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Die Gartenkunst — 14.1912

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Brandes, Gustav: Ein moderner Terrasengarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0132

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124

DIE GARTENKUNST.

XIV, 8

Höhe liegende Pergola vor, die bis an den Gehölzrand
hier durch ein in schlichten, kräftigen Formen ge-
haltenes Teehäuschen einen markanten Abschluß findet.
So entsteht, vom Walde schützend umfaßt, ein reiz-
voller, vertiefter, nach der Wasserseite offener Rosen-
garten, der in zwei Stufen gegliedert ist. Die Grenzlinie
des dem Abhang folgenden Gehölzes ist so geführt,
daß der Ausblick vom Teehäuschen auf die Föhrde
gewahrt bleibt. Durch die Pergola und das archi-
tektonische Gegengewicht des Lusthäuschens wird dem
Herrenhaus in geschickter Weise seine Isoliertheit ge-

Lichtwark einen energischen Verteidiger gefunden hat.
Auch die Zufahrtsallee zum Herrenhause erhält durch
diesen Baumschnitt einen eigenartigen, strengen Cha-
rakter. Auf einer breiten Treppe steigt man von dem
ersten Plateau des Terrassengartens auf eine zweite
Hauptstufe herab, die vor dem Gebäude vorüberführt
und einen Umgang um den oberen Rosengarten ge-
stattet. Eine gerade durchgezogene Futtermauer gibt
der ganzen Formation am Hause den ruhigen, breiten
Abschluß nach unten hin.

Die Gartenarchitekten Schnackenberg und Siebold

Gartenanlage J., Apenrade: Zugang zum Herrenhause. Gartenarchitekten: Schnackenberg & Siebold, Hamburg.

nommen; es wird in der ganzen Anlage fest verankert,
indem es seine räumliche Funktion klar zum Ausdruck
bringt. Eine ähnliche Bedeutung gewinnt eine kleine,
quadratische, altanartige Terrasse, die sich, durch
starke, hohe Futtermauern abgestützt, neben der Vor-
fahrt an die vordere Hausecke anlehnt und den Höhen-
abstufungen vor der Hauptfassade einen wuchtigen
seitlichen Abschluß gibt. Um dem Obergeschoß des
Wohnhauses nicht den freien Ausblick zu nehmen,
wurden die Kronen der Bäume auf dieser Terrasse
oben gestutzt, so daß sie ein dichtes, flaches Laub-
dach bilden, ein Verfahren, das früher gern angewandt
wurde, wo es galt, die Aussicht in eine schöne Um-
gegend zu erhalten, und das bekanntlich in Alfred

haben mit diesem Park ein Werk geschaffen, das aus
den wirkenden Geistesmächten unserer Zeit geboren
und für die Absichten der heutigen Gartenkunst cha-
rakteristisch ist. Die ganze Anlage ist mit schonender
Hand den landschaftlichen Reizen einer schönen Gegend
eingefügt und kommt damit den Bestrebungen des
Heimatschutzes entgegen. Andererseits gibt sich die
Gestaltung durchaus als eine Schöpfung von Menschen-
hand, die in der Erfüllung der Bedürfnisse, die an
einen Landsitz zu stellen sind, die in jedem Seelen-
leben wirksamen, auf rhythmische Ordnung gerichteten
Energien zum Ausdruck bringt.
 
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