünzer-
modeln“. Denn das Schmelzen des Münzmetalls setzt so hohe Temperaturen
voraus, daß die Ziegeln, aus denen der Schmelzofen aufgebaut ist, leicht
verglasen. Ob sich die Werkstatt nun genau an dieser Stelle, an der Straße,
oder etwas nördlicher gefunden hat, ist für die Erkenntnis der Tatsache
gleichgültig, daß der „Falschmünzer“ sein Gewerbe nicht an einem ab-
gelegenen Versteck, sondern an einer offenen Straße in der römischen Zivil-
niederlassung betrieben hat. Da auf dem nördlichen Teile des Grundstückes
in Kürze ein Haus gebaut werden soll, ist weitere Aufklärung der Fund-
verhältnisse zu erwarten.
Unter der Keramik, die hier herauskam, ist wieder besonders erwähnens-
wert die große Menge von sogenannter „barbarischer“. Sie zeigt klar, wie
stark die Bevölkerung der Spätzeit mit nichtrömischen Elementen durch-
setzt wrar. B e r s u.
2. Bei der Neuanlage einer Wasserleitung durch den Gemüsegarten
und Oekonomiehof des Schlosses (P. 7 des Plans Festschr.) stieß man auf
dürftige römische Mauerreste. Im Schutt lagen 1 Döffelchen und Sigillaten.
von Vespasian an.
3. Januar 1919 ergab die Grube eines umgerissenen Nußbaums im
Schloßpark eine römische Kulturschicht: in 1,70 m Tiefe Scherben und 1 Fibel.
4. Hinter dem Haus des Anton Rieber wurden schon früher Fundamente
festgestellt. Siehe Festschrift der Altertümersammlung S. 50 und Plan Nr. 3.
An neuen Funden Schwarz’ vom Frühjahr 1920 kam von diesem Platz.,
in die AS. (A.1061) eine größere Anzahl Scherben verzierter Sigillataschalen,
von denen sich 2 ergänzen ließen; I kleines Schälchen; die Stempel GERMA,
OFIVCVND, VEPICI und 2 nicht sicher lesbare. Ueber die beiden erst-
genannten südgallischen Töpfer siehe Knorr in Festschrift 56 ff. Ferner
4 Münzen (siehe unten S. 105, Nr. 287—290). P.
5. In der Nähe von Nr. 4 wurden Frühjahr 1919 bei einem Kelleranbau
1 gelber Krug von scharfer metallnachahmender Profilierung, überzogen
mit Goldglimmer, und weitere Keramik des 1. Jahrhunderts gefunden.
Ferner 1 Eavezrest und 1 Spät-Ea-Tene-Tiegel.
6. In der Nähe des Töpferofens (Festschr. P. 14) entnahm Schwarz
einer Kellergrube u. a. Traian M. E. (siehe unten S. 105, Nr. 292); spatelartiger
Bronzestift 6,5 cm lang; Reste des Schlosses eines bronzebeschlagenen Holz-
kästchens; Ringchen, Fibelreste, Zierknopf aus Bronze; blauschwarze Glas—