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Die Gartenkunst — 14.1912

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Encke, Fritz: Das gärtnerische Ausstellungswesen: Vortrag
DOI Artikel:
Hörmann, Reinhard: Die künstlerische Ausbildung des Gartenarchitekten: Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0240

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XIV, 15

DIE GARTENKUNST.

233

des Gartenbaues einschließlich der Gartengestalter eine
geeignete Vertretung schaffen.

Ein erster praktischer Schritt hierzu sind die ge-
meinsamen Veranstaltungen der diesjährigen Garten-
bauwoche und des heutigen ersten deutschen Gärtner-
tages. Er möge der Ausgangspunkt werden für eine
ständige gemeinsame Vertretung des gesamten Garten-
baues, zusammengesetzt aus den Männern, welchen die
einzelnen Zweige und Betriebsformen ihr volles Ver-
trauen schenken. Diese möge dafür sorgen, daß die
Gartenbauausstellungen ein getreues Bild bieten der
Fortschritte, welche der deutsche Gartenbau mit Stolz
verzeichnen kann, auf daß sie dienen zur Förderung
des Gartenbaues und zum Nutzen der Aussteller.

Die künstlerische Ausbildung des Garten-
architekten.

Vortrag des Gartenarchitekten Reinh. Hoermann, Düsseldorf,
gehalten am n Juni 1912
auf dem ersten Deutschen Gärtnertag in Bonn.

Es ist anscheinend eine Frage, welche nur die
verhältnismäßig kleine Gruppe der Gartengestalter
interessiert, in Wirklichkeit ist dies aber eine Frage,
welche die rege Beachtung des ganzen Berufs bean-
spruchen muß.

Für eine möglichst vollkommene Ausbildung der
Männer Sorge zu tragen, denen es obliegt, die vielge-
staltigen Grünanlagen praktisch und künstlerisch zu
gestalten und zu unterhalten, jener Grünanlagen, in
denen all das mannigfaltige Material, welches der
Gartenbau heranzieht, zur Verwendung gelangt, ist
eine hervorragende Pflicht der gesamten deutschen
Gärtnerschaft, nicht nur die einer einzelnen Gruppe.

Die künstlerische Erziehung des Gartenarchitekten
stellt ein Problem von großer Wichtigkeit für unseren
Beruf dar. Es ist dies eine Aufgabe, zu deren end-
gültiger Lösung noch ein weiter, mühsamer Weg zu-
rückzulegen ist. Die Auffassungen und Meinungen
über die Art und Weise und über die Wege, welche
am sichersten zu diesem Ziele hinführen, gehen heute
noch weit auseinander. Es ist ein außerordentlich
schwieriges, aber unter Umständen auch ein außer-
ordentlich lohnendes Bemühen, hier den richtigen Weg
zu suchen und zu finden, und deshalb erscheint mir
eine ausgiebige Erörterung gerade dieses Problems von
größter Wichtigkeit.

Bisher lag die technisch-künstlerische Ausbildung
des Gartenarchitekten, sowohl des selbständigen als
auch des beamteten, zugleich mit der Ausbildung des
Pflanzenzüchters und des Obstbauers lediglich bei den
Gartenbauschulen. Erst in der neueren Zeit hat man
versucht, auch andere Wege zu beschreiten, diese
Wege sind aber noch so neu, daß man darauf ein ab-
schließendes Urteil nicht aufbauen kann. Interessant
ist jedoch die Beobachtung, daß anscheinend manche
Absolventen unserer Gartenbaulehranstalten — und es

sind meist nicht die schlechtesten — das Gefühl haben,
ihre künstlerische Ausbildung sei noch mangelhaft und
bedürfe der Ergänzung und Vervollkommnung.

Wenn wir die Entwickelung des kulturellen Le-
bens, die Entwickelung der Kunst und des Kunstge-
werbes, wie sie in den letzten beiden Dezennien vor
sich ging, betrachten, so sehen wir mit großer Freude
und Genugtuung, wie auch die Gartenkunst an dieser
Entwickelung lebhaften Anteil genommen hat, wie sie
zu einem ganz neuen Leben aufblühte und wie sie
auch in der Beachtung, Achtung und Anerkennung
der Allgemeinheit gewann. Der Gartenkunst und dem
Gartenkünstler sind in unserem modernen kulturellen
Leben recht gewichtige und stets sich mehrende Auf-
gaben überwiesen, die an die vielseitige Leistungs-
fähigkeit des Gartengestalters recht hohe und bedeu-
tende Forderungen stellen.

Die erste Forderung, die man an einen auf der
Höhe stehenden Gartenarchitekten, gleichviel, ob er
selbständig im Erwerbsleben oder ob er in beamteter
Stellung seinen Beruf ausübt, stellen muß, ist ein um-
fassender Grad allgemeiner Bildung.

Ich möchte hier darauf hinweisen, was der be-
kannte Architekt Prof. M. Dülfer auf dem großen inter-
nationalen Architektenkongreß in Rom im Oktober
des Vorjahres über die Ausbildung des Architekten
sagte. Seine Ausführungen können n. m. E. ohne die
geringste Einschränkung auf die Ausbildung des Gar-
ten-Architekten Anwendung finden. Auch Dülfer for-
dert für den Architekten als unentbehrliche Grundlage
ein ausgedehntes Maß allgemeiner Bildung und be-
gründete seine Forderung in nachstehender Weise.
„Anders (also ohne diese Bildung) wird es ihm (dem
Architekten) nicht möglich sein, sich in dem Wust
moderner künstlerischer Probleme zurechtzufinden.
Nicht als Selbstzweck möchte ich diese Bildung for-
dern, sondern als ein Mittel, das Wahre vom Falschen,
den fruchtbaren Entwickelungskeim vom wilden Schöß-
ling zu unterscheiden. Wir brauchen einen Nachwuchs,
der sich von Modeströmungen nicht verleiten läßt, der
andererseits befähigt ist, über die Grenzen des schul-
mäßig Gelernten hinauszusehen und die Ansätze zu
neuen Entwickelungen zu erkennen und wenn sie ihm
verwandt sind, zu pflegen und auszubilden.“ So Dülfer.
Ich habe diesen Worten, auf den jungen Gartenarchi-
tekt angewendet, kaum etwas Wesentliches hinzuzu-
fügen. Jeder, der offenen Auges im Leben steht, muß
die Berechtigung dieser Forderung ohne weiteres an-
erkennen. Betrachten wir z. B. den Leiter der Garten-
Verwaltung einer unserer Großstädte oder die Tätig-
keit eines vielbeschäftigten, selbständigen Gartenarchi-
tekten, so müssen wir ohne weiteres anerkennen, wie
vielfältig die zu lösenden Aufgaben sind und wie mit
allen möglichen Gebieten sich Berührungspunkte er-
geben, so daß nicht nur künstlerisches und technisches
Können, sondern auch ein hohes Maß von Allgemein-
bildung vorhanden sein muß, um den gestellten Auf-
gaben das richtige Verständnis entgegen zu bringen.
 
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