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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hartnauer, R.: Der Frauen-Rosenhof in der Flora zu Cöln
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0066

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58

DIE GARTENKUNST.

XIV, 4

Der Frauen-Rosenhof in der Flora
zu Cöln.

Von R. Hartnauer, Dipl. Gartenmeister, Leverkusen a. Rh.

Eins der letzten vollendeten Gartenkunstwerke,
welche uns Olbrich hinterlassen hat, ist der 1906 ent-
standene Frauen-Rosenhof in Cöln.

Hier hat Olbrich noch einmal versucht, seiner
Gartenidee Geltung zu verschaffen. Der Künstlertraum
der Farbengärten sollte seine Verwirklichung finden in
einem weißen, roten und gelben Garten und dem
eigentlichen Rosenhof. Leider waren die Lagever-
hältnisse derart ungünstige, daß der rote, weiße und
gelbe Garten schon im Jahre 1907 keine Auferstehung
erlebte, man hätte sonst schöne alte Bäume zum
Opfer bringen müssen. Nur der eigentliche Rosenhof
blieb bestehen und ist aus Pietät gegen den von der
Höhe seines Schaffens durch den Tod abberufenen
Künstler bis heute unverändert erhalten geblieben.

Die Grundidee der Olbrichschen Farbengärten:
„Künstlerische Steige-
rung durch Einheit der
Farbengebung“ ist auch
hier verwirklicht. Zum
rotenMainsandsteindes
Gebäudes und der Gar-
ten- und Ufermauern
in Cyklopenbauart ist
das rötliche Laub der

Tee - Hybrid - Rose
„Gruß an Teplitz“ als
Grundton gewählt wor-
den. Drei solcher Ro-
senrabatten mit Buchs
eingesäumt, eine Spitz-
pappel, einige Rosen-
hochstämme bildenden
Garteninhalt. An den
Mauern klimmen Crim-
son-Rambler, Clematis
und wilder Wein. Eine
Gartenlaube mit einem
Ausblick nach dem
Weiher, eine Boots-
treppe daneben kom-
men als Gartenarchi-
tekturen dazu. Auch
der den Garten be-
grenzende Klostergang
mit seinen Fensterbo-
gen bildet ein wuch-
tiges architektonisches
Moment von eigenem
Reiz. Durch die Fen-
sterbogen des 60 cm
tiefer als das Garten-
niveau liegenden] Klo-
sterganges sollte man

auf die blühende Rosenpracht schauen. Ein reizvolles
Bild fürwahr, wenn Sonnenstrahlen durch die Bogen in den
halbdunklen, schattigkühlen, ernsten Raum hineinfluten.

Alles bis auf die kleinste Einzelheit in der Be-
pflanzung ist genau nach den Weisungen Olbrichs aus-
geführt worden. Überall erkennt man die starke
künstlerische Eigenart Olbrichs, den feinen Künstler-
sinn, der sich der malerisch-architektonischen Effekte
wohl bewußt ist, der mit der Farbe, der Licht- und
Schattenwirkung und der Wasserspiegelung rechnet.
Nur eins kann nicht vollkommen befriedigen: Die Lö-
sung der Gartendetails. Abgesehen davon, daß die
Sohle des Bogenganges zu tief liegt, um selbst in auf-
rechter Stellung über die Rosenbeete hinwegzusehen,
ist auch die Wahl der Art „Gruß an Teplitz“ wegen
ihres starken Wuchses und der Vorliebe für kräf-
tige, lange Schosse, an deren Spitze die schönsten
Knospen sitzen, verfehlt. Hier war wohl der rötliche
Frühjahrsaustrieb, der so schön mit dem roten Sand-
stein harmoniert, allein ausschlaggebend. Gänzlich

verfehlt ist die Lage der
dem Hofe nach Süden
vorgelagerten Halle mit
dem Bogengang, welche
erst der Sonne in den
heißen Mittagsstunden
den Zutritt gestattet,
so daß zwischen den
hohen Mauern eine glü-
hende Hitze entsteht,
die durch die Rück-
strahlung der roten
Steinwände noch ge-
steigert wird. Durch
den Abschluß jeglichen
Luftzuges kann man des
Ungeziefers nicht Herr
werden und bei länge-
ren Regenperioden sie-
deln sich aus gleichem
Grunde Meltau, Rosen-
rost und Rosenaste-
roma an.

Aber auch künstle-
risch ist die im techni-
schen Sinne verfehlte
Gartenfrage nicht völ-
lig befriedigend gelöst.
Drei einförmige Rosen-
beete, einige Spitzpap-
peln und an den Wän-
den einige Spaliere und
Schlinggewächse er-
schöpfen die Garten-
idee. Wohl vermögen
die Rosen in voller Blüte
den Beschauer auf den
ersten Blick zu bannen

Professor Olbrich: Grundplan des Frauen-Rosenhofes in Cöln.
 
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