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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0161

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XIV, 10

DIE GARTENKUNST.

153

Abb. 14. Villa Medici (Academia di Francia): Blick von der Terrasse auf Parterre und Casino. Photogr. Brogi.

gemahnt, der in kurzer Zeit aus handwerklicher Ge-
bundenheit zur freien Sicherheit des Könnens und zur
universalen Monumentalität des Stiles hinaufgewachsen
ist, selber die Verkörperung seiner Zeit. Gerade in
Villa Madama wie wohl in keiner anderen lebt das
Wesen dieser Epoche, der Generation, die in sturm-
windartigem, riesenschrittigem Aufstiege die klare Höhe
großer Kunst erreichte.

In der engeren Geschichte der Villen aber hat
dieses Werk, m. E., seine überragende Bedeutung
darin, daß es das erste ist, das als Villa einen
großen, einheitlichen Kompositionsgedan-
ken durchführt, in der Weite einer ganz freien Um-
gebung ausgedehnte Gartenanlagen mit einem großen
monumentalen Bauwerk zu einem prachtvollen Organis-
mus formt. Sie ist die Bahnbrecherin für die späteren,
die dann zwar noch über sie hinauskommen und die
Grundlage zu einer abermaligen Umbildung werden.
Aber keine von denen kann sich ihr an ursprünglicher
Größe des Gedankens vergleichen.

Die edelste unter den erhalten gebliebenen Villen
ist Villa Medici, die heutige französische Akademie,
auf dem Monte Pincio, hoch über der Stadt, einer der
stärksten Eindrücke für den Besucher Roms, da sie
durch Lage und Umgebung, wie durch sorgsame
Pflege noch besonders begünstigt wird. Die Anlage

selbst ist ganz einfach, aber durch ihre Konsequenz
und Strenge von höchster Vornehmheit. Durch die
Anordnung des Kasinos seitlich zur Längenausdehnung,
direkt auf der Besitztumsgrenze am Rand des Steil-
hanges, und quer zum Gefälle des Gartengeländes hat
man sich gleich zu Anfang die schönsten Gestaltungs-
möglichkeiten für den Garten ausgeschaltet. Aber dann
hat man das, was noch möglich war, so einfach und
eigenartig ausgenutzt, daß es uns heute, wie es dasteht,
als das Selbstverständliche erscheint. Offenbar hat
man den größten Wert darauf gelegt, daß das Kasino
nach der Stadt zu ganz frei und möglichst stark sicht-
bar sei. Darum variierte man das Vorbild der Villa
Madama so, daß man das Gebäude bis an den Rand
des nur aus zwei großen Terrassenflächen über steilen
Mauern bestehenden Grundstückes vorzog und mit dem
hohen Untergeschoß in die Stützmauer einsenkte, so
daß es da auf einem terrassenartig verbreiterten öffent-
lichen Wege aufsteht, hochragend über dem steilen
Hang. Diese Talfront, die nun gleichzeitig „Straßen-
front“ war, wurde dementsprechend als wuchtige Palast-
fassade, zwar einfach, aber in sehr edlen, großen Ver-
hältnissen ausgebildet, rechts und links eng gefaßt
durch die steilen Terrassenmauern. Das Ganze da-
durch doch in dem bei der Charakterisierung der
römischen Villen gekennzeichneten Sinn. Die hochge-
 
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