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Die Gartenkunst — 14.1912

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Brandes, Gustav: Ein moderner Terrasengarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0130

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122

DIE GARTENKUNST.

XIV, 8

sich als angemessen ergeben sollte. In der Regel
wird sich die unsymmetrische Formierung als natur-
gemäß erweisen. Im Gegensatz zu dem strengeren
Grundrißschema der italienischen Villa und des fran-
zösischen Gartenpalastes haben unsere heutigen Land-
häuser eine viel mannigfaltigere, individuellere Grup-
pierung der Wohnräume, die sich auch auf die
Gartenumgebung überträgt.

Die Kunst des Gartenarchitekten aber besteht
darin, alle Elemente trotzdem zu einem festen unver-
rückbaren Gefüge zu vereinigen, in dem Hervorzaubern

vorteilhaft, als mit der Formierung des Terrains be-
gonnen wurde, aus dessen fertiger Gestalt dann das
Haus herauszuwachsen hatte. Dieses ist ein Werk des
Flensburger Architekten Direktor Huber und vereint
in glücklichster Weise die bodenständigen Traditionen
der „Wasserkante“ mit der Erfüllung der Forderungen,
die an ein neuzeitliches herrschaftliches Landhaus im
allgemeinen und mit Rücksicht auf die Eigentümlich-
keiten der Lage im besonderen zu stellen sind. Bei
aller vornehmen Haltung wahrt es doch entschieden
einen bürgerlichen Charakter. Dazu ist es ganz und

Gartenanlage J., Apenrade: Terrassen am Herrenhaus. Gartenarchitekten Schnackenberg & Siebold, Hamburg.

schöner räumlicher Wirkungen und in dem feinen Ab-
wägen der Massen gegeneinander ein ansprechendes
Bild eines „vermenschlichten“ Stückes Natur zu geben.

Ein treffliches Beispiel dieser Art von moderner
Gartenkunst bietet die Parkanlage des Herrn J. in
Apenrade, die von den Hamburger Gartenarchitekten
Schnackenberg und Siebold geschaffen wurde.
Die Voraussetzungen waren in mehrfacher Hinsicht
außerordentlich günstig. Es handelt sich um eine
Gegend von hohem landschaftlichen Reiz. Malerische
Höhen, zum Teil mit prachtvollen Gehölzen bedeckt,
treten dicht an die Apenrader Föhrde heran, die
etwa io km ins Land eindringt. Auch insofern war
der Fall ungewöhnlich und für die Gartenkünstler

gar aus der örtlichen Situation herausgewachsen.
Grundriß und Fassaden sind von dem Gedanken ein-
gegeben worden, den Bewohnern einen ungeschmäler-
ten Genuß der schönen landschaftlichen Umgebung zu
sichern. Nach allen Seiten öffnen sich herrliche Aus-
sichten, mag der Blick nun an den dunklen Wald-
rändern entlanggleiten oder über den weitgedehnten
Spiegel der Föhrde schweifen. Die fensterreiche Haupt-
fassade mit den beiden geräumigen, zweischossigen
Ausluchten ist indessen der Wasserseite zugekehrt, wo
sie dem streng formierten Schwerpunkt der ganzen
Gartenanlage einen imposanten Abschluß gibt.

Von dem Niveau des Hausparterres fällt das Terrain
in zwei Absätzen ca. 20 Meter bis zu einem Strand-
 
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