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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arnold, R.: Schloß Corvey
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Arnold, R.; Hoemann, Reinhold: Die künstlerische Ausbildung des Gartenarchitekten: eine Äußerung zum Vortrage des Gartenarchitekten Herrn Reinh. Hoemann, Düsseldorf; [und Erwiderung von Hoemann]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0261

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254

DIE GARTENKUNST.

XIV, 17

Abb. 2. Schloß Corvey: Der nördliche Turm.
Aufnahme von R. Arnold.

Der Blitz hat sie mehrmals getroffen, aber noch grü-
nen sie weiter und ihre Stämme geben dem Kreuze
einen wahrhaft monumentalen Rahmen. —

Die eigentlichen Gärten sind einfach und stechen
merkwürdig ab gegen die reiche und sinnreiche Aus-
gestaltung der Gartenportale (Abb. 6). Buxfassungen
begrenzen den Weg und auf den seitlichen Rabatten
wachsen in malerischem Durcheinander Beerensträu-
cher und Rosen, Blütenstauden und Küchenkräuter.
Aber alles das paßt zu dem verlassenen, verwitter-
ten Schloß und zu der tiefen Ruhe, die über dem
Ganzen liegt; man erwartet nichts anderes. Die eigen-
artige Poesie dieser Gärten hat uns F. Hoffmann-
Fallersleben d. J. geschildert, ein Enkel des Dichters,
der in Corvey begraben liegt (Türmer XIV. Jahrg.
Heft i):

„Ein verschilfender Teich träumt hinter dem
Schlosse, in dessen Röhricht die Blesshühner klagen.
Tief in den Bäumen versteckt liegt ein altes Barock-
häuschen (Abb. 8) mit weißen Fensterkreuzen und
grünem Weinlaube, einer breiten Freitreppe, kegel-
förmig geschnittenen Lorbeerbäumen, mit verschnör-
kelten Wappen und weitgeschweiften Gesimsen. Hier
blüht ein Garten in sommerlicher Fülle. Die Rosen
verhauchen einen starken, süßen Duft, und ihre ab-
gefallenen Blätter bilden große, leuchtende Farben-
tupfen auf dem grünen Rasengrunde. Weitblütige
Malven stehen dort, von Bienen umschwärmt, elfen-
beinfarbene Spiräe ragt auf dünnen, roten Stengeln
hervor, und mattblaue Glysinen blähen sich an ge-
wundenen Stielen. Aus weitaufgesperrten, tiefroten
Blütenrachen züngelt zarter Staubfäden zitterndes Ge-
wirr, und der schwermütig süße Geruch des bunt-
schillernden Phlox mischt sich mit der scharfen Würze
des Salbeibusches. Und im Frühling schimmern Hun-
derte weißüberstäubter Blütenbäume.

Aber wenn im Herbst der Wildwein an den Mauern
glüht und die Silberfäden der Marienheide an den
Gräsern hängen, des Efeus tiefgrünender Mantel in
dem Schimmer der scheidenden Sonne leuchtet, dann
meint man auf fernen Inseln zuweilen unter fremden,
traumhaft schönen Sternen.“ —

Die künstlerische Ausbildung des Garten-
architekten.

Eine Äußerung zum Vortrage des Gartenarchitekten Herrn
Reinh. Hoemann, Düsseldorf,
gehalten auf der Gartenbauwoche in Bonn.

Der in Nr. 15 der „Gartenkunst“ wiedergegebene
Vortrag des Herrn Hoemann, Düsseldorf, ist von einem
erfreulichen Idealismus und Optimismus getragen.

Und wenn ich mir auch dessen bewußt bin, daß
ohne diese Eigenschaften ein weit gestecktes Ziel nicht
zu erreichen ist, so halte ich mich doch für verpflichtet,
mit einigen praktischen Momenten das Gebiet der
künstlerischen Ausbildung des Gartenarchitekten zu
beleuchten. Ich halte mich dazu für verpflichtet, —
denn seit 2 Jahren hat auf diesem Gebiet nur eine
einzige Richtung das Wort, und das ist nicht gut.
Wir wollen alle das Gute. Das Beste wird entstehen,
wenn sich durch Diskussion die Ansichten klären, und
auf den nächstliegenden Gebieten eine Einigung erzielt

Abb. 3. Schloß Corvey: Großer Durchblick.
Aufnahme von R. Arnold.
 
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