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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der "D. G. f. G." nach Frankreich, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0310

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XIV, 20

DIE GARTENKUNST.

303

Stadtgärtnerei Paris (Auteuil): Großes Palmenhaus.

Berthold, Wiesbaden.

den breiten Fahrwegen, viele Reiter belebten die
Reitwege, auf den Fußwegen drängte und wogte eine
schier unabsehbare Menschenmenge und wo im Walde
nur ein Plätzchen sich bot, auf dem man sich lagern
konnte, da lagerte man in zwanglos ungenierter
Weise, die Männer meist hemdsärmelig, die Frauen
oft strickend oder stickend, und über dem allen eine
feine graue Staubwolke, die auch das grüne Laub-
werk der Eichen mit feinem grauem Überzug über-
sponnen hatte. Alles spielte sich sehr harmlos und
friedlich ab, und ich staunte über
die Anspruchslosigkeit der Groß-
städter. Oft drängte sich beim An-
schauen dieses Stadtwaldes im Ver-
gleich zum Hyde-Park, im Vergleich
ferner zu unseren neueren Volks-
parkbestrebungen nun die Frage
auf, wie dient man nun im Stadt-
park den Bedürfnissen einer großen
Volksmasse am besten: mit einem
Stadtwalde wie das Bois de Bou-
logne, einem Park so wie der
kombinierte Hyde-Park und Ken-
sington-Park oder mit solchen Park-
schöpfungen moderner Art, wie sie
etwa in Cöln, Frankfurt, Hamburg
oder Berlin im Entstehen begriffen
sind. Ich muß sagen, das Bois de
Boulogne erschien mir am wenigsten
von allen als Ideallösung. Das Bois
ist kein Wald, kein Hain, kein
Park, kein Garten, sondern ein
Mittelding zwischen alledem und
eigentlich nach keiner Richtung hin
vollkommen befriedigend. Gut und
schön sind die vielen gut gepflegten

Fahr-, Reit- und Promenadenwege,
und am schönsten ist das Bois
dort, wo der Wald am reinsten,
also ohne störende Zutaten, in Er-
scheinung tritt, schlechter, bedeu-
tend schlechter wird es da, wo man
zuviel gärtnert. In der Nähe der
Seen sahen wir sogar die für Paris
anscheinend unentbehrlichen Tep-
pich- und Blumenbeete, die erstens
an und für sich schlecht sind und
schlecht wirken und zweitens in den
Wald so wenig hineinpassen wie nur
irgend etwas. Wenn man in so
großen Volksparks Blumen und
Blumenschmuck zeigen will, und
dieser Wunsch ist durchaus be-
rechtigt, so schaffe man abge-
schlossene Blumengärten in den
großen Parks, wo man die Blumen
konzentriert und in regelmäßige
Beetform, die gut in das Garten-
ganze eingeordnet ist, zeigt. Die Blume und speziell die
Kulturblume gehört in den Garten und nicht in den Wald,
auch nicht in diesen Parkwald. Die Spielwiesen, wie sie
der Hyde-Park so vorzüglich aufweist, Wiesen mit hain-
artigem Baumbestand am Rande, ohne jedwedes Unter-
holz sah ich auch nicht, vielleicht gibt es solche, die
ich nicht sah, aber jedenfalls sind sie nicht so reichlich
da, wie sie da sein müßten, dafür sah man künstliche
Hügel, Wasserfälle, Felsen etc., die ich gerne entbehrt
hätte. Wir fuhren durch das Bois zu einem Cafe

Aufnahme von kgl. Hofgärtner

Aufnahme von Gartendirektor

Felspartie mit Wasserfall im Bois de Boulogne.

Potente, Potsdam.
 
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