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Die Gartenkunst — 14.1912

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Brandes, Gustav: Ein moderner Terrasengarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0131

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XIV, 8

DIE GARTENKUNST.

123

wege. Zwei gleiche gerade, seitliche Wege, etwa in
der Mitte durch eine Treppe unterbrochen, führen von
den Hausterrassen herab und schließen eine etwa
45 Meter breite, gleichmäßig gegliederte Bahn des Ab-
hangs ein. Um den Ausblick aus dem Erdgeschoß
der Wohnung, sowie von dem die Mitte dieses Garten-
teils durchquerenden Promenadenweg nicht zu hindern,
wurde die ganze Fläche nur mit Rasen bedeckt.
Durch diese Maßnahme, sowie durch eine abgrenzende
Baumpflanzung auf der einen und den schon vor-
handenen Wald auf der andern Seite, erhält der Mittel-

trakt eine ausgezeichnete räumliche Klarheit und damit
die Gesamtanlage ein festes Rückgrat.

Von diesem streng gefügten Prospekt führen, der
vorhandenen Höhengliederung des Bodens folgend, die
Wege in sanften Kurven in den vorderen Teil des
Parks, in den die Anfahrt einmündet. In deren Nähe
nimmt ein Rondell, das die umgebenden Bäume einmal
zu einer hohen Kuppel ausbilden werden, mehrere
Wege zu einem Ruhepunkt auf.

Die hinteren Partien des Gartens sind unter Be-
nutzung des Waldbestandes sehr einfach gehalten. Ein
einziger schattiger Weg führt unter den Grenzbäumen
des Gehölzes entlang. Auch in diesem Teil ist auf
klare, großräumige Wirkung ganz besonders Bedacht

genommen. Zwei intime Stätten von regelmäßiger,
architektonischer Gestaltung sind dem lockerer ausge-
bildeten oberen Park eingefügt, ohne daß sie in dem
Gesamtbilde hervortreten. Die eine Partie umgibt die
trauliche Abgeschiedenheit eines Sommerhäuschens,
die andere, ein Staudengarten, bildet gleichsam eine
Vorbereitung auf den erhabenen Anblick der offenen
See, den man hier genießen kann.

Gewissermaßen ein Garten im Garten und doch
in Verbindung mit dem Wohngebäude der richtung-
gebende Kern der ganzen Parkanlage ist die Terrassen-

komposition am Hause. Eine Anzahl mächtiger Futter-
mauern, zum Teil aus Bruchsteinen geschichtet, und
breitere und schmälere Stiegen geben diesem liebevoll
durchgebildeten Bezirk ein stilvolles Gepräge. Leider
können die Photographien nur eine Andeutung von
dem festlichen Rhythmus der durch die Kunst der
Gartengestaltung gebändigten Erdbewegung geben, zu-
mal auch die Aufnahmen noch so gut wie nichts von
dem heiteren Reichtum der Vegetation verraten, den
Schnackenberg und Siebold so vorzüglich dem archi-
tektonischen Prinzip zu vermählen wissen.

Auf der oberen breiten Plattform des Terrassen-
gefüges erhebt sich, etwa 35 Meter vom Walde abge-
rückt, das Herrenhaus. Es schiebt eine auf gleicher

Gartenanlage J., Apenrade: Rosengarten am Waldrand. Gartenarchitekten: Schnackenberg & Siebold, Hamburg.
 
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