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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 1.1922

DOI Heft:
Mittelalter
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Schumacher, Karl: Die Besiedlung des untern Taubertals
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https://doi.org/10.11588/diglit.43772#0132
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Alle die alten heim-Orte wie Reicholzheim, Bischofsheim, Mergentheim be-
sitzen sehr große und natürlich .abgegrenzte Gemarkungen beiderseits des
Tals, soweit sie nicht durch das Ausscheiden jüngerer Orte wie Waidenhausen,
Neunkirchen und Löffelstelzen etc. gestört sind, ebenso wie jene curtes-Orte
Königshofen, Schüpf (Unter- und Ober-Schüpf zusammen!), Schweigern
sehr große Marken haben, wobei das Herausschneiden von Beckstein, Sachsen-
flur, Boxberg, Dainbach ähnliche Störungen verursacht hat. Die ingen-
Orte weisen teils große, teils kleine Gemarkungen auf, zu ersteren Dertingen,
Wölchingen, Ueffingen zusammen mit Gräffingen (1245 Grefi-
winden), wohl auch Edelfingen, das durch Balbach beschnitten wurde;
klein und meist unregelmäßig sind I m p f i n g e n , das übrigens wie Pülf-
ringen, Bretzingen, Höpfingen im 13./14. Jahrhundert die heim-Endung hatte,
auch Epplingen und Uettingen (807 Odinga). Es liegt daher
die Vermutung nahe, daß die letzteren in Händen von alamannischer Be-
völkerung waren, während die Franken sich möglichst große und fruchtbare
Gemarkungen sicherten.
8. Wenigstens kurz berührt sei noch die klösterliche Koloni-
sation, die in Würzburg und Tauberbischofsheim ihren Mittel-
punkt hatte. Von Tauberbischofsheim heißt es in der vita Bonifatii: Winfrit
Liobam virginem ad Biscofosheim constructo monasterio constituit (in loco
Biscofesheim 800, curtis Piscofesheim 978). Das Diobakloster stand
wohl tatsächlich, wie die Tradition sagt, an Stelle des späteren Franziskaner-
klosters, da es zwischen der fränkischen (nach den Reihengräbern bei der
protestantischen Kirche sich mehr an den Berg anschmiegenden) Siedlung
und der alten Tauberfurt auf hochwasserfreier Erhöhung an der Straße
Miltenberg—Külsheim—Tauberbischofsheim—Würzburg am Fluß und ver-
mutlich an einer Quelle (jetzt ein alter Brunnen) angelegt worden sein dürfte,
wo es eine freie Aussicht auf die breite Talausbuchtung hatte, unmittelbar
an der schmälsten und günstigsten Uebergangsstelle. Das im badischen
Inventarisationswerk (S. 165) abgebildete, in einem Garten jenseits der Tauber
gefundene Kapital halte ich nicht für römisch, sondern für karolingisch. Es
kann ganz gut mit dem Bonifatius-Lioba-Kloster in Zusammenhang stehen.
Das von Tauberbischofsheim sehr früh gegründete Kirchlein in Ober-Rauda
habe ich noch nicht gesehen.
9. Wichtig wäre auch die Feststellung, wo der älteste Sitz des-
Taubergaugrafen anzunehmen ist, da er, wie im Elsenzgau und sonst,
höchstwahrscheinlich an ältere Zustände anknüpfte und als Burgstall vielleicht
eine ältere Befestigung benützte. Ebenso wäre die Herkunft, Stellung und
Burgfrage der im 11. bezw. 12. Jahrhundert genannten Grafen von Wertheim
und Mergentheim zu erörtern. K. Weller hat bereits einiges dazu bemerkt
(Beil. z. Staatsanz. 1907 Nr. 1/2 S. 7 u. s). Doch würde eine solche Unter-
suchung hier zu weit führen. Erwähnt sei nur, daß ich auf dem Trillberg
bei Mergentheim im Jägerholz eine umfängliche ältere Befestigung glaube
entdeckt zu haben.
Doch genug für heute. Man sieht, daß das untere Taubertal eine Fülle
von siedlungsgeschichtlich interessantem Material und eine Reihe wichtiger
Probleme bietet. Vielleicht ist es mir vergönnt, ein anderes Mal ausführlicher
darauf zurückzukommen.
 
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