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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arntz, Wilhelm: Gartenkunst, [1]
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Mitteilungen aus der Tagespresse
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Zur Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0307

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300

DIE GARTENKUNST.

XIV, 19

kleinsten, streng umrahmten Raumteil die zartesten,
intimsten Natureindrücke oder Kompositionen dar-
stellen, ohne den störenden Verdacht des Vortäuschens
tatsächlicher Natur zu erwecken. Die niederziehenden
illusionvernichtenden Kompromisse mit realen Funk-
tionen sind ausgeschaltet.

Das einzigartige, bestimmende Material, die leben-
dige Pflanze, eben die letzte Ursache des Formstreites,
läßt sich vielleicht auf keine andere Weise so voll
und charakteristisch, in so unerschöpflichem Reichtum,
solcher Feinheit der Abwägung zur Geltung bringen
wie hier. Naturalismus und Impressionismus, der
ganze Geist der neuen Zeit, haben auch da neue Quellen
springen lassen, und nicht nur die Probleme, sondern
auch die Ausdrucksfähigkeit wesentlich vertieft und
bereichert. _ (Fortsetzung folgt.)

Mitteilungen aus der Tagespresse.

Ein Heimatpark in Jütland. Eine der naturschönsten däni-
schen Gegenden, die Räbild-Bakker unweit der Stadt Aal-
borg (in Nord-Jütland), ist vor einiger Zeit vom König Christian X.
in Gegenwart der Minister, des Reichstagspräsidiums und vieler
Würdenträger zum „dänisch-amerikanischen National-
park“ eingeweiht worden. Dem feierlichen Akt wohnten etwa
ioooo Dänen und Dänisch-Amerikaner bei.

Der Nationalpark ist eine Schenkung an den dänischen
Staat von einer Anzahl vermögender Dänisch-Amerikaner, die
sich die Aufgabe gestellt hatten, einen Teil der jütländischen
Heide der Nachwelt „unverfälscht“ zu überliefern. Die Heide
und das Heidekraut sind es, die der jütländischen Halbinsel
von altersher ihr eigentümliches und reizvolles Gepräge ver-
liehen haben. Im Laufe der letzten Jahrzehnte aber haben
die Bebauung bisher unfruchtbarer Strecken und die großen
Fortschritte der modernen Landwirtschaft zur Folge gehabt,
daß immer größere Gebiete ursprünglicher jütländischer Heide-
natur verschwunden sind. Die Dänisch-Amerikaner, die ihr
altes Vaterland in regelmäßigen Zwischenräumen zu besuchen
pflegen, befürchteten nun, daß die jütländische Halbinsel nach
und nach ihren ursprünglichen landschaftlichen Charakter ganz
und gar einbüßen würde, und so beschlossen sie, die herrliche
Gegend der Räbild-Bakker zu erwerben, um deren Fortbe-
stand als eine echt jütländische Landschaft auf immerdar
sichern zu können.

Ein Ausschuß, dessen Ehrenvorsitzender der Präsident
Tafft selbst ist, hat vor einigen Tagen dem König Christian X.
als den obersten Vertreter des dänischen Staats die Urkunde
über die unentgeltliche Übertragung der Räbild-Bakker über-
reicht. Der König nahm die Schenkung unter Hinweis darauf
in Empfang, daß sie ein schönes Zeugnis der Gefühle sei,
womit die nach Amerika ausgewanderten Dänen noch an ihrem
alten Vaterland hängen.

Eine Pariser Ausstellung für Gartenkunst. Die Franzosen
erinnern sich, daß sie zu den größten Gartenkünstlern
der Welt gehörten. Wir haben im Frühjahr schon von dem
bescheidenen Versuch berichtet, den die Sociöte Nationale des
Beaux Arts in ihrem Salon gemacht hatte, einen modernen
Stil für Gartenschmuck zu finden. Sie hatte das Vorgärtchen
des Grand Palais den Bildhauern überlassen, die es ein bißchen
aufs Geratewohl mit Skulpturen füllten. Der Versuch war
durch seine Idee jedenfalls interessanter als durch seine Aus-
führung. Die Reformbewegung, die sich seit einigen Jahr-
zehnten über alle Gebiete künstlerischen Schaffens ergossen
hat, ist vor den Gärten stehen geblieben. Man hat die Gärten
vollkommen den Blumenzüchtern und deren Wunderwerken
überlassen. Wohl gibt es in Frankreich „architectes-paysagistes“,
die zu ihren Villen und Schlössern Gartenlandschaften „bauen“.

Die wenigen Vertreter des Berufs sind jedoch in einer etwas
kindlichen Nachahmung stecken geblieben. Vor einigen Jahren
traf ich einen solchen „Landschaftsbaumeister“ im Dauphine,
auf dem durch seine Alpenflora berühmten Lautaret. Er
kopierte dort einfach eine der herrlichen Hochwiesen, um sie
mit Hilfe eines Lyoner Gärtners im Park eines Reimser
Champagnerfabrikanten zu reproduzieren. Das ist der Na-
turalismus der Gartenkunst, der auf eigene Erfindung ver-
zichtet. Darum handelt es sich auch nicht, wenn die Union
Centrale des Arts Decoratifs und die Societö des Amateurs
de Jardins für nächstes Frühjahr eine Ausstellung für
Gartenkunst vorbereiten. Man will versuchen, eine alte und
einst sehr hochstehende französische Tradition wieder aufleben
zu lassen. Der äußere Anlaß ist der 300. Geburtstag von
Lenötre, dem Schöpfer der Anlagen von Versailles, der im
Mai begangen werden soll. Die Ausstellung wird aus einer
retrospektiven Abteilung im Pavillon de Marsan und aus einer
modernen in den Gärten des Schlößchens Bagatelle im Bois
de Boulogne bestehen. Die erste Abteilung wird hauptsächlich
alte Pläne, Bilder, Tapisserien enthalten, auf denen die Ent-
wickelung der Gartenkunst zu erkennen ist. Was in Bagatelle
geschehen wird, muß abgewartet werden. In größerem Maß-
stabe kann da freilich kaum gearbeitet werden. Am Ende ist
die Gartenkunst auch etwas, was sich nicht durch Ausstellungen
fördern läßt. Dazu gehört wie für die Architektur der Mäcen,
der Staat oder die Städte, die große Aufträge geben können.
Auf jeden Fall hegen die Veranstalter die Absicht, den
„modernen Garten“ in ihrer Ausstellung ans Licht zu bringen.

Zur Tagesgeschichte.

In No. 13 S. 204 der Gartenkunst erschien unter „Tages-
geschichte“ ein kurzer Artikel über einen neuen Naturschutz-
park. Die Gartenkunst hat den Bestrebungen zur Einrichtung
derartiger Reservate stets fördernd gegenüber gestanden, auch
ist die „D. G. f. G.“ Mitglied des Vereins Naturschutzpark,
Stuttgart. Die Schriftleitung d. G. berichtet dementsprechend
tunlichst über alle Maßnahmen und Fortschritte, welche die
Bestrebungen auf diesem Gebiete machen, so auch in dem
fraglichen Artikel auf Seite 204. Der Artikel wurde der Tages-
presse entnommen und wohl durch ein Versehen, wurde dies
nicht mitgeteilt, auch hat es die Schriftleitung unterlassen in
einer Fußnote zu dem Schriftsatz Stellung zu nehmen, weil
er in durchaus wohlwollender Weise den Naturschutz - Be-
strebungen zustimmt. Allerdings enthält der Artikel einen
Satz, der verlangt, daß bei all diesen Bestrebungen berück-
sichtigt werden muß, daß der geregelte Forstbetrieb nicht
leiden darf. Hierauf bezugnehmend bringt der Kosmos einen
Artikel „Eine unnötige Mahnung“, er bezeichnet die in unserer
Notiz enthaltene Mahnung als gänzlich überflüssig und die darin
vertretene Meinung als eine außerordentlich kleinliche. Es
mag sein, daß die Mahnung des uns unbekannten Autors nach
Lage der Dinge heute noch nicht nötig ist und vielleicht besser
unterblieben wäre, aber aus derselben im Zusammenhang mit
dem andern Inhalt eine Gegnerschaft gegen die Naturschutzpark-
bestrebungen zu konstruieren und den hier vertretenen Stand-
punkt (vermutlich der eines staatl. Forstbeamten) als unbe-
greiflich kleinlich zu bezeichnen, erscheint doch unangebracht.
Wir lesen aus dem Schriftsatz nur wohlwollende Förderung der
Naturschutz Bestrebungen heraus, eine Förderung allerdings,
die sich im Bereiche des Erreichbaren und Möglichen halten
will, und weil wir diese Förderung der Bestrebungen heraus-
lesen und nicht eine Gegnerschaft, deshalb haben wir dem
Schriftsatz Aufnahme in unserem Blatte gewährt und sind
wirklich erstaunt, daß man nun das Gegenteil von dem, was
gewollt und beabsichtigt war, herauslesen will.

Bleyer, Parkdirektor in Branitz, Ehrenmitglied der „D. G.
f. G.“, wurde vom Kaiser durch Verleihung des Roten Adler-
ordens IV. Klasse ausgezeichnet.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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