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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der "D. G. f. G." nach Frankreich, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0308

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XIV, 20

DIE GARTENKUNST.

301

Erinnerungen an die Studienreise der „D. G. f. G.“ nach Frankreich.

Von Reinhold Hoemann, Düsseldorf.

(Fortsetzung.)

Von dem Schlößchen Bagatelle führten uns die
Automobile in die Privatanlagen von Mr. Jules Potin.
Wie überall in Frankreich, so wurden wir auch hier,
wenngleich der Besitzer nicht anwesend war, in
liebenswürdig gastlicher Weise empfangen, geführt
und bewirtet, auch hier sei nochmals herzlicher Dank
dem Gastgeber ausgesprochen. Ich war und mit mir
wohl viele andere äußerst gespannt eine neuzeitliche
Schöpfung französischer Gartenkunst zu sehen, be-
dauernd muß ich gestehen, daß das hier Gesehene
meinen Erwartungen nicht entsprach. Ohne rechte
Beziehung zum Hause war eine große Hauptachse im
Garten durchgeführt. Auf verhältnismäßig kurzer
Strecke wurden auf dieser Mittelachse verschiedene
Punkte besonders betont. Da waren in ganzer kurzer
Folge auf der Mittelachse aufgereiht eine plastische
Springbrunnengruppe, eine Musa als Solitairpflanze,
eine naturalistisch behandelte Quellenanlage, eine deko-

rative Vase und schließlich eine Gartenstatue. Diese Häu-
fung von Motiven machte das Bild außerordentlich un-
ruhig, zu viel Blumen, zuviel Einzelpflanzen, zu viel Mittel-
gruppen, zu viel Beete, zu viel Farbe, zu viel Formen, nir-
gends aber ein Motiv einheitlich ruhig durchgeführt, es
war schade, daß hier Rhythmus und Harmonie fehlten;
Weniger wäre hier Mehr gewesen. Auch die sehr
sorgfältige Unterhaltung kann solche Fehler nicht zu-
decken. Einen Vergleich mit den später gesehenen,
klassischen Werken Lenötrescher Gartenkunst konnte
diese Schöpfung nicht aushalten. Besser als meine
Worte wird eine Prüfung der beiliegenden Abbildungen
die Richtigkeit meiner Ausführung bestätigen. Eine
Eigenart war in technischer Beziehung bemerkenswert,
wenn auch im vorliegenden Falle nicht gerade schön.
Es ist die Überbrückung des Wasserbeckens durch
ganz einfache Steinblöcke, die in Schrittweite ausein-
ander liegen und deren Trittfläche nur wenige cm aus

Gartenanlage des Herrn Jul. Potin, Paris. Nach einer Aufnahme von Ad. Mertens, Erfurt.
 
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