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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [10]: die römischen Villen
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Bücherschau
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Zur Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0152

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144

DIE GARTENKUNST.

XIV, 9

neunten Jahre nach des Meisters Tode aber, eben bei
dem schon genannten Sacco di Roma, als der Papst
gewordene Bauherr in der Engelsburg eingeschlossen
war, und in der Stadt und im Vatikan die Lands-
knechte hausten, viel schlimmer als einst die Vandalen,
wurde das halbfertige Werk ebenfalls verwüstet und
in Brand gesetzt. Zwar begann Klemens VII. gleich
nach dem Friedensschluß mit dem Wiederaufbau durch
den ausgezeichneten Baumeister Antonio da Sangallo
d. Jüng. Aber er starb bald und damit war es ganz
zu Ende. Das Werk verfiel nach und nach, versank
unter Ackerboden und Walddickicht. Nur ein Flügel
des Gebäudes, notdürftig gegen den Verfall geschützt,
ein leerer Terrassengarten und davor ein großes Was-
serbecken mit mächtigen Nischen sind uns erhalten
geblieben. Es kann einen tief erschüttern, wenn man
in diesem verlassenen Bau die große stolze Loggia
betritt mit ihren unerschöpflichen feinen und phantasie-
vollen Malereien von unerhörter Freudigkeit und An-
mut, wenn man dann in den verödeten Garten hinaus-
tritt, über die hohe Treppe hinabsteigt zu dem Wasser-
becken vor den mächtigen Nischen und hinaufschaut
zu der wuchtigen Halbruine mit den großen, doch so
edlen und weichen Formen. Selbst wenn man gar
nichts von der Villa wüßte, man müßte es hier fühlen,
fühlen mit tiefem Schmerz, daß der Menschheit da
etwas selten Großes und Schönes vorenthalten blieb.

(Fortsetzung folgt.)

Bücherschau.

Vie ä la Campagne ist eine Zeitschrift in der Art des
„Country-Life“, welche im Verlage von Hachette & Co. in
Paris erscheint und von A. Maumene und G. Gibault redi-
giert wird.

Diese interessante und gut ausgestattete Halbmonats-
schrift brachte am 15. März ein für den Gartenarchitekten und
Gartenliebhaber besonders interessantes Heft, welches aus-
schließlich den Schmuck der alten Gärten („La Decoration
des anciens Jardins“) behandelte. In geistreicher Weise wird
hier die Frage erörtert, warum die dekorativen Architekturen,
die Kunstwerke der Plastik, die Gartenmöbel, seien sie nun
zu Nutz- oder zu Zierzwecken errichtet, die notwendigen Er-
gänzungen des regelmäßigen Gartens des 18. Jahrhunderts
bilden. Es wird ausgeführt, wie diese architektonischen Ele-
mente geeignet erscheinen, den Charakter des Gartens zu be-
stimmen und wie sie von größtem Einfluß auf seine ganze
Physiognomie sind. Eingehend wird die Terrassenanlage mit
ihren Mauern, Treppen, Rampen, Bailustraden etc. behandelt,
es folgt eine Abhandlung über die dekorative Bank, ihre Form
und Aufstellung. Dann finden wir ein ausführliches Kapitel,
über die künstlerische Verwendung des Wassers, wie es ver-
wandt wird im Brunnen, im Becken, im Bassin, in der Kas-
kade, in der Fontaine usf. Ein weiterer Absatz behandelt
den figürlichen Schmuck, die Einzelstatue, die Figurengruppe,
die Gnomen, die Sphinxe und die Tiergruppen, die orna-
mentalen Vasen in der köstlichen Art, wie sie bisher uner-
reicht nur die Kunst des 18. Jahrhunderts hervorbrachte.

Weiterhin folgt eine Abhandlung über Sonnenuhren und
dann lesen wir ein wichtiges Kapitel über Pergolen, Lauben-
gänge, Lauben und Spalierwerk. All diese geistreich ver-
faßten Abhandlungen sind trefflich illustriert durch eine Fülle
guter Abbildungen, es sind ihrer fast 200. Es ist hier mit

großem Aufwand und seltnem Fleiß ein außerordentlich reiches
Anschauungsmaterial zusammengebracht, so daß auch dem-
jenigen, der die Sprache nicht beherrscht in dem vorzüglichen
ßildermaterial reiche Anregung gegeben wird.

Unsere Gartenbauschulen sollten sich dies gute Bilder-
werk für ihre Sammlungen beschaffen, es wird nicht leicht
wieder eine so gute Sammlung von Gartenarchitektur der klassi-
schen französischen Gartenkunst des 18. Jahrhunderts geboten.

Man muß dem Verlag und dem Schriftleiter für die
Herausgabe dieses wertvollen Dokumentes über französische
Gartenkunst zu Danke verpflichtet sein. R. Hoemann.

In der letzten Zeit sind folgende Bücher eingelaufen,
deren spätere Besprechung Vorbehalten bleibt:

Bergfeld, Bremen, Der Naturformgarten.

Karl Diehl, Feinde und Freunde des Obstbaues, Natur-
wissensch. Wegweiser A/24.

Dürer-Gesellschaft, Neuzeitliche Friedhof- und Grabmal-
kunst, bearbeitet von Th. G Thiel, Bremerhaven.

Arthur Glogau, Vorgarten- und Balkon-Ausschmückung.
Verlag Alex. Koch, Innen-Dekoration, Heft I und II.
Paul Keller, Der Zimmergarten. — Die Rose.
Naturwissensch.-techn. Volksbücherei, Dr. Bastian
Schmid, Bilder aus dem Vogelleben, von Dr. J. Gengier.

— Wie unsere Ackererde geworden ist, von Dr. E. Blanck.

— Wetterkunde, von E. Wernicke.

August Siebert, Wie lege ich einen Garten an? Ein
neues Gartenbuch. Nach Rogers Gartenbuch im Aufträge
der Gesellschaft für Heimkultur e. V. herausgegeben von kgl.
Landesökonomierat Aug. Siebert, Prof. Wilhelm Schö-
lermann und Garteninspektor O. Krauß.

Westdeutsche Verlagsgesellschaft m. b. H., Wiesbaden,
Wie wohnt man im Eigenhause billiger als in der Mietswoh-
nung, von Bauinspektor F. Flur. — Das englische Landhaus,
von Professor Arthur Wienkoop.

Zur Tagesgeschichte.

Hagenbecks Tierpark in Berlin.

Karl Hagenbeck, dieser tatkräftige, weitsichtige und ener-
gische Praktiker auf dem Gebiete der Tierhaltung, ist im Be-
griffe in Berlin auf der Jungfernheide sein neuestes, großzügig
aufgefaßtes Tierparkunternehmen durchzuführen, nachdem
ihm hierbei weitgehende Unterstützung der Behörden, vor
allem der Stadt Berlin zugesagt wurde.

Man muß Respekt vor der Tatkraft dieses weitschauen-
den Mannes haben und man kann dem grofiangelegten Unter-
nehmen nur Erfolg wünschen, der wohl auch sicher zu
erwarten ist, wenn ein Mann wie Karl Hagenbeck an die
Ausführung eines solchen Planes geht.

Die Aufgabe, die Hagenbeck sich hier stellte, ist eine in
mehrfacher Beziehung hoch interessante. Sie ist interessant
für den Zoologen und Tierpfleger, der hier seine Tiere oft
abweichend von der Ausstellungsweise der zoologischen Gärten
vorführen und zeigen will. Ebenso interessant ist die Aufgabe
für den Architekten, der hier ganz eigenartige, nicht täglich
vorkommende Lösungen zu suchen hat, in denen die ver-
schiedensten praktischen Zwecke in eine künstlerisch befriedi-
gende und einwandfreie Form zu bringen sind. Besonders
interessant aber wäre diese Aufgabe für den Gartenkünstler,
der gemeinsam mit dem Architekten zu Rate gezogen werden
müßte und gemeinsam mit diesem zu schaffen hätte. Gerade
die Lösung der Aufgaben, die dem Gartenarchitekten hier er-
wachsen oder doch erwachsen könnten, scheint mir ebenso
wichtig, wie die Lösung der bautechnischen und baukünst
krischen Fragen. Das schwierige Problem des Tierparks und
zwar des schönen Tierparks ist wohl bis heute immer noch
nicht vollkommen gelöst.
 
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