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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0162

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154

DIE GARTENKUNST.

XIV, 10

Abb. 15. Villa Medici (Academia di Francia): Ansicht der Terrasse. Photogr. Brogi.

legene Rückseite aber ist ganz als Kasino, als Garten-
palast behandelt, ungemein reich gegliedert und ge-
schmückt, und durch die bekannte Loggia vollends
leicht und anmutig gemacht. Es war ja eine stets
erfüllte Forderung, die Gartengebäude möglichst leicht
und anmutig, zierlich auszuführen. Zierlich allerdings
im Maßstabe jener Zeit, der z. B. für Geschoßhöhen
etwa doppelt bis vierfach so groß ist als der unsere.
Anmut und Zierlichkeit hängen ja von den Verhält-
nissen, nicht von den absoluten Größen ab. Nichts
war so sehr geeignet, einen heiteren, anmutigen Charak-
ter zu verleihen, als die Durchbrechung der massiven
Fassade durch eine Loggia, die gleichzeitig eine innige
Verbindung mit dem Außen, mit dem Garten herbei-
führte. Sie ist ein letzter Rest von dem Element,
das den Tempelbauten der Antike die höchste Schön-
heit gab: Die Auflösung der massiven Wände in die
Verkörperungen ihrer statischen Funktionen, welche
dem Baukörper eine unnennbare Klarheit gibt, ihn
lebendig macht und vor allem auch seine Räumlich-
keit zur höchsten Intensität steigert. Aus einem toten
Riesensteinblock, denn das ist jedes geschlossene Bau-
werk für das naive Auge, wird ein feinorganisiertes,
klares, lebensvolles Raumgebilde. Es ist nicht mehr
ein massiger Körper im lichten Raum, sondern es läßt
sich von ihm durchfluten, es wird zu seinem starken

Ausdruck, und es verbindet sich durch diesen lichten
Raum, der seine Glieder umspült, mit der Weite des
Raumes ringsum in einer Weise, wie sie vollkommener,
inniger überhaupt nicht denkbar ist. Das ist das Ge-
heimnis, warum die griechischen Säulentempel trotz
ihrer unerreichten straffen Insichgeschlossenheit so
harmonisch mit ihrer Umgebung Zusammengehen: Sie
verbinden sich mit ihr durch den lichten Raum. Diese
Wirkung findet sich dann in allen Arten von Säulen-
hallen und Bogengängen. Ja wenn wir weitergehen, so
finden wir, daß auch alle Arten der Hainpflanzung, die
grandiose Schönheit säulenstämmiger Forsten wie voll-
reifer Alleen, zum größten Teile letzten Endes auf
demselben Umstande beruht. Erst in zweiter Linie
wirkt dann die Art und Reinheit der Verhältnisse, die
Formen der einzelnen Glieder selbst und der Charakter
der Formen mit.

Die Gliederung des Gartens beschränkt sich darauf,
daß vor der Loggia zunächst ein offener Hof abge-
trennt ist, dahinter in gleicher Höhe ein Hecken-
Parterre, dessen einzelne Räume einst schöne Brunnen
schmückten inmitten von Blumenbeeten (Abb. 12 u. 13).
Heute werden sie durch große Oleanderbüsche, Ma-
gnolien, Palmen u. a. empfindlich gestört, auseinander-
gerissen, die Klarheit der Form verwirrt. Ein Glück,
daß die Hecken so schön geblieben sind und in ihren
 
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