Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 14.1912

DOI article:
Faulwetter, Hermann: Die Gartenkunst im Mittelalter, [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0053

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
XIV, 3

DIE GARTENKUNST.

45

Joh. Koerskks ?

Christus am Ölber*
Münster Vw.

14+6 ERWÄHNT.

Abb. 5. Einflügeliges Holztor und Bretterzaun.
Nach dem Original gezeichnet.

Abb. 4. Holzspalier auf einer Rasenbank. Nach A. Dürer.

oben die oft schön verzierte Überdachung. Beim Steintor
wird das Dach durch den Bogen (meist Rundbogen)
ersetzt (Abb. 7 und 13). Ursprünglich rührt der dach-
artige Überbau des Holztores wohl von der Befestigung
der Burgeingänge her; für das Gartentor war er ent-
behrlich, aber man mag ihn beibehalten haben, weil
man sich im Augenblicke, in dem man ihn unterschreitet,
eines Gefühls des Geborgensein nicht erwehren kann.
Aus dem alleinstehenden Torgerüste in Abbildung 8,
welches der Torflügel vollkommen entbehrt, geht deut-
lich hervor, daß man sich dieses Symboles des Geborgen-
seins wohl bewußt war und es auch auszunützen ver-
stand. In dem vorliegenden Beispiele dient der Über-
bau geradezu als eine Aufforderung, indem er zum
Durchschlüpfen reizt in den dahinter liegenden Wirts-
hausgarten. Diese symbolische Anwendung des Tor-

gerüstes in der Gartenkunst ist bis in unsere Zeit er-
halten geblieben. Das bekannteste Beispiel dafür dürfte
wohl in den ganz ähnlichen zahlreichen Holzgerüsten
über den Wegen der Schmuckanlage von Peter
Behrens vor dem Restaurant ,Jungbrunnen“ auf der
Internationalen Ausstellung in Düsseldorf 1904 zu
sehen sein.

Der zweite Typ des Garteneinganges ist insofern von
besonderem Interesse, als er eine gewisse geographisch
bedingte Eigenart in den Gartengewohnheiten des
Mittelalters zu beweisen scheint. Abbildung 9 zeigt
diesen Garteneinlaß — als Tür kann man ihn nicht
eigentlich bezeichnen — in einer Skizze aus einem
Altarbild von Hermann tom Ring zu Münster in West-
falen, welches die Auferstehung darstellt. Die Ein-
richtung, welche aus einem festen Balkengefüge besteht.

läßt nur durch Übersteigen der bei-
den Querhölzer in das Innere des ein-
gefriedigten Raumes gelangen; hier-
bei bieten die beiden davor und da-
hinter in die Erde eingelassenen
Baumklötze eine Erleichterung. Die-
ser Einlaß ist noch heute auf den
Viehweiden im Westfälischen häufig
anzutreffen, da er das Ausbrechen
des Viehes durch ein von unbefugter
Hand oder durch Zufall geöffnetes
Tor unmöglich macht. In dem vor-
liegenden Altarbilde ist er in die Ein-
friedigung des Gartens, in dem Jo-
seph von Arimathia Jesum bestatten
ließ, eingefügt , und wir müssen
daraus den Schluß
ziehen, daß auch
für Gärten im
Mittelalter diese
Art des Tores üb-
lich war, weil sich
der Maler zu sei-
ner Verwendung
im Bilde berech-
tigt sah.

(m(WU5 IM ÖLBERb-

EX DONATIONE RD'

MINDEN 5i 5 EI
M ONAiTERy

Gefangennahme Chri<5Ti.

ET NOB DM ANTONy NA6EL CATHEDRALUN E.CCLE S I AP^U N
OSNAßURüEN 513 CANONICI COLIEgUN ÖOCiETATl’b DESi

P055IDE A° löOO. Z b ■ AUfi-
Abb 6. Einflügeliges Holztor mit Bretterzaun. Nach dem Original gezeichnet.
 
Annotationen