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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0174

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166

DIE GARTENKUNST.

XIV, 11

Typus der Kasino- bzw. Terrassen-
anordnung geworden war, wird uns
hier ganz auffällig bemerkbar. Das
Gelände ist nämlich nur schwach
gewellt, so daß nicht nur keine
Notwendigkeit sondern eigentlich
auch keine rechte Möglichkeit vor-
handen war, das Kasino auf eine
Terrasse zu stellen und durch das
eingesenkte Untergeschoß mit ihr
zu verbinden. Man wollte aber
die Wirkung dessen nicht ent-
behren. So half man sich, indem
man die Geheimgärten seitlich,
wie sonst auf Terrassen, hier nur
auf einer schwachen Stufe anlegte,
und die Terrassenmauern einfach
durch hohe Umfassungsmauern
ersetzte, die das Gebäude ebenso
in den Flanken fassen wie jene und
ganz in der gleichen Weise die
Bildfläche herstellten (Abb. 22). Nur
Abb. 20. Neuer Garten des Quirinal. Aufnahme von W. Arntz. jst die Erscheinung des Kasinos

infolge des Fehlens eines dritten

Krone abgeschlossen, die Freiheit von allen anderen Rich-
tungen, vor einer großen Fläche, d. i. zumeist der Himmel,
die Herrschaft über eine Horizontale. Am nächsten
kommt ihnen die Pinie und unsere Kiefer, aber diese
sind schon bedeutend neutraler und anpassungsfähiger.

Das typischste, erhaltene Beispiel für die Vorstadt-
villen des reifen Barocks ist die Villa Borghese. Sie
besitzt noch die ganze Weitläufigkeit, die geringe Organi-
sation und Konzentration. Ja, die Gegenwart bemüht
sich, sie noch mehr aufzulösen durch
Umänderungen, Bauten usw. Man
fühlt förmlich noch nach, wie die
Leute die Unübersehbarkeit der
grünen Massen, die Unendlichkeit
der Spaziergänge, den Schatten der
Haine, das Rauschen der Brunnen,
die Freude an dem vielerlei Getier
genossen, ebenso hoch vielleicht
werteten als die unvergleichlichen
Kunstschätze, die das um diese
Zeit vielfach zur bloßen Galerie ge-
wordene, aber als solche noch präch-
tiger als je ausgeschmückte Kasino
barg. Man kann sich lebhaft vor-
stellen, wie hier eine schon steif
würdig auftretende Gesellschaft mit
kindlichen Scherzen und Pikanterien
sich ebenso ergötzte, wie mit ge-
lehrten Unterhaltungen, wie da die
schweren Prachtkutschen rollten,

Reiter trabten, Damen mit ihren
Galanen lustwandelten und lustige
Jugend um die Brunnen saß.

Wie ausgeprägt inzwischen der Abb. 21. Blick auf den Palatin. Von W. Arntz.

Geschosses eine viel angenehmere, noch wesentlich
verschönt durch die hier die Vorderseite öffnende
Loggia, die im Verein mit den beiden Türmchen eine
genügende Tiefenwirkung ergibt. Es fällt auch auf,
daß hier kein weiträumiger Gartenteil vorgelagert ist,
wie er sich in der etwas späteren Villa Doria wieder
findet, sondern daß auf einen verhältnismäßig kleinen,
von einer sehr reichen Balustrade mit Bänken um-
säumten Vorhof (Abb. 23) nur die Zufahrtsallee der
 
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