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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der "D. G. f. G." nach Frankreich, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0314

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XIV, 20

DIE GARTENKUNST.

307

Fontänenanlage im Jardin de Luxembourg zu Paris.

der Mittelachse des Schlosses weithin die Hauptachse
weiterführt, ist von vierzeiligen hohen Rüsternalleen
umsäumt, man ließ den Rüstern aber nicht ihren
natürlichen Wuchs, sondern über dem Rasenstreifen
und in der Mitte der Vierzeileralleen schnitt man
dieselben auf, so daß über dem Rasenstreifen und der
Mittelallee der helle Himmel in geradlinig, scharf
gegrenztem Laubmassen liegt. Diese Methode ist, wie
wir später feststellten, in Frankreich sehr beliebt,
manches Mal wird sie zur Schablone und wirkt durch-
aus nicht immer günstig, hier aber war die erzielte
Wirkung eine durchaus befriedigende. Auf dem oben
erwähnten langen Rasenstreifen standen Statuen und
Bildsäulen, aber so weit voneinander entfernt, daß die
Häufung nicht störte, sehr störend wirkten aber die
Solitairpalmen, welche man glaubte nun noch zwischen
die Gartenplastiken stellen zu müssen. Auch im übrigen
Parkteil waren Standbilder reichlich angebracht, oft mit
wirklich gutem Blick für richtige Stellung. Ein sehr impo-
santes Schmuckstück des Gartens ist die ebenfalls in
Renaissanceformen gehaltene „Fontaine de Medicis“ mit
ihrer Kaskade, von alten Platanen malerisch überwachsen.

Am Haupteingange zum Luxemburg-Garten vom
Boulevard St. Michel ist der den Baumhainen vorgelagerte
Parkteil unregelmäßig malerisch behandelt, dann aber mit
einer überreichen Anzahl von Blumen- und Teppichbeeten
übersät. Beetanlagen, noch dazu sehr häßlich, aber not-
wendigerweise mit einem dichtem Bindfadennetz gegen
die Zerstörung durch Sperlinge gesichert. Man weiß
an zuständiger Stelle anscheinend, daß diese Beet-
anlagen da nicht hingehören und dem geläuterten Ge-
schmack direkt widerwärtig sind, trotzdem macht
man dem Durchschnittspublikum, welches die Beete
liebt, diese Konzession.

Es ist dieselbe Methode, welche ich im Vorjahre
bei Beschreibung des Homburger Kurparks tadelte und
welche ich auch hier tadeln muß. Man kann dem
Publikum Blumen auch in guter, richtiger Weise vor-
führen, ich glaube sogar, man würde, wenn man dies
konsequent durchführte, auch im Publikum bald ein-
sehen, daß die frühere Art und Weise die schlechtere
ist, die verdient, beseitigt zu werden.

Es sind, wie der Plan zeigt, noch einige soge-
genannte landschaftliche Parkteile im Luxembourg-
 
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