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Die Gartenkunst — 14.1912

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Ammann, Gustav: Aus den Gärten von Versailles und Trianon, [1]: Versailles
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0122

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114

DIE GARTENKUNST.

XIV, 8

Abb. 2. Versailles: Blick auf den Schweizerteich vom Fuß der östlichen

Escalier der Cent-Marches.

Abb. 3. Versailles: Eingang zur westlichen Escalier der Cent-Marches.

Abb. 4. Versailles: Rampe neben der westlichen Escalier de Cent-Marches.

Treppe läuft als Rampe ein Weg hin-
unter, auf welchem der König in späteren
Jahren auf Rollwagen die Gärten be-
suchen konnte. Sehr schön zeigt das Bild
die interessante architektonische Behand-
lung der Bäume, die, mit einer Hecke
unterpflanzt, weiter hinauf ebenfalls wie
diese geschnitten werden und dann oben
frei Überhängen. Wir begegnen diesem
Typus noch öfters, der eine größere
raumbildende Wirkung durch Pflanzen-
material bedingt (Klein-Trianon). Es
sind hauptsächlich Kastanien, Linden und
Weißbuchen, die dazu verwendet wur-
den. Es sei hier bemerkt, daß wir die
schönen, pflanzlichen Wirkungen des be-
rühmten Gartens einem Gärtner Lemoine
verdanken, der nach dem großen Fällen
aller Bäume im Dezember 1774 den
ganzen Garten neu bepflanzte. Sein Name
soll neben dem des berühmten Le Nötre
nicht vergessen werden.

Abb. 5. Es wird Abend, im Westen
geht die goldene Abendsonne unter und
verschwindet zwischen den Pappeln der
Hauptachse, gleichsam ins Meer hinab-
tauchend. Wir stehen am großen Becken
des Apollo. Schon hat ein tiefer Schatten
den Rosselenker mit seinem Sonnenwagen
verschlungen. Scharf zeichnen sich die
Köpfe der vorderen Pferde und Delphine
noch in den rosigen Abendwolken, die
sich in seinem Spiegel verkühlen, bald
wird auch sie das Dunkel der wachsen-
den Nacht begraben, um darauf aufs neue
mutig aufbäumend mit dem werdenden
Tage die siegreiche Sonne über das
Firmament zu führen.

Abb. 6. Kurz bevor wir zum „fest-
gefahrenen Karren“ kommen, wie der
Volksmund die Apollogruppe humor-
voll bezeichnet, sind zu beiden Seiten
der Hauptallee zwei Sonderhöfe einge-
baut, die je ein hoher Baumkranz um-
schließt. Mansart ist der Schöpfer der
schönen Architekturen.

Links öffnet sich nach einem kurzen
Heckenwege der Marmorhof der „Kolo-
naden“. 32 Marmorsäulen aus blauem,
rotem und weißem Marmor tragen, ge-
kuppelt mit ebensovielen viereckigen
Säulen die ebenmäßigen Bogen, die ein
wunderbares Bildwerk umkreisen. Feine
Flachreliefs und Köpfe schmücken die
Innenseite von Fries und Bogen. Unter
jedem Bogen steht eine Marmorschale,
der eine weiße Wassersäule entsteigt.
Einige flache Marmorstufen ziehen einen
 
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